Mülheim. Ein Bauvorhaben an der Otto-Pankok Straße in Mülheim-Saarn hat viel Streit gebracht. Im Herbst 2021 sollen drei neue Häuser bezugsfertig sein.
Im Herbst 2021 soll zu einem (guten) Ende gebracht sein, was in der Nachbarschaft an der Otto-Pankok-Straße schon vor sieben Jahren auf erbitterten Widerstand gestoßen war: Die Concept Wohnungsbau aus Essen lässt im Herzen von Dorf Saarn zurzeit drei Häuser errichten, die Vermarktung läuft bereits.
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„Ein Dorf wehrt sich“, hieß es, als im September 2013 erste Pläne für die Bebauung auf der rund 3500 Quadratmeter großen Freifläche bekannt wurden. Das Rheinberger Immobilienunternehmen Markus Pionke wollte drei Gebäude mit Eigentumswohnungen bauen. Anwohner gingen auf die Barrikaden, beklagten, dass die neuen Bauten nicht ins Umfeld mit seinen zahlreichen denkmalgeschützten Häusern passten. Auch äußerten sie ihre Sorge um den Fortbestand einer denkmalgeschützten Mauer am Grundstück. Eine Initiative zum Schutz des historischen Dorfkerns sammelte hunderte Unterschriften gegen das Bauprojekt.
Ursprünglicher Investor meldete 2015 Insolvenz an
Die Stadtverwaltung genehmigte das seinerzeit mit einer Investition von acht Millionen Euro kalkulierte Vorhaben aber im Februar 2014. Gerichte teilten die Einschätzung der Stadt. Los ging es aber doch nicht: Investor Pionke, der Millionen auch in das Ensemble der denkmalgeschützten Troostschen Weberei in der Innenstadt stecken wollte, meldete 2015 Insolvenz an.
Ein Bauunternehmen aus Krefeld kaufte das Grundstück in Saarn, gab ob des juristischen Widerstandes aus der Nachbarschaft aber entnervt auf, wie es heute heißt. Schließlich stieg die Essener Concept Wohnungsbau GmbH ein, übernahm die Baugenehmigung und ist zwischenzeitlich gestartet mit dem Bau.
„Es wird keine Blockbebauung mit einem Staffelgeschoss oben drauf“
Hatte es im November schon wieder Kritik aus der Nachbarschaft gehagelt, etwa weil der Baustellenverkehr das Pflaster der Otto-Pankok-Straße zerstöre, sehen die zwei mit der Vermarktung beauftragten Unternehmen Immobilien Goymann & Görgen sowie Pro Casa Immobilien aus Essen die Situation aktuell befriedet.
Zustand des Pflasters ist dokumentiert
Einen Teil der gepflasterten Otto-Pankok-Straße hat der Bauherr zum Schutz vor Schäden durch den Baustellenverkehr mit einer Kunststoff-Überfahrt gesichert. Allein dies habe 150.000 Euro gekostet, heißt es seitens der Makler. Der Ist-Zustand des Pflasters sei dokumentiert. Für Schäden, die der Baustelle zuzurechnen seien, werde der Bauherr aufkommen.
„Die Baustelle wird immer aufgeräumt, ist sauber“, sagt Pro-Casa-Inhaber Christian Kirchholtes, dass „der Bauunternehmer von vornherein daran gearbeitet hat, die Belastungen für das Umfeld so gering wie möglich zu halten“.
„Es wird keine Blockbebauung mit einem Staffelgeschoss oben drauf, der architektonische Stil bettet sich harmonisch ins Dorf Saarn ein“, sagt Michael Jansen, Mitgesellschafter bei Goymann & Görgen. Hinten heraus bleibt die Streuobstwiese erhalten, die denkmalgeschützte Mauer ist abgebaut, sei Stein für Stein nummeriert und eingelagert, um sie später wieder aufbauen zu lassen. Ein eben solches Verfahren ist von der Sanierung von Schloß Broich bekannt. Es soll lediglich eine Lücke geben für die Zufahrt zu einer Tiefgarage mit 23 Stellplätzen.
Günstigste Wohnung kostet 300.000, teuerste eine Million Euro
Mit 23 Stellplätzen für 14 Wohnungen glaubt der Investor dem Parkdruck im Quartier zu entsprechen. In den drei, jeweils zweigeschossigen Gebäuden sollen im Herbst 2021 Eigentumswohnungen bezugsfertig sein, die in ihrer Größe zwischen 62 und 187 Quadratmetern variieren. Am Markt sind sie für 334.000 bis gut eine Million Euro. Als Extras werden Lifts für alle Etagen und eine Smart-Home-Ausstattung angepriesen. Penthäuser sollen mit Sauna ausgestattet sein.
„Wir sind schon im Endspurt der Vermarktung“, sagt Jansen. Acht Wohnungen seien verkauft oder reserviert. Interessenten kämen insbesondere aus dem nahen Umfeld, eine Verwurzelung in Saarn spiele eine große Rolle, ergänzt Christian Kirchholtes, Inhaber von Pro Casa Immobilien.
Bauaufsicht: Aktuell keine Beschwerden mehr von Anwohnern
Ob am Ende auch alle Bedenken von Nachbarn zerstreut sein werden? „Zu 90 Prozent“, ist sich Kirchholtes sicher. Axel Booß, Leiter des Bauordnungsamtes, sagte am Freitag: „Es ist ruhig geworden. In letzter Zeit haben wir als Bauaufsicht keine Beschwerden mehr bekommen.“ Ein Anwohner habe beklagt, dass ein Kran über sein Privatgrundstück ausschwenke. Das sei aber keine Sache der Bauaufsicht, sondern eine privatrechtliche Angelegenheit.