Mülheim. Der integrative Verein VBGS in Mülheim, aus der Not geboren, setzt sich seit 30 Jahren für Menschen mit Handicap ein. Am Samstag wird gefeiert.

Inklusion - ein Begriff, der eigentlich nicht mehr erklärt werden muss. Gelebte Inklusion ist jedoch alles andere als selbstverständlich. Dass Mülheim hier eine Vorreiterrolle einnimmt, ist nicht zuletzt Alfred Beyer zu verdanken. Der 77-Jährige gründete vor 30 Jahren – am 8. November 1989 - den Verein für Bewegungsförderung und Gesundheitssport (VBGS), der sich dafür einsetzt, dass Menschen mit Behinderung an allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens teilhaben können.

„Es war eine Art Notgeburt“, sagt Beyer heute. Denn er selbst hatte durch eine Knochenkrebserkrankung ein Bein verloren und engagierte sich früh in einer Behindertensportgemeinschaft. „Ich wollte aber einen integrativen Verein schaffen, in dem sich Menschen mit und ohne Behinderung gleichermaßen engagieren und auch Menschen mit Migrationshintergrund aktiv sein können.“ Denn auch sprachliche Barrieren seien ein Handicap, das Menschen in der gesellschaftlichen Teilhabe, damals wie heute, einschränke.

Vereinsgründung war „eine Art Notgeburt“

Alfred Beyer musste selbst auf schmerzliche Weise lernen, dass man von heute auf morgen völlig aus der Bahn geworfen werden kann. Als ihm aufgrund der Krebserkrankung 1972 ein Bein amputiert werden musste, stand der engagierte Mülheimer kurz vor dem Schritt in die Selbstständigkeit als Raumausstatter.

„Natürlich war ich dann erst mal ziemlich neben mir, habe im Sport viel Halt gefunden“, erinnert sich Beyer an eine nicht einfache Zeit in seinem Leben zurück. „Ich habe beim Behindertensportverband dann alle Lehrgänge und Lizenzen gemacht, die es so gibt. Insbesondere der Schwimmsport lag und liegt mir am Herzen.“

Engagement über den Sport hinaus

Aber auch das Engagement über den Sport hinaus ist Beyer und seinen ehrenamtlichen Mitstreitern beim VBGS wichtig. Momentan unterstützen sie eine junge Syrerin, die seit ihrer Geburt blind ist, bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz. Außerdem besucht Beyer Schulklassen und zeigt Kindern und Jugendlichen mit Hilfe eines Rollstuhl-Parcours, wie es ist, auf den Rollstuhl angewiesen zu sein und welche Selbstverständlichkeiten im Alltag für Menschen mit Handicap schwierige Hindernisse sein können.

Gemischte Gruppen erwünscht

Vor 30 Jahren taten sich rund 40 Kinder mit und ohne Behinderung, Jugendliche und Eltern zusammen, um mit einem neuen Verein eine Lücke in der Mülheimer Kinder- und Jugendarbeit zu schließen.

Grundsätzlich stehen alle Angebote des Vereins Menschen mit und ohne Behinderung offen. Gemischte Gruppen sind ausdrücklich erwünscht. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage www.vbgs-muelheim.de.

„Denn gelebte Inklusion und Integration beruht auf gegenseitigem Verständnis“, ist Beyer überzeugt. „Und ich kann mich besser in andere hineinversetzen, wenn ich weiß, wie schwierig es sein kann, schon eine kleine Stufe mit dem Rollstuhl zu bewerkstelligen.“

Abwechslungsreiches Programm zum 30-Jährigen

Beyer freut sich, dass am Samstag, 26. Oktober, viele Menschen mit und ohne Handicap das 30-jährige Bestehen des VBGS gemeinsam feiern werden. Als Moderator konnte der Verein den Kabarettisten und mehrfachen Paralympics-Sieger Rainer Schmidt gewinnen. Die Besucher erwartet ein leckeres Buffet, außerdem gibt es viele abwechslungsreiche Programmpunkte. So zeigt eine Tanzgruppe, dass man auch im Rollstuhl eine heiße Sohle aufs Parkett legen kann. Auch die integrative Tanzgruppe „Flotte Socken“ und viele weitere Akteure werden für einen unterhaltsamen Abend sorgen.

Kostenlose Eintrittskarten gibt es in der Touristinfo (Schollenstraße 1), beim Mülheimer Sportbund (Südstraße 23), in der Stadtteilbibliothek Speldorf (Frühlingsstraße 35) oder in der VBGS-Geschäftsstelle (Frühlingsstraße 37). Einlass zur Festveranstaltung in der Harbecke Sporthalle, Mintarder Str. 45, ist um 18.30 Uhr. Das Programm startet um 19 Uhr.