Mülheim. . Es wird eine Denkmal-Rettung mit Kompromissen werden: Die Investor-Pläne für die wirtschaftshistorisch bedeutsame Troostsche Weberei in Mülheim werden mit leichten Änderungen nun noch einmal der Öffentlichkeit präsentiert. Es ist ein Baustart im Sommer 2015 angepeilt.
Die lange von Streit geprägten Planungen für den Teilerhalt der denkmalgeschützten, verfallenen Troostschen Weberei im Luisental haben die nächste Hürde genommen: Vom 8. Dezember bis zum 23. Januar werden die Pläne des Investors im Technischen Rathaus ausgelegt, damit Bürger noch einmal Stellung beziehen können.
Planungsdezernent Peter Vermeulen hatte die Politik jüngst unter Druck gesetzt, dem Vorhaben keine Steine mehr in den Weg zu legen. „Der Investor hat viel Langmut mitbringen müssen“, sagte er. Aufgrund vieler Gutachten und anderer Dinge seien die Projektierungskosten für die Rheinberger Markus Pionke GmbH schon jetzt „exorbitant gestiegen“. Vermeulen warb um Kompromissbereitschaft der Politik. Sie möge auch die eine oder andere „Massivität“ in den Entwürfen schlucken, sonst sei das Gesamtprojekt, der zumindest teilweise Erhalt des wirtschaftshistorisch bedeutsamen Ensembles, in Gefahr. „Ohne Kompromiss“, so Vermeulen, „wäre die wirtschaftliche Realisierbarkeit nicht mehr gegeben.“
Südfassade am Neubau der Alten Weberei missfällt der Politik
Den Kompromiss, den Vermeulen ansprach, bezieht sich im Wesentlichen auf die zum Thyssen Park ausgerichtete Südfassade der Alten Weberei. Pionke plant hier, mittlerweile zwar leicht luftiger, mit einem üppigen Balkonvorbau für die dort vorgesehenen elf Wohnungen. Bekanntlich soll die marode Alte Weberei komplett abgerissen werden, dafür außer der Süd- alle anderen Fassaden historisierend nachgebaut werden. Die Südfassade soll mit größeren Fenstern und eben einer Balkongalerie modern gestaltet werden.
Die Planungen für die drei Gebäude
Tudorhaus: Drei Fassaden werden denkmalgerecht saniert. Zum Thyssen Park hin soll die Fassade bei Erhalt der Türme modernisiert werden – mit großen Fenstern und Balkonen für die geplanten fünf Wohnungen.
Kutscherhaus: Es bleibt (als Einfamilienhaus) komplett als Baudenkmal erhalten.
Alte Weberei: Das Gebäude wird abgerissen. Drei Fassaden, darunter die zur Hofseite, sollen nach historischem Vorbild rekonstruiert werden. Zum Park hin ist eine moderne Fassade mit großen Fenstern und Balkongalerie geplant (elf Wohnungen).
Deren Erscheinungsbild erzeugt politisches Ungemach. Erste Entwürfe hatte SPD-Planungspolitiker Claus Schindler vor einem Jahr noch als „Kampfstern Galaktika“ verspottet. Auch die überarbeiteten Pläne nannte er nun „nicht den architektonisch großen Wurf“. Immerhin sah er eine Besserung. Der Planungsausschuss gab die Planungen gegen eine Stimme der Linken und bei einer AfD-Enthaltung zur erneuten Offenlage frei.
Planungsamt: Eingaben von Bürgern berücksichtigt
Planungsamtschef Jürgen Liebich hofft, dass nun weniger Einwände kommen. Aus der ersten Runde der Bürgerbeteiligung habe man einiges übernommen, etwa dass die Gemeinschaftsgarage östlich des Tudorhauses etwas versetzt wird, um nicht direkt an Nachbargrundstücke anzugrenzen. Außerhalb des Plangebietes, im Thyssen Park, werde kein Baum gefällt. Der Landschaftsbeirat hingegen bemängelt weiter einen Eingriff in das Landschaftsschutzgebiet, weil die Planung darauf verzichtet, den Neubau der Alten Weberei ein paar Meter zu versetzen.
Anke Schniewind, von Investor Pionke als Beratende Ingenieurin eingesetzt, hofft, dass die Diskussion künftig den Fokus nicht auf die Südfassade der Alten Weberei, sondern darauf richtet, dass das denkmalgeschützte Hofensemble größtenteils und „in gelungener Art“ erhalten bleibe. Der Investor will gerne noch vor den Sommerferien 2015 beginnen zu bauen.