Mülheim. . Wer sich frühzeitig Gedanken zum Wohnen im Alter macht, kann eine gute Lösung finden. Berater kennen auch besondere Wohnprojekte.

„Wie will ich im Alter wohnen?“ Diese Frage stellen sich viele Menschen erst dann, wenn sie aus Gesundheitsgründen nicht mehr so leben können wie bisher. Dann aber bleiben – auch weil es schnell gehen muss – nicht mehr so viele Alternativen übrig. „Man kann den Leuten nur raten, frühzeitig darüber nachzudenken, welche Wohnform sie sich fürs Alter vorstellen können, und die Zukunft zu planen“, sagen Ragnhild Geck von der Städtischen Senioren- und Wohnberatung und Svijetlana Stefanac vom Netzwerk der Kirchengemeinde Broich-Saarn. In einem Seminar und in der Beratung wollen sie Betroffenen helfen, sich über die eigenen Wünsche fürs Wohnen im Alter klar zu werden.

Für die meisten Älteren ist es sehr schwer, sich noch einmal räumlich zu verändern. Das erfahren Ragnhild Geck und ihr Kollege Holger Förster immer wieder in den Beratungsgesprächen. „Manche merken, dass sie nicht mehr richtig können, und holen sich Rat und Hilfe, andere verdrängen das Thema, bis gar nichts mehr geht“, so Förster. Wohnformen für Senioren gibt es eine ganze Reihe. „Auf dem Markt gibt es einen bestimmten Bestand an barrierefreien Mietwohnungen. Wer will und es benötigt, kann sich auch eine Wohnung mit Service anmieten“, sagt Förster. Das sogenannte Betreute Wohnen sei jedoch recht kostspielig. Außerdem existierten zurzeit etwa zwölf ambulant betreute und sehr nachgefragte Wohngemeinschaften für demenzkranke Personen. Die letzte Alternative sei für Betroffene das Pflegeheim.

Modell des gemeinsamen Wohnens und gegenseitiger Hilfe

„Es gibt aber auch Wohnformen in der Stadt, die die ältere Generation noch nicht so im Kopf hat wie die Jüngeren, die vielleicht schon zu Studienzeiten in einer WG gewohnt haben“, erklärt Ragnhild Geck. Sie meint Projekte, bei denen sich Menschen zusammengeschlossen haben, um ein Modell des gemeinsamen Wohnens und gegenseitiger Hilfe zu ersinnen und zu realisieren. Zum Beispiel das Haus Lina am Kloster Saarn, in das letztes Jahr 17 Leute ab 55 Jahren eingezogen sind, die ihr eigenes Reich, aber auch Gemeinschaftsräume haben.

Mit den Gartenhöfen Saarn gebe es auch ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt in Saarn. An den Start gehen sollen bald mit dem Wohnhof Fünte in Heißen oder einem Neubau in Speldorf auch andere Mehrgenerationen-Projekte. „Um ein solches Projekt zu verwirklichen, braucht man Zeit, muss man lange vorausplanen“, so Svijetlana Stefanac. Die „Raumteiler“, eine weitere Initiative, hat sich vor ein paar Jahren gegründet. Ein geeignetes Haus für ihre Ideen haben die noch berufstätigen Mitglieder noch nicht finden können.

Der Wunsch, im bekannten Wohnviertel zu bleiben

Der mehrheitliche Wunsch älterer Menschen sei es aber, so haben die Berater festgestellt, in den eigenen vier Wänden und im bekannten Wohnviertel zu bleiben, am liebsten auch noch in räumlicher Nähe zu den Kindern. „Wie schaffe ich es, alleine in der eigenen Wohnung zu bleiben?“, fragen sie. „Es gibt viele Möglichkeiten, die wir den Menschen aufzeigen“, so Förster. Hausnotrufgeräte, Haushaltshilfen, Pflege oder auch die Wohnraumanpassung (etwa der Umbau des Bades) gehören dazu. Um einer Vereinsamung entgegenzuwirken, müsse man Senioren aber auch ermutigen, „soziale Vorsorge“ für sich zu treffen, Freundschaften etwa in den Stadtteil-Netzwerken zu schließen, so Svijetlana Stefanac.

Interessant sei, so Geck, auch die Frage, ob nicht bestehende Häuser in Wohnprojekte umgewandelt werden könnten. Das Thema „Wohnen im Alter“ werde angesichts der demografischen Entwicklung immer wichtiger. Bedauernswert ist daher laut Holger Förster, dass Neubauwohnungen heute zwar alle barrierefrei, aber für viele nicht bezahlbar seien – und dass das Landesbüro „Innovative Wohnformen im Alter“ nach dem Regierungswechsel in Düsseldorf nicht mehr gefördert werde.

>> Ein Seminar zum Thema „Wohnen im Alter“, das Ragnhild Geck und Svijetlana Stefanac an diesem Wochenende im Gemeindehaus an der Wilhelminenstraße veranstalten, ist ausgebucht. Es soll ein Folgeseminar geben. Infos: Tel. 0157/82 87 31 63.

Auskunft zu Fragen des Wohnens im Alter gibt die Senioren- und Wohnberatung der Stadt (Ruhrstr. 1) – stadtteilbezogen. Tel. 455 5007, -5059 oder -5058.