Mülheim. Der Mülheimer Sportbund sieht Sanierungen von Sportanlagen in Gefahr. Er rät seinen Mitgliedern, beim VHS-Bürgerentscheid mit „Nein“ zu stimmen.
Wie hoch die Emotionen in der Debatte um den Erhalt der VHS in der Müga kochen, war bereits deutlich zu spüren bei der Info-Veranstaltung der Stadt in der Gesamtschule Saarn Anfang September. Dort hatte sich Bäderchef Andreas Wildoer klar gegen den Erhalt der VHS geäußert, unterstrich dies später in einem offenen Brief. Nun legt der Mülheimer Sportbund nach und spricht sich „bei den noch bestehenden Unwägbarkeiten“ für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid am 6. Oktober aus.
„Welchen Schaden die komplette Sanierung der VHS anrichten würde“
„Wir kritisieren keineswegs, dass sich zum Erhalt des VHS-Gebäudes eine Bürgerinitiative gegründet hat“, sagt Sportbund-Vorsitzender Wilfried Cleven. „Wir wollen keinen angreifen.“ Aber man müsse überlegen, „welchen Schaden eine komplette Sanierung der Volkshochschule anrichten würde“. Er wolle sachlich über die Faktenlage und Argumente diskutieren.
Nichtsdestotrotz würde eine VHS-Komplettsanierung „die bereits geplanten und mit Prioritäten versehenen Bau- und Sanierungsmaßnahmen komplett einschränken, gefährden oder um Jahre verzögern“. Cleven zählt die notwendigen Maßnahmen auf:
- Neubau des Friedrich-Wennmann-Bades
- Sanierung Dachfläche Sporthalle Ludwig-Wolker-Straße
- Sanierung/Neubau Turnhalle Prinzeß-Luise-Straße
- Sanierung der Sporthalle Lehnerstraße sowie der Turnhallen Mühlenfeld, Klostermarkt, Hochfelder Straße und Oemberg am Elsenborner Weg
Wassereimer in der Turnhalle an der Prinzeß-Luise-Straße
„An der Prinzeß-Luise-Straße stehen Wassereimer in der Turnhalle, da tropft es rein“, unterstreicht Cleven die Dringlichkeit. All diese Sanierungen dienten dem Pflichtunterricht an Schulen. Ohnehin liege Mülheim bei den Wasserflächen im Verhältnis zur Einwohnerzahl „am unteren Ende in NRW“. Es bestehe die Gefahr, den Schulen nicht mehr die notwendige Wasserfläche für Schwimmunterricht bieten zu können. Und: „Turn und Sporthallen sind unsere größten Klassenzimmer.“
VHS sei betriebsfähig – Turnhallen nicht
Der Sportbund spreche sich, so Wilfried Cleven, insbesondere für ein „Nein“ beim Bürgerentscheid aus, „da durch die derzeitige Unterbringung der VHS in dem modernisierten Gebäude an der Aktienstraße ein funktionierender Betrieb der VHS sichergestellt ist“.
Das sei ein klarer Unterschied zu den Sportanlagen und Bädern, die dringend sanierungsbedürftig und teilweise nicht benutzbar sind.
„Wir brauchen eine zielgerichtete Lösung für Bau, Sanierung und Erhalt aller in die Jahre gekommenen öffentlichen Einrichtungen“, so Cleven.
Mit 150 Vereinen und 40.000 Mitgliedern, davon 18.000 Kindern und Jugendlichen, ist der Sportbund die größte Personenvereinigung Mülheims. Der Bund sei partei-politisch neutral, er würde nie, so Cleven, bei einer Kommunalwahl eine Empfehlung aussprechen, aber, ergänzt sein Stellvertreter Roland Chrobok, „bei diesem Bürgerentscheid sehen wir uns in der Pflicht, uns zu äußern, weil wir konkret betroffen sind“.
Drohungen gegen den Mülheimer Bäderchef
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Die Betroffenheit hatte bereits Andreas Wildoer aufgezeigt: Nachdem der Bäderchef sich in einem offenen Brief deutlich positioniert hatte, habe er „Prügel bezogen“, sagt Cleven. Es heißt, Wildoer sei persönlich angegangen, gar bedroht worden. Auf Nachfrage der Redaktion wollte sich der Bäderchef nicht dazu nicht äußern. „Die vergangenen Wochen waren nicht schön.“
Cleven selbst hatte keinen offiziellen Kontakt mit der Initiative, hat selbst auch keine Anfeindungen von anderen erlebt. Aber er spürt: „Die Bürgerschaft wird aufgewühlt, das ist nicht in unserem Sinne.“ Seine Stellvertreterin Eva Selic spricht von „einem Dilemma, das zeigt, was passiert, wenn Städte in einen Nothaushalt gedrängt werden und um das Wenige, das noch da ist, gestritten wird“.
Trotzdem, so betont es Cleven, sei es müßig zu sagen, wer das verschuldet hat. „Der Blick in den Rückspiegel bringt uns für die Zukunft nicht weiter.“ Und die sieht er gefährdet, sollte die VHS komplett saniert werden: „Dann ist uns der Boden weggezogen.“