Mülheim. . Vertreter der Wirtschaft, der Stadtverwaltung und der Politik sollen möglichst noch in 2019 weitere konkrete Wohnungsmaßnahmen zu Papier bringen.

Der Bedarf an Wohnraum nimmt auch in Mülheim zu. Vor allem große Wohnungen mit vier bis fünf Zimmern für Familien mit Kindern fehlen, aber auch kleine Wohnungen sind stark gefragt – vorausgesetzt, sie verschlingen nicht zu viel des Einkommens. Jüngste Untersuchungen haben gezeigt, dass es in Mülheim vor allem an bezahlbarem Wohnraum fehlt. Die SPD-Fraktion setzt sich jetzt für ein Bündnis für Wohnen ein.

„Wir möchten, dass möglichst noch in diesem Jahr konkrete Maßnahmen auf dem Papier stehen“, sagt der Fraktionsvorsitzende Dieter Spliethoff. Ziel der SPD ist es, dass im April der Stadtrat ein solches Bündnis beschließt. Alle Akteure aus der Wohnungswirtschaft, der Politik und der Stadtverwaltung sollen daran mitwirken. Zumindest in der Anfangsphase schwebt den Genossen eine externe Moderation vor. Interesse an einem solchen Bündnis hatten bei einer Expertenrunde vor vier ­Wochen in der Stadthalle Vertreter der lokalen Wohnungsunternehmen, aber auch Haus und Grund sowie die Mieterverbände geäußert.

Eine Quote für den sozialen Wohnungsbau

Alle sprechen von einem dringenden Handlungsbedarf. Konkrete Maßnahmen, insbesondere zur bedarfsgerechten Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum, müsse das Ziel aller sein, so Spliethoff. „Unser Kernproblem, das wir dabei lösen müssen, ist nach wie vor, geeignet Bauflächen zu finden.“ Deshalb sei es wichtig, dass im Bündnis für Wohnen alle in einem Boot säßen und möglichst keiner blockiere. Aus Sicht des SPD-Fraktionschefs gibt es noch etliche mögliche Flächen, die bisher nicht geprüft worden seien. „Wir sollten über alle Möglichkeiten reden, auch über das Aufstocken von Wohnraum“, sagt Spliethoff und weiß: „Teuren Wohnraum zu schaffen dürfte nicht schwer sein, Geld ist ja da. Aber wir brauchen mehr preiswerte, soziale Wohnungen.“

Damit stößt er bei den Mülheimer Wohnungsunternehmen MWB und SWB auf hohe Zustimmung. Frank Esser, Chef des Mülheimer Wohnungsbaus, hatte zuletzt mehrfach die Forderung aufgestellt, bei der Vergabe von kommunalen Grundstücken eine Quote für den sozialen Wohnungsbau festzulegen. Andere Kommunen verfahren bereits so. Das hieße aber auch: Grundstücke können nicht zum Spitzenpreis veräußert werden.

Die aktuelle „Analyse bezahlbarer Wohnraum“ weist aus, dass in Mülheim derzeit knapp 2400 Bürger mehr als 40 Prozent ihres Einkommens für Wohnen ausgeben müssen, vor allem Single-Haushalte sind betroffen. Nicht nur die Mietervereine halten diese Quote für kaum leistbar. Nach dem aktuellen Mietspiegel kostet der Quadratmeter bei Wohnungen bis 50 Quadratmeter zwischen 5,59 und 7,56 Euro im Mittel.

Dezernent: Lieber qualitativ an den Bestand rangehen

Bau- und Umweltdezernent Peter Vermeulen.
Bau- und Umweltdezernent Peter Vermeulen. © Morris Willner

Auf Konfrontationskurs ist die SPD mit Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen. Der betonte noch zuletzt im Gespräch mit dieser Redaktion, dass er nichts davon hält, weiteres Bauland in der Stadt auszuweisen. Mit Blick auf die demografische Entwicklung sei allenfalls mit einer Stagnation der Bevölkerungszahl zu rechnen, keinesfalls mit Wachstum. Einen Bedarf, mehr Wohnungsbau möglich zu machen, sieht er nicht. Es gelte vielmehr, qualitativ an den Bestand ranzugehen. Einem Programm explizit für den sozialen Wohnungsbau steht Vermeulen bekanntlich auch kritisch gegenüber: „Ich sehe keinen Bedarf, einen Plattenbau für den sozialen Wohnungsbau voranzutreiben.“ Er favorisiert Projekte wie die des SWB in Oberdümpten, alten Wohnungsbestand abzureißen und – mit Sozialquote – zu ersetzen.

Nicht nur die hohe Nachfrage, die nicht gedeckt werden kann, setzt Politik und Verwaltung unter Druck, sondern auch die zuletzt nachlassenden Baufertigstellungen: So weist die Stadt für das vergangene Jahr 188 neue Wohnungen durch Neubauten aus. Das ist der niedrigste Wert in den letzten fünf Jahren. 411 Baugenehmigungen gab es im vergangenen Jahr, darin enthalten sind 324 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern, die in zwei, drei Jahren auf den Markt kommen könnten.

Wohnungsmarkt in Zahlen

In Mülheim gab es Ende des vergangenen Jahres 30.936 Wohngebäude, davon waren 19.421 Objekte Ein-und Zweifamilienhäuser, 11.035 Mehrfamilienhäuser. Die meisten Wohngebäude gibt es Saarn, es folgt Heißen.

Der Wohnungsbestand betrug Ende des vergangenen Jahres 93.336. Die gesamte Wohnfläche in Mülheim beträgt 7.480.628 Quadratmeter. Und noch eine Zahl weisen die Statistiker aus: In 380.225 Räumen wird aktuell gelebt.

Nahezu konstant ist seit fünf Jahren die Wohnfläche pro Einwohner: Sie beträgt 43,21 Quadratmeter.