Mülheim. Bezahlbarer Wohnraum in Mülheim – ein Problem. Nun gründet sich ein Bündnis, das nicht nur reden, sondern bald Ergebnisse liefern soll.

Im April hat der Stadtrat die Verwaltung beauftragt, ein „Bündnis für Wohnen in Mülheim an der Ruhr“ zu gründen. Am kommenden Mittwoch, 23. Oktober, soll es offiziell ins Leben gerufen werden.

Die Stadt lädt Experten und politische Vertreter zur Auftaktveranstaltung um 17 Uhr ins Historischen Rathaus. Diese Veranstaltung ist noch nicht öffentlich für Bürger. Moderiert wird das Treffen von Alexander Rychter, Direktor des Verbandes der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft Rheinland Westfalen. Inhaltlich stehen noch einmal die Ergebnisse des Expertenhearings zum bezahlbaren Wohnraum Anfang Februar im Mittelpunkt. Dort hatten Fachleute aus Wohnungswirtschaft, Politik und Verwaltung dringenden Handlungsbedarf für Mülheim herausgestellt und sich zugleich bereit erklärt, in einem Bündnis mitzuwirken.

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Vor allem ärmere Bürger sind mit Mietzahlungen oft überlastet

Das Thema wird in Mülheim schon länger systematisch angegangen. So hatte die Stadt im Jahr 2017 beim Bochumer Institut InWis eine Analyse zum bezahlbaren Wohnraum und Bedarfsermittlung für Mülheim in Auftrag gegeben. Anfang 2019 wurden die Ergebnisse vorgestellt – unter anderem ermittelten die Forscher, dass vor allem ärmere Bürger, schätzungsweise 2370 Haushalte, mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die Warmmiete ausgeben und damit als überlastet gelten. Außerdem fehlen nachweislich günstige Wohnungen, für Familien mit Kindern, aber auch für Singles.

Vor diesem Hintergrund wurde, zunächst durch die SPD, ein Bündnis angestoßen, das Abhilfe schaffen soll. Der Rat hat dann am 11. April den entsprechenden Auftrag an die Verwaltung erteilt. Das Bündnis soll sich, auf Grundlage der InWiS-Analyse und der Ergebnisse des Hearings, auf grundlegende Ziele und konkrete Maßnahmen einigen, um die Mülheimer bedarfsgerecht zu versorgen mit attraktivem, bezahlbarem und barrierefreien Wohnraum. Dabei geht es um bestehende Immobilien ebenso wie um Neubauprojekte.

Attraktive, bezahlbare, barrierefreie Wohnungen schaffen

In einem ersten Arbeitspapier für die Gründungsveranstaltung am 23. Oktober werden weitere gemeinsame Ziele formuliert, darunter: sozialverträgliche Entwicklung in den Stadtquartieren, zielgruppenspezifische Entwicklung von Wohnraum beispielsweise für Alleinstehende, Familien mit Kindern oder Senioren, effiziente Nutzung von Fördermöglichkeiten, Stärkung des sozialen Wohnungsbaus sowie Stadtentwicklung unter Berücksichtigung von Klimazielen und ökologischen Anforderungen.

Mieten erneut um drei Prozent gestiegen

Eine aktuelle Analyse zur Mietpreisentwicklung in allen 80 deutschen Großstädten hat das Unternehmen Immowelt am Donnerstag veröffentlicht. Danach scheint sich der Markt zu entspannen: Nur noch in 22 Städten habe es größere Steigerungen gegeben, um vier oder mehr Prozent.

In Mülheim haben sich die Mieten danach von 2018 bis 2019 im Schnitt um drei Prozent erhöht, im Vorjahr waren es noch sechs Prozent. Durchschnittlich zahlen die Mülheimer derzeit 6,80 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.

Zwei weitere Schwerpunktveranstaltungen des Bündnisses soll es 2020 geben: im ersten Halbjahr zum Thema Planen und Bauen, in der zweiten Jahreshälfte dann zum Bereich Soziales. Die zuständigen Ausschüsse für Wirtschaft, Stadtentwicklung und Mobilität sowie für Arbeit, Gesundheit und Soziales werden regelmäßig über die Beratungsergebnisse informiert.

Letztlich soll das Bündnis für Wohnen in Mülheim an der Ruhr ein Handlungskonzept entwickeln, das kontinuierlich fortgeschrieben wird.