Mülheim/Duisburg. Prozessauftakt in Duisburg: Im Juli sollen drei Jugendliche eine 18-Jährige in Mülheim vergewaltigt haben. Angeklagter bestreitet den Vorwurf.

Nach der Gruppenvergewaltigung einer jungen Frau in Mülheim hat am Dienstag vor dem Duisburger Landgericht der Prozess gegen drei Jugendliche im Alter von 14 und 15 Jahren begonnen. Bis Anfang März sind noch neun weitere Verhandlungstage angesetzt. Der gesamte Prozess findet vom Auftakt bis zur Urteilsverkündung wegen des Alters der Angeklagten und des Opfers unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

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Zwei der drei Jugendlichen erschienen am Dienstag selbstständig im Landgericht. Die Kapuzen hatten sie tief ins Gesicht gezogen. Einer hatte seinen Schal um den Mund gewickelt. Der dritte Angeklagte, der in Untersuchungshaft sitzt, wurde zum Gericht gebracht.

Angeklagter: Geschlechtsverkehr war einvernehmlich

Den Jugendlichen wird eine gemeinschaftliche Vergewaltigung vorgeworfen. Laut Anklage sollen sie ihr zum Tatzeitpunkt 18 Jahre altes Opfer am Abend des 5. Juli des vergangenen Jahres mit zwei weiteren damals noch minderjährigen Komplizen in ein Waldstück am Eppinghofer Bruch gelockt und dort missbraucht haben.

Der Fall hatte im Sommer bundesweit für Entsetzen gesorgt. Aufgefallen war die Tat wohl nur, weil ein Hund von Anwohnern Alarm geschlagen hatte und die so auf das Quintett und die Frau aufmerksam geworden waren.

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„Mein Mandant bestreitet den Vorwurf nachdrücklich. Der Geschlechtsverkehr mit der 18-Jährigen sei einvernehmlich gewesen“, sagte Marc Decker, Anwalt eines 14-jährigen Angeklagten am Rande des Prozessauftakts in Duisburg. Sein Mandant sei ein „ganz normaler 14-jähriger Jugendlicher. Absolut umgänglich.“ Der 14-Jährige sei schockiert über die Anklage und leide darunter. Er würde daher auf Freispruch plädieren, so Decker. Die beiden anderen Angeklagten schwiegen zunächst zu den Tatvorwürfen.

Die 18-Jährige „wird das ganz anders schildern“, sagte Opfer-Anwältin Kirsten Etzbach. Der jungen Frau gehe es „nicht gut“. Sie sei traumatisiert und werde psychologisch behandelt. „Sie muss stabilisiert werden.“ Die junge Frau betrachte das Verfahren aber als Teil der Aufarbeitung. An einem der nächsten Prozesstage soll sie als Zeugin aussagen.

15-Jähriger soll Frau schon mal vergewaltigt haben

Einer der beiden 15-Jährigen, der in Untersuchungshaft sitzt. gilt als mutmaßlicher Haupttäter. Ihm wird außerdem vorgeworfen, die junge Frau bereits vor dem 5. Juli schon einmal vergewaltigt zu haben. Die Kinder und Jugendlichen sind bulgarischstämmig. Das Opfer ist eine Deutsche und stammt aus Mülheim. Weitere Angaben zu ihr hatten die Ermittlungsbehörden nicht gemacht.

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Die junge Frau verzichtet darauf, in dem Prozess als Nebenklägerin aufzutreten. Was die Verdächtigen zu den Vorwürfen der Anklage sagen, wurde im Vorfeld der Verhandlung nicht bekannt. Auch dazu hatten die Behörden mit Verweis auf ihr Alter geschwiegen.

Verfahren gegen zwei verdächtige Kinder wurde bereits eingestellt

Das Verfahren gegen zwei verdächtige Kinder, im Juli gerade zwölf Jahre alt, war bereits unmittelbar nach der Tat eingestellt worden. Sie waren noch strafunmündig. Die vier Kinder und Jugendlichen, die nach ihrer vorläufigen Festnahme wieder auf freien Fuß gekommen waren, hatten nach den vergangenen Sommerferien die Schulen wechseln müssen.

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Die Stadt Mülheim hatte vergeblich versucht, die Abschiebung der Familie des 15-jährigen Hauptverdächtigen in deren bulgarische Heimat durchzusetzen. Doch die Familie hatte sich erfolgreich gegen die Abschiebung gewehrt. Einige Familienmitglieder sollen Deutschland nach dem Vorfall allerdings bereits wieder verlassen haben.

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