Mülheim. Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft vollendet bald Projekte in Heißen und Saarn. Sie makelt Immobilien und erweitert Dienstleistungen für Dritte.

Mülheim bleibt eine attraktive Wohnstadt. Das sagen nicht nur Alteingesessene. Die Ruhrstadt ist ebenfalls für viele Menschen aus Düsseldorf oder Ratingen attraktiv, weil die Mieten selbst in Saarn oder Speldorf noch ein paar Euro unter den aufgerufenen Preisen in der Landeshauptstadt liegen. Ob mit dem Spritverbrauch für Fahrten zu den Düsseldorfer Arbeitsplätzen diese Mietkostenvorteile nicht wieder verpuffen, steht bisher in keiner Statistik. Auch die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft (MWB) profitiert von diesen Begehrlichkeiten. Sie hat zwar hauptsächlich Wohnungen für Mitglieder im Bestand. Gleichzeitig vermarktet sie Eigentumswohnungen, um die Mieten günstig kalkulieren zu können.

Neubauprojekte Fünter Hof und Gartenhöfe bald fertig

So werden in den kommenden Monaten eine Reihe von Neubauprojekten abgeschlossen. „Die letzten Doppelhaushälften des Bauträgerprojektes Fünter Hof werden im September abgeschlossen“, berichtet Carolin Partsch, Leiterin des Bereichs Immobilienvertrieb/Marketing, über den Bauträgerbereich bei der MWB. „Die letzten Wohnungen in den Gartenhöfen Saarn (2. Abschnitt) werden wir im Januar 2020 übergeben. Die Nachfrage nach Wohneigentum in der Stadt bleibt hoch.“

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Das habe aus Sicht der MWB verschiedene Gründe: „Mülheim ist grundsätzlich eine attraktive Wohnstadt, vielerorts geprägt von der Ruhr. Die Stadt hat große Grünflächen, schöne Nachbarschaften sowie ein vielfältiges Kultur- und Freizeitangebot“, sagt Carolin Partsch. Dieser Mix stehe bei Haus- oder Eigentumswohnungskäufern ebenso hoch im Kurs wie die Immobilie selbst. „Ein zweiter Faktor ist sicher die gute Lage am Rand des Ruhrgebiets, mit kurzer Verbindung hin zur Rheinschiene.“

An der Scheffelstraße sind 34 Kettenhäuser geplant

Mitglieder sind Miteigentümer

Die Mülheimer Wohnungsbaugenossenschaft engagiert sich seit 1898 in Mülheim und Umgebung für bezahlbares Wohnen und lebenswerte Wohn- und Stadtquartiere. Heute ist sie darüber hinaus auch Immobiliendienstleister. Das Kerngeschäft besteht aus der Vermietung von mehr als 5000 Wohnungen und Gewerbeimmobilien. Die aktuell 9256 Mitglieder sind Miteigentümer der Genossenschaft.

Gleichzeitig verwaltet die MWB mehr als 2100 Wohnungen anderer Eigentümer. Die Genossenschaft plant und baut Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser sowie Großprojekte für institutionelle Auftraggeber. Das Geschäftsmodell setzt auf Nachhaltigkeit. Die erwirtschaftete Rendite wird neu investiert und gewährleistet bezahlbare Mieten – ebenso die kontinuierliche Modernisierung der Bestände.

Neue Bauträgerprojekte seien daher auf Grundlage dieser Überlegungen bei der MWB in Vorbereitung. So können die Arbeiten an der Scheffelstraße Mitte 2020 beginnen. 34 Kettenhäuser und ein ergänzendes Gebäude mit zahlreichen Mietwohnungen für den Verein „Die Raumteiler“ könnten dort dann entstehen, sollte die Stadt bis dahin die Änderung des Bebauungsplans für das 13.000 Quadratmeter große Gelände genehmigt haben, hofft der MWB-Vorstand.

Ein vergleichbares Projekt im Mietwohnungsbereich, der Wohnhof Fünte, nähert sich derzeit dem Abschluss. Er soll als neue Heimat des gleichnamigen Vereins bald fertig sein. Dort entstehen 33 Wohnungen – 18 mit öffentlicher Förderung.

Weit fortgeschritten sind die Bauarbeiten am 2. Abschnitt der Saarner Gartenhöfe. An der Brüsseler Allee errichtet die MWB drei Gebäude mit insgesamt 36 Eigentumswohnungen (2 bis 4 Zimmer) mit Größen von von 55 bis 135 Quadratmetern.
Weit fortgeschritten sind die Bauarbeiten am 2. Abschnitt der Saarner Gartenhöfe. An der Brüsseler Allee errichtet die MWB drei Gebäude mit insgesamt 36 Eigentumswohnungen (2 bis 4 Zimmer) mit Größen von von 55 bis 135 Quadratmetern. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Öffentlich geförderte Wohnungen in Speldorf

In den Startlöchern steht die MWB in Speldorf. An der Friedhofstraße will die Genossenschaft ein weiteres Mehrfamilienhaus errichten – bei diesem Projekt in enger Abstimmung mit dem Verein AwiS (Anders wohnen in Speldorf) und ebenfalls mit einem erheblichen Anteil öffentlich geförderter Wohnungen. „Das wir ein ansprechens Projekt“, blickt Carolin Partsch voraus.

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Den Dienstleistungsbereich möchte die MWB in den nächsten Jahren ausbauen. „Wir verwalten mehr als 2000 Wohnungen, außerhalb unseres Bestandes. In diesem Bereich möchten wir weiter wachsen“, sagt die Vertriebs-Chefin. „Wir machen viele Nebenkostenabrechnungen beispielsweise für Kirchengemeinden“, fügt Vorstandsvorsitzender Frank Essen hinzu. „Unser dafür entwickeltes Programm hat bereits viele Kunden überzeugt.“

Mit Erfahrung Immobilien zuverlässig bewerten

Seit Frühjahr 2019 ist die MWB auch als Immobilienmakler aktiv. „Uns haben Mitglieder immer wieder angesprochen, ob wir ihnen beim Verkauf ihrer Immobilien helfen können“, schildert Carolin Partsch. „Daher haben wir den entsprechenden Geschäftszweig nun aufgebaut. Wir verfügen über das Fachwissen und die Erfahrung, Immobilien zuverlässig zu bewerten und die Eigentümer transparent zu beraten. Zudem haben wir die notwendigen Netzwerke, um unsere Kunden mit den passenden Interessenten in Verbindung zu bringen.“

Steigendes Interesse registrieren die MWB-Mitarbeiter an Ökologie: Auf Wunsch der Mitglieder werden derzeit zahlreiche neue Insektenwiesen im Bestand der Genossenschaft angelegt. „Marc Peters, der Abteilungsleiter für den Bereich Wohnen und Bewirtschaften, hat dafür eigens eine Taskforce aufgestellt“, erklärt Frank Esser. „Wir säen gern entsprechende Wiesen aus, wenn sich eine Nachbarschaft mehrheitlich dafür entscheidet“, betont der MWB-Vorstandsvorsitzende.

Energiewende im Gebäudebereich wird abgebremst

Mit der Beteiligung an Projekten wie Green Energy First oder Innovation City lotet die Genossenschaft aus, wie die Energieversorgung von Nachbarschaften umweltfreundlicher werden kann. Aber: „Der Gesetzgeber macht es uns immer noch unmöglich, Solarstrom selbst zu erzeugen und verbilligt an unsere Mieter abzugeben“, sagt Esser. „Die Energiewende im Gebäudebereich wird so abgebremst.“