Mülheim. Die WAZ/NRZ-Neujahrsaktion unterstützte 2019 die Drogensuchthilfe „Aufwind“. Das Geld wurde dringend benötigt, etwas anderes aber noch viel mehr.
Viele Mülheimer begrüßen das neue Jahr traditionell mit dem Neujährchen am Wasserbahnhof und unterstützen die WAZ/NRZ-Benefizaktion „Jolanthe“. Jedes Jahr werden Spenden für ein soziales Projekt in der Stadt gesammelt. 2019 konnte sich die christliche Drogensuchthilfe „Aufwind“ über rund 4000 Euro freuen. Es war Geld, das dringend benötigt wurde.
Mülheim: Mitarbeiter von „Aufwind“ helfen durch die schwerste Jahreszeit
„Das Geld haben wir unter anderem in einen Gaskocher für unsere Suppenküche im Bauwagen investiert“, sagt Karlheinz Gutzler, der sich seit fast zwölf Jahren ehrenamtlich bei „Aufwind“ engagiert. „Außerdem konnten wir Lebensmittel für unsere Essensangebote, Decken und Schlafsäcke kaufen.“
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Gerade jetzt im Winter kämen natürlich mehr Menschen, die Hilfe suchen. Eine warme Suppe oder eine Tasse Kaffee werden dankend angenommen. Durch Kleiderspenden können die Mitarbeiter von „Aufwind“ den Menschen, die bei ihnen Hilfe suchen, mit warmer Kleidung ein bisschen durch die schwerste Jahreszeit für Wohnungslose helfen.
Keine Struktur, keine Familie, keine Perspektive
Die meisten Menschen die zu „Aufwind“ kommen, können nicht richtig für sich selber sorgen. Sie sind alkoholkrank, drogensüchtig, obdachlos. Sie haben keine Struktur mehr im Leben, keine sozialen Kontakte oder Bindungen zur Familie.
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Sorgen bereitet den Mitarbeitern auch die sogenannte Weihnachtsamnestie, also die vorzeitige Haftentlassung anlässlich des Weihnachtsfests, die in der nächsten Woche losgeht. „Viele Menschen, die aus der Haft kommen, haben gar keine Perspektive“, weiß Gutzler, der sich auch ehrenamtlich um Suchtkranke im Gefängnis kümmert. „Diese Leute stehen dann mitten im Winter auf der Straße und wissen nicht wohin.“ Sachspenden wie Winterkleidung, Decken und Schlafsäcke würden daher weiterhin dringend benötigt.
„Man hat manchmal das Gefühl, dass wir auch eine Art Hospizarbeit leisten“
Auch Notschlafstellen werden von Gutzler und seinen Mitstreitern vermittelt. Aufgrund des strikten Alkohol- und Drogenverbots seien diese für viele Wohnungslose, die suchtkrank sind, keine Option. „So hart es auch klingen mag, man hat manchmal das Gefühl, dass wir auch eine Art Hospizarbeit leisten“, sagt Stefan Jacobs, ebenfalls ehrenamtlicher Mitarbeiter der Initiative.
Niederschwelliges Projekt für Menschen in Schwierigkeiten
Aufwind ist ein niederschwelliges Projekt für Menschen mit Alkohol-, Drogen- und anderen Lebensschwierigkeiten.
Wer sich bei Aufwind engagieren oder das Team durch Sach- oder Geldspenden unterstützen möchte, findet alle Informationen auf der Internetseite efg-muelheim.de.
Bankverbindung: Ev. Allianz Mülheim – KD Bank Dortmund, IBAN: DE76 3506 0190 1014 1020 15, BIC: GENODED1DKD, Verwendungszweck „Spende Aufwind“
„Viele Leute in der Szene sterben früh, das Leben auf der Straße ist alles andere als gesund.“ Um den Menschen noch besser helfen zu können, absolvieren eine Handvoll Mitarbeiter aktuell eine Suchthilfeschulung, um auch ein bisschen fachlich unterstützen zu können.
Aufwind-Mitarbeiter helfen am allermeisten, indem sie zuhören
Am allermeisten helfen die Aufwind-Mitarbeiter aber indem sie den Menschen zuhören. „Viele der Leute sind sehr einsam“, weiß Gutzler. „Ein großer Wunsch von mir ist deshalb, dass Menschen sich einfach mal die Zeit nehmen und Menschen in Not ansprechen, ihnen zuhören und vielleicht mal auf einen Kaffee einladen.“ Jeder Mensch habe eine Lebensgeschichte, so Gutzler. Und manche seien so furchtbar, dass auch ihm manchmal die Tränen kommen.
Deshalb sei es wichtig diesen Menschen einfach mal ein paar schöne Momente zu schenken. Wie etwa durch die Weihnachtsfeier, die die Mitarbeiter von Aufwind organisieren. Rund 80 Leute erwarten die Helfer am 21. Dezember dann in den Räumen der Initiative im Gemeindezentrum an der Auerstraße 59. Unterstützung in Form von Geld- oder Sachspenden ist natürlich willkommen.
Zeit kostet nichts, ist aber das, was Leute am wenigsten übrig haben
Das Wichtigste sei jedoch auch jenseits vom Fest der Liebe, den Menschen in Not Gehör zu schenken. Sich die Zeit zu nehmen, sie als Menschen wahrzunehmen, die aus unterschiedlichen Gründen am Rand der Gesellschaft gelandet sind, wünschen sich Karlheinz Gutzler und Stefan Jacobs. „Zeit kostet nichts, ist aber meistens das, was Leute am wenigsten übrig haben.“