Mülheim. Nach 22 Jahren als Chef der Mülheimer Feuerwehr geht Burkhard Klein in den Ruhestand. Er plant ein Buch über die Geschichte der Feuerwehr.

Für Feuerwehrleute kommt der Ruhestand nicht überraschend: In dem Monat, in dem man 60 Jahre alt wird, ist die Pensionsgrenze offiziell erreicht. Burkhard Klein, der Chef der Mülheimer Feuerwehr, beendet seinen Dienst am kommenden Freitag. Mit seinem Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr blickt der Leitende Branddirektor auf über 42 Dienstjahre zurück. Und das gerne.

Als sich der gebürtige Recklinghäuser mit gerade 18 Jahren für das Ehrenamt bei der Freiwilligen Feuerwehr entschied, konnte er noch noch nicht ahnen, dass damit der Grundstock für Beruf und Karriere gelegt war. Erst kam das Abitur, dann das Maschinenbau-Studium, ein Job als Berechnungsingenieur in der Industrie – und nach drei Jahren die Zweifel: Ist es das, was ich wirklich machen will?

Auf Umwegen zur Berufsfeuerwehr gekommen

Der Weg zur Berufsfeuerwehr hieß auch für die höhere Dienstlaufbahn: Eignungsprüfung, Auswahlverfahren – und eine weitere Ausbildungsphase, eine zweijährige Referatszeit samt Staatsexamen. Die Ausbildung absolvierte Burkhard Klein in Stuttgart, kam bis zum Examen in ganz Deutschland herum, um am Ende da zu landen, wo er wieder hin zurück wollte: ins Ruhrgebiet, nach Mülheim.

Hier wurde er im Sommer 1991 Leiter der Technik-Abteilung der Berufsfeuerwehr, zog auch in die Stadt an der Ruhr. Sechs Jahre später übernahm er die Leitung der Berufsfeuerwehr, vor nun 22 Jahren. „Das war damals eine Menge Vertrauen für einen jungen Mann“, sagt Klein heute. „Aktuell bin in NRW der dienstälteste Feuerwehrchef.“

Die Vielseitigkeit des Berufs hat Burkhard Klein immer geschätzt

An seinem Dienst hat er stets die besondere Vielseitigkeit geschätzt. Der Mülheimer Feuerwehrchef muss auch Einsätze am und im Wasser leiten, das ist das Besondere, wenn ein Fluss mitten durch die Stadt fließt. So gehören Boote und eine Tauchergruppe zur Ausstattung, von den 250 Mülheimer Feuerwehrleuten haben 30 eine Tauchausbildung.

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Nicht nur für Menschen, auch für Tiere in Not ist die Feuerwehr zuständig. Was Burkhard Klein noch heute schmunzeln lässt, ist die Würgeschlange, die er als junger Feuerwehrmann bei einem Einsatz in Stuttgart plötzlich in der Hand hatte. Eine kleinere, viel gefährlichere Schlange, eine ausgebüchste Babykobra, sorgte viele Jahre später für einen tagelangen Einsatz der Feuerwehr auf der Heimaterde.

Einsätze, die sich in das Gedächtnis eingebrannt haben

„Der Beruf ist niemals eintönig“, sagt Burkhard Klein. „Man weiß morgens nicht, was einen tagsüber erwartet.“ Einsätze, die sich bis heute eingebrannt haben in sein Gedächtnis sind jene, wo die Retter alles geben mussten, und doch nicht allen helfen konnten, wo es Tote oder Schwerverletzte gab. Das Großfeuer in der Grillo-Villa an der Großenbaumer Straße Anfang 1993 nennt Klein als ein Beispiel.

Und den Brand an jenem Adventssonntag 2006, als ein Mehrfamilienhaus am Dickswall brannte, 19 Bewohner um ihr Leben bangten. „Die Menschen standen in den Fenstern, hingen an den Dachrinne, schrien um Hilfe – so ein Bild vergessen Sie nicht“, erinnert sich Burkhard Klein. Wie behält man da einen klaren Kopf, den Überblick, wem hilft man zuerst? „In so einer Situation können Sie sich blind auf Ihre Leute verlassen“, sagt Burkhard Klein schlicht. „Die gehen auch über ihre Grenzen, um Leben zu retten.“

Positive Erinnerungen an Notsituationen, die glimpflich ausgingen

Burkhard Klein erinnert sich auch an viele positive Situationen in seiner Dienstzeit. Wo man Leid abwenden konnten, Menschen gesund ‘rausholen konnte aus einer fatalen Lage. Und wo es ohne Verletzte ausging, etwa beim Brand der DHC Solvent Chemie im Jahr 2012. Dort hatte sich an einer der Destillationskolonnen Kerosin entzündet, an einem Sonntagabend.

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Der Anruf der Dienststelle erreicht Klein im Zug auf dem Rückweg nach Mülheim, ein Funkloch sorgte für bange Minuten, weil er erst gar nicht wusste, was genau los war im Hafen. „Es ging ja relativ glimpflich aus, glücklicherweise.“ Zudem: DHC sei ein Großbetrieb, mit dem die Feuerwehr regelmäßig Übungen mache. Man kenne sich und die Abläufe, das mache die Arbeit im Notfall für alle Seiten einfacher.

Was die Arbeit heute schwerer macht, sind die allgegenwärtigen Handykameras der Gaffer beim Einsatz. Die Respektlosigkeit, die sich überall breitmache, das Beschimpfen, das Beleidigen der Retter, wenn man mal warten muss oder am Weiterfahren gehindert wird, solange ein Einsatz läuft. Dass trotz der Straßensperrung manchmal einfach weitergefahren wird. „Das ist kein Generationsproblem“, sagt Burkhard Klein. „Das geht durch alle Bevölkerungsschichten.“

Der neue Chef der Berufsfeuerwehr steht fest

Der neue Chef der Mülheimer Berufsfeuerwehr ist ab dem 1. Dezember 2019 Sven Werner.

Werner (51) war viele Jahre der Stellvertreter von Burkhard Klein und macht seit dem Jahr 2003 in Mülheim Dienst.

Das jährliche Pensionärstreffen ist gesetzt

Wenn Burkhard Klein als Leitender Branddirektor am Freitag in den Ruhestand geht, freut er sich zunächst auf eine Phase der Ruhe, die er sich zu Hause in Dümpten gönnen möchte. Doch neue Pläne stehen schon an: Eine neue Fremdsprache möchte er lernen. Und ein Buch schreiben über die Geschichte der Mülheimer Berufsfeuerwehr.

Das Buch soll in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Harald Karutz entstehen und bis 2023 fertig sein. Denn 2024 wird die Mülheimer Berufsfeuerwehr 100 Jahre alt. Dann ist Burkhard Klein längst selbst einer der Teilnehmer beim jährlichen Pensionärstreffen, bei dem er im September als Feuerwehrchef noch seine letzte Begrüßungsrede gehalten hat. Zusammenhalt und Kameradschaft stehen auch bei den Pensionären noch im Vordergrund und sind, so Burkhard Klein, eine Grundvoraussetzung für den Feuerwehrdienst.