Mülheim. Nach dem Bürgerentscheid zum Erhalt der VHS will die Stadt sofort mit der Planung der Sanierung beginnen. Bis zur Wiederinbetriebnahme dauert es.
Nach dem Bürgerentscheid für den Erhalt der VHS in der Müga sprechen Oberbürgermeister Ulrich Scholten, Bildungsdezernent Marc Buchholz und Kämmerer Frank Mendack über die Konsequenzen, den Zeitplan und die mögliche Weiterentwicklung des Begegnungsortes Volkshochschule.
Wie bewerten Sie das Ergebnis des Bürgerentscheids?
Ulrich Scholten: Das Ergebnis ist eindeutig und das ist gut so, weil ein knappes Ergebnis immer schlecht ist. Die Bürger haben entschieden. Wir als Verwaltung werden unverzüglich mit der Umsetzung beginnen. Wir brauchen dazu ein wenig Zeit, diese Zeit haben wir auch, weil die Verträge weiterlaufen, die wir initiiert haben. Der VHS-Betrieb läuft und ist nicht gefährdet.
Notwendige Maßnahmen in Schulen, Kitas und Sport werden verschoben
Marc Buchholz: Für die Volkshochschule ist das ein Erfolg. Das, was mir Sorgen macht, ist das, worauf wir mehrfach hingewiesen haben. Wir haben laufende Investitionen in einer Prioritätenliste, die die nur 15 Millionen Euro, die wir im Jahr zur Verfügung haben, abarbeitet. Die VHS wird nun in diese Liste aufgenommen und dazu führen, dass wir an der einen oder anderen Stelle Verzögerungen haben werden. Das macht mich schon betroffen, dass wir Schulen, Kitas, Sporteinrichtungen haben werden, die nach hinten rutschen werden. Keine der notwendigen Maßnahmen wird nicht erfolgen, sie werden nur später erfolgen. Das müssen wir als Verwaltung jetzt allen Betroffenen kommunizieren und das ist ein hartes Stück Arbeit.
Scholten: Die Bürger haben mobilisiert für einen Bürgerentscheid. Die Bürger haben eine demokratische Entscheidung getroffen und wir als Verwaltung haben darauf zu reagieren. Alles andere wäre seltsam. Der Bürgerwille ist unser Auftraggeber.
Frank Mendack: Das ist keine besondere Herausforderung, das jetzt umzusetzen. Die VHS kommt jetzt rein in die Investitionsliste und die anderen rutschen nach hinten. Punkt. Wir hatten die Priorität anders gelegt, die Bürger haben gegensätzlich entschieden und wir setzen das um.
VHS in der Müga: In drei bis vier Jahren soll der Bau starten
Wie sieht der Zeitplan nun nach dieser Entscheidung aus?
Mendack: Wir werden für die Dezember-Ratssitzung die neue Investitionsliste einbringen. Die VHS rückt jetzt ein in bestimmte Investitionen in Schule, Sport und Schwimmen. Wenn der Rat das beschlossen hat, wird er auch zeitgleich die europaweite Ausschreibung der Planungsleistung beschließen. Nach der europaweiten Ausschreibung wird der Planer die VHS mit allen Baumaßen durchrechnen, so ähnlich, wie das bereits im Gutachten geschehen ist.
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Nachdem das umgesetzt ist, hat man die Grundlage, um die Bauleistung europaweit auszuschreiben. Dann haben wir ein entsprechendes Vergabeverfahren, dazwischen die Ratsbeschlüsse, die Beauftragung. Wir hoffen, dass wir mit den Vergaben sauber durchkommen, dass wir genügend Angebote bekommen. Wir werden in drei bis vier Jahren mit dem Bau beginnen. Dann sind wir nach einer Bauzeit von etwa einem Jahr bis 15 Monaten fertig.
Wann konkret wird die Planungsphase ausgeschrieben?
Mendack: Anfang 2020 werden wir ausschreiben können.
Ab wann kommen für die Stadt Kosten auf?
Mendack: Die Frage ist, bis wann der Plan fertig ist. Dann fließen die ersten Gelder, die nächsten Gelder fließen für die zweite europaweite Ausschreibung und dann natürlich die großen Beträge für die Baumaßnahme selbst. Das wird in den Bereich 2022, 23, 24 gehen.
Wie hoch sind die Kosten für die Planungsphase?
Mendack: Mit den beiden Planungsphasen liegen wir grob gerechnet ungefähr bei zwei Millionen Euro. In den fünf Jahren werden insgesamt 22,5 Millionen Euro rausgehen. Die im Gutachten bezifferten 30 Millionen beinhalten die Betriebskosten für die nächsten 30 Jahre.
Die Aktienstraße ist noch für vier Jahre angemietet. Ist das der Zeitrahmen, in dem die Arbeiten an der Bergstraße beendet sein sollen?
Buchholz: Diese Zeit sollten wir nutzen. Das ist eine Übergangszeit.
Mendack: Wir haben einen guten Vertrag ausgehandelt. Wir können jedes Jahr um ein Jahr verlängern. Wir sind nicht unter Zeitdruck und müssen uns vielleicht nach fünf Jahren mit dem Vermieter noch mal für ein Jahr verständigen.
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Scholten: Wir werden aber versuchen, so schnell wie möglich zu arbeiten. Der Vertrag gibt uns die Sicherheit, dass die Funktion VHS an dieser Stelle gewährleistet ist, unabhängig von der Frage: Werden wir in vier oder in sechs Jahren fertig?
Über die Weiterentwicklung der Volkshochschule nachdenken
Ist das Thema Begegnungszentrum, das Jürgen Abeln vorgeschlagen hat, mit diesem Ergebnis vom Tisch? Oder bleiben Sie gesprächsbereit, gegebenenfalls noch jemanden mit reinzuholen, um das Konzept VHS weiterzuentwickeln, weil die VHS die über 6000 Quadratmeter an der Bergstraße nicht benötigt?
Scholten: Wir werden alle Wege jetzt prüfen. Auch solche Dinge werden wir in die Diskussion bringen. Wir haben über 6000 Quadratmeter Fläche, 3000 Quadratmeter brauchen wir für die Funktion VHS. Die anderen 3000 Quadratmeter sind nicht netto nutzbar für andere Dinge. Da wird es Intelligenz und Kreativität brauchen, um das mitzuberücksichtigen. Am Ende des Tages werden wir das Gebäude wirtschaftlich betreiben und keine Verkehrsfläche haben wollen, die nicht gebraucht wird.
Buchholz: Einer Weiterentwicklung werden wir uns sicher nicht verwehren. Die VHS ist für mich aber schon immer ein Begegnungszentrum gewesen. Man kann überlegen, wie man das noch mal deutlicher herausstellen kann. Wenn es dann noch private Financiers gibt, die das mitfinanzieren: herzlich gerne.