Mülheim. Der Mülheimer VBGS bietet Sport für Kinder mit und ohne Behinderungen, auch mit Migrationshintergrund an. Jolanthe wird ihn 2020 unterstützen.
Dean sitzt auf dem Boden, seine Beinchen im Schneidersitz, zu dünn und schwach, um ihn zu tragen. Mit seinen Armen gibt er sich Schwung, rutscht rasant über die nassen Fliesen des Schwimmbads, einen Schwimmgurt um den Bauch, hängt sich an eine Stange, um mit den Füßen im Wasser zu strampeln. Er strahlt. Der fünfjährige Dean Krupka ist einer von rund 40 Kindern, die beim VBGS, dem Verein für Bewegungsförderung und Gesundheitssport, schwimmen und turnen. Es sind Kinder mit geistiger oder körperlicher Behinderung, mit Migrationshintergrund und Kinder, die geflüchtet sind aus ihren Heimatländern. Der Verein, gegründet von Alfred Beyer vor 30 Jahren einen Tag vor dem Mauerfall, soll von unserer Jolanthe-Aktion am 1. Januar profitieren.
Die meisten Flüchtlingskinder sind ohne festen Status
Dean hat ein kaudales Regressionssyndrom. Es bildet sich meist im ersten Trimester der Schwangerschaft, eine komplexe Fehlbildung des unteren Rumpfes. Dean fehlt ein Stück der Wirbelsäule, seine Beine waren bei der Geburt zum Schneidersitz auf seinem Bauch gefaltet. Seine Mutter und er kommen seit zwei Monaten zum Schwimmen des VBGS in der Rembergschule. „Hier im Wasser kann ich Power machen“, sagt der Fünfjährige mit seinem gewinnenden Grinsen.
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Jessica Krupka hilft als Betreuerin im Wasser, aber nicht für ihren eigenen Sohn. Dean lässt sich lieber von Ali Wali durchs Wasser ziehen. Der 21-Jährige ist vor zwei Jahren mit seiner Familie aus Syrien nach Deutschland gekommen. Seine elf Jahre alte Schwester Heva schwimmt auch in der Gruppe. Die meisten Flüchtlinge sind ohne festen Status, immer wieder passiert es, dass Kinder, die gerade noch mit den anderen turnten und schwammen, ausgewiesen werden.
Alfred Beyer: „Es ist ein Geben und Nehmen“
„Am Anfang hatte ich Sorgen wegen der Sprache“, sagt Alfred Beyer, „aber die Kinder lernen so schnell, sie sprechen jetzt schon perfekt deutsch“. Und alle laden sie ihn ein zu sich nach Hause zum Essen. „Das sind keine normalen Abendessen, das sind Gelage.“ Es sei ein Geben und Nehmen. Bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen in diesem Jahr haben die Eltern das gesamte Buffet organisiert: für 400 Gäste. „Das wird keiner vergessen“, sagt Beyer. „Alle haben ihr Bestes gegeben.“
Beyer war es, der vor 30 Jahren den Verein ins Leben rief. Er, der selbst mit 29 Jahren ein Bein durch Knochenkrebs verloren hat, war Mitglied im Versehrtensportverein. Doch die Kriegsversehrten konnten nicht viel anfangen mit Behinderten. „Sie hatten ihre Probleme mit ihnen, vor allem mit den psychisch Behinderten.“ Der heute 77-Jährige gründete seinen eigenen Verein, um etwas für diese Kinder zu tun. Mit Hilfe der Aktion Mensch und der Stiftungswohlfahrtspflege, die 80 Prozent der 200.000 Mark Kosten trugen, konnte er die Turnhalle der Waldorfschule ausstatten und sie zur ersten barrierefreien Turnhalle in Mülheim umbauen.
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VBGS braucht Spenden für seinen Fahrservice
Mit 40 Mitgliedern gestartet, hat der Verein heute rund 140. Viermal die Woche, von montags bis donnerstags, bietet er Turnen oder Schwimmen an. Es ist kein klassischer Unterricht, die Kinder lernen spielerisch. Der VBGS bietet einen kostenlosen Fahrservice zu den Sportstunden an und genau da kann Jolanthe helfen. „Uns springen immer mehr Sponsoren ab“, sagt Beyer.
Neujährchen im Franky’s am Wasserbahnhof
Das traditionelle Neujährchen der WAZ und NRZ mit musikalischer Untermalung der Ruhr-River Jazzband startet am 1. Januar 2020 von 12 bis 14 Uhr im Franky’s am Wasserbahnhof.
In den vergangenen Jahren profitierten unter anderem das Mülheimer Frauenhaus, das Awo-Spielmobil, die Förderschulen, die Schulsozialtafel, der CVJM-Mittagstisch, die Hausaufgabenhilfe der Caritas am Styrumer Marienplatz von den Erlösen aus Tombola und amerikanischer Verlosung. Das Team vom Franky’s steuert traditionell ebenfalls seine Erlöse für die gute Sache bei.
Alfred Beyer sucht für den VBGS nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern auch Helfer, die die Kinder beim Sport mitbetreuen.
Wer jetzt schon spenden möchte, kann dies tun an das Konto IBAN: DE05 3625 0000 0175 0342 77, Stichwort Jolanthe.
„Oft sind es Firmen, in denen die Kinder den Betrieb übernommen haben und uns nicht mehr unterstützen wollen.“ Und es werde immer schwieriger, neue Sponsoren zu finden. Um den Fahrdienst aufrecht erhalten zu können, braucht der Verein dringend Spenden – und freut sich unheimlich über die Unterstützung von Jolanthe.
Dean ist erst mal glücklich, dabei sein zu dürfen. Am Ende der Stunde krabbelt er die flachen Stufen hoch, rutscht wieder flink über die Fliesen. Er sieht zufrieden aus. Und freut sich auf die nächste Stunde: „Im Wasser kann ich schweben.“