Mülheim. Seit zehn Jahren bietet der Tierschutzverein Mülheim eine kostengünstige Sprechstunde an – für Hunde- und Katzenbesitzer mit sehr wenig Geld.

Etwas, worauf man sich in Mülheim wirklich verlassen kann, ist die monatliche Sprechstunde des Tierschutzvereins im Café Light. Seit genau zehn Jahren bekommen Hunde und Katzen, deren Besitzer von Sozialleistungen leben, dort besonders kostengünstige Vorsorge. Ein Segen für Leute wie Susanne Krippel und ihre Hündin Lilli.

Nicht, dass Lilli krank wäre – ihr geht es gut. Aber damit das so bleibt, muss der muntere Malteser-Pudel-Mix geimpft werden. Sein Frauchen zahlt dafür nur zehn Euro, zugleich wird der Hund von Tierärztin Petra van Halder sorgfältig untersucht. Normalerweise kostet eine solche Kombi-Impfung knapp 60 Euro. Den größten Teil des Honorars trägt der Mülheimer Tierschutzverein.

Die Kombi-Impfung kostet hier 10 Euro, normalerweise das Sechsfache

Susanne Krippel fand die wollweiße Hündin über eine Anzeige im Internet. Als sie ihr gebracht wurde, erschrak sie: „Ich habe Lilli in völlig verwahrlostem Zustand bekommen.“ Längst hat sich das Tier erholt und ist seiner Besitzerin, vierfache Mutter, „ans Herz gewachsen wie ein Kind“. Glücklicherweise scheint die zierliche Hündin eine robuste Konstitution zu haben – „bisher war sie noch nicht krank, toi, toi, toi. Im Ernstfall müsste ich mir das Geld für den Tierarzt von Freunden und Familie leihen“, sagt Krippel.

Für die Behandlung kranker oder verletzter Tiere ist die Sprechstunde im Café Light nicht gedacht. Hunde erhalten hier neben Impfungen auch Parasitenbehandlungen oder Microchips. Der Eigenanteil für die Besitzer beträgt 10 Euro. Noch enger ist das Leistungsspektrum für Katzen oder Kater: Ausgehändigt werden Gutscheine für Kastrationen, zum Preis von 30 Euro.

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Nur Vorsorgeleistungen für Hunde und Katzen, keine Tierarztbehandlungen

Im Herbst 2009 wurde die Haustiersprechstunde ins Leben gerufen. Die Idee hatte Sabine Hense, sie ist Ehrenamtliche im Tierschutzverein Mülheim und bis heute bei den monatlichen Terminen aktiv dabei. „Hier gibt es nur Vorsorgeleistungen für Hunde und Katzen“, betont sie. „Anfangs haben wir hier auch normale tierärztliche Behandlungen angeboten, aber wir mussten es extrem zurückfahren. Es hat den Rahmen gesprengt.“

Auf den Handzetteln mit Informationen zur Sprechstunde findet sich daher auch die dringende Bitte an alle Tierhalter, „jeden Monat eine gewisse Summe anzusparen, damit genügend Geld für erforderliche Tierarztbesuche zur Verfügung steht“. So weit, so wünschenswert. Sabine Hense sagt aber auch: „Wir lassen keine Bedürftigen im Regen stehen.“ Lebensnotwendige Operationen würden bezuschusst. Ansonsten seien die Regeln streng: Wer keine finanzielle Notlage nachweisen kann, darf die Tiersprechstunde nicht nutzen.

Streng geregelt: Bedürftigkeit muss nachgewiesen werden

An jedem Termin erscheinen durchschnittlich zehn bis 15 Tierhalter, zwei Drittel von ihnen haben ihre Hunde dabei, die restlichen bringen Katzen mit. „Früher haben wir alle Kleintiere genommen, auch Frettchen oder Kaninchen“, berichtet Sabine Hense, „aber das hat zu völligem Chaos geführt.“

Mit diesem Plakat zum Zehnjährigen bedanken sich Nutzer der Tiersprechstunde im Café Light unter anderem bei Jasmin Sprünken (r.), Leiterin des Awo-Drogenhilfezentrums, und Heidrun Schultchen, Vorsitzende des Mülheimer Tierschutzvereins.
Mit diesem Plakat zum Zehnjährigen bedanken sich Nutzer der Tiersprechstunde im Café Light unter anderem bei Jasmin Sprünken (r.), Leiterin des Awo-Drogenhilfezentrums, und Heidrun Schultchen, Vorsitzende des Mülheimer Tierschutzvereins. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Eines hat sich in zehn Jahren nicht geändert: Seit Beginn findet die Haustiersprechstunde im Café Light der Awo statt, tagsüber offene Anlaufstelle der Drogenhilfe. Deren Leiterin, Jasmin Sprünken, betont: „Es sind nicht nur unsere Klienten, die hier mit ihren Tieren vorbei kommen.“

Das Futter für die Tiere wird vom Tierschutzverein gespendet

Neben dem provisorischen Behandlungsplatz von Petra van Halder, Tierärztin aus Heißen, steht ein Tisch mit Hunde- und Katzenfutter. Dies spendet der Tierschutzverein, dessen Ehrenamtliche während der Sprechstunde auch ein Auge darauf haben, wie es den Tieren bei ihren Besitzern geht.

Sabine Hense berichtet: „Wir haben hier schon Hunde gesehen, die eine viel zu enge Maulschlaufe tragen, Halsbänder, die nicht tierschutzgerecht sind, oder die an der Leine gerissen werden, und dann weisen wir die Besitzer auch darauf hin.“ Ebenso, wenn Tiere stark übergewichtig sind.

Viele würden für Hund oder Katze das letzte Hemd geben

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tierschutzverein will mülheimer tierheim selbst sanierenIn aller Regel hätten die Besucher zwar sehr wenig Geld zur Verfügung, aber ein liebevolles Verhältnis zu ihrem Haustier: „Wer hierhin kommt, kümmert sich auch“ – dafür hat Sabine Hense einen Blick. „Die meisten würden für ihren Hund oder ihre Katze ihr letztes Hemd geben.“ Daher sei die Sprechstunde so wichtig. Der Tierschutzverein Mülheim will dafür sorgen, dass es sie weiterhin gibt: „Wir hoffen, dass es noch einige Jahre so geht...“