Mülheim. In der Debatte zur möglichen Zukunft des Flughafens Essen-Mülheim wird der Ton rauer. Das Netzwerk gegen Fluglärm kündigt massiven Widerstand an.
Das Netzwerk gegen Fluglärm kündigt eine Gegenoffensive zu den Bestrebungen an, dem Flughafen Essen-Mülheim doch eine Perspektive für einen Betrieb über das Jahr 2024 hinaus zu gewähren.
„Wir werden das Thema in den Kommunalwahlkampf hineintragen“, kündigt Netzwerk-Sprecher Waldemar Nowak schon für Januar mehrere Informationsveranstaltungen in Essen und Mülheim an. Auch eine Anfrage für den Landtag sei in Vorbereitung. Ziel sei es, mit Argumenten aufzuräumen, die Flughafen-Befürworter in jüngster Zeit für einen Weiterbetrieb des Flughafens vorgebracht hatten.
Investitionsstau? Netzwerk will mit Anfrage im Landtag Klarheit schaffen
Mit seiner Landtagsanfrage will das Netzwerk etwa Aussagen des Landesrechnungshofes untermauert sehen, die dem Land NRW seinerzeit als Begründung für den Ausstieg aus der Flughafengesellschaft gedient haben. Der Investitionsstau sei immens, beruft sich Nowak auf die 55 Millionen Euro, die der Landesrechnungshof vor rund einem Jahrzehnt benannt hatte, und widerspricht damit Wirtschaftsförderer Hendrik Dönnebrink. Dieser hatte im Interview mit dieser Zeitung geäußert, der Rechnungshof habe „unseriös gerechnet“. Mittelfristig sei höchstens mal die Start- und Landebahn zu erneuern.
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Netzwerk-Mitstreiter Rainer Derhardt aus Raadt sieht von Politik und Teilen der Öffentlichkeit missachtet, dass der Flughafenbetrieb defizitär ist – und bleiben werde. Zu den in den Jahresabschlüssen ausgewiesenen Defiziten sei hinzuzurechnen, dass die Stadt Mülheim auf eigene Kosten Personal für die Geschäftsführung stelle. Eine weitere üppige Subvention sei die Ein-Euro-Pacht für die gut 140 Hektar Flughafenfläche. Nowak fasst das mit einem Schuss Sarkasmus zusammen: „Die Steuerzahler in Mülheim finanzieren ihren eigenen Fluglärm.“
Nowak: Kommunalpolitiker durchblicken das nicht
Verärgert zeigt sich das Netzwerk-Duo auch über jüngste Äußerungen von Ulrich Langenecker von der Flugschule FFL. Dieser hatte bei einer Info-Veranstaltung der SPD-Ortsvereine behauptet, dass bei einer Aufgabe des hiesigen Flughafens absehbar Flieger, die den Airport in Düsseldorf anfliegen, deutlich tiefer über Mülheim hinwegfliegen würden, so wie es am Frankfurter Flughafen schon praktiziert werde.
Nowak hält das für eine Mär, die die Kommunalpolitiker, „weil die es nicht durchblicken“, blenden solle. In Frankfurt seien verkürzte Landungen nur möglich im Luftraum über dünn besiedeltem Gebiet. Darüber hinaus seien für eine Änderung der Flugrouten langwierige Genehmigungsverfahren zu durchlaufen – unter Beteiligung von Kommunen und der Lärmschutzkommission und mit der Möglichkeit, dass Bürger klagen. Über die Politik will das Netzwerk nun einen Vertreter der Deutschen Flugsicherung in den Umweltausschuss bestellen lassen, um zum Thema aufzuklären.
Zweifel an wirtschaftlicher Potenz und Verlässlichkeit der WDL
Erneut schießt das Netzwerk auch gegen die Pläne des Luftschiff-Unternehmens WDL, sich mit einer Investition von zehn bis zwölf Millionen Euro in einen Multifunktionsbau mit angeschlossener Luftschiff-Eventhalle neu aufzustellen. Einerseits zweifelt Nowak weiter an der wirtschaftlichen Potenz und – wegen des Insolvenzantrags jüngst für eine Tochterfirma - an der Verlässlichkeit des Unternehmens als Vertragspartner.
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Andererseits sieht er, sollte die Stadt sich auf das Werben der WDL einlassen, die Pacht bis 2034 zu verlängern mit Vorkaufsrecht für das Grundstück, eine weitreichende Weichenstellung: Weil die WDL das neue Multifunktionsgebäude mit Stellplätzen für allerlei Flieger plane, wäre damit ein Weiterbetrieb des Flughafens vorgezeichnet.
Forderung: Masterplanung mit externer Expertise fortführen
Nowak fordert wiederholt, die Masterplanung für die Nachnutzung des Flughafen-Areals entschiedener und mit Expertise von außen fortzuführen. Ausstehende Gutachten (Boden, Verkehr) solle die Stadt endlich vorlegen.