Mülheim. Nachhaltig leben wollen viele. Doch wo soll man anfangen? Einige Mülheimer zeigen, wie es gehen kann. Wir stellen sie vor. Teil 6: Biobauer.

Die Äste des Pflaumenbaums hängen tief. Einige von ihnen sacken unter dem Gewicht der vielen Pflaumen bis auf den Boden. Hier zwischen den Bäumen, den Feldern voll blühender Blumen und reifen Früchten fühlt man sich ganz weit weg von der wuseligen Stadt.

Doch das Idyll ist nicht weit vom Mülheimer Stadtkern entfernt. Auf seinem Biohof versucht Bauer Klaus Felchner, immer mehr auf Nachhaltigkeit zu achten. Auch er hat in der vergangen Hitzewelle einige Früchte verloren. „Vor allem die roten Johannisbeeren haben gelitten“, erklärt Felchner, während er über die Felder hinterm Haus läuft. „Die sind alle matsche.“

Fokus auf dem Anbau von schwarzen Johannisbeeren

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Familie Felchner hat hier ihre Nische gefunden. „Wir wollen gar nicht mithalten mit den großen Betrieben“, so Felchner. „Das ist Irrsinn.“ Viel lieber will er im kleinen Stil produktiv anbauen. Dabei hat er sich vor allem auf den Johannisbeeren-Anbau fokussiert. Mittlerweile habe er sich zum größten Betrieb für schwarze Johannisbeeren in ganz NRW entwickelt. „Auf einem dreiviertel Hektar baue ich nur die Beeren an.“

Nachhaltigkeit vor Ort

Mit unserer Serie wollen wir auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Klimawandel, Mikroplastik und vermüllte Meere führen dazu, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Lebensweise umzustellen und auf mehr Nachhaltigkeit zu achten.

Doch wo soll man da überhaupt anfangen? Einige Mülheimer zeigen wie es gehen kann. In unserer neuen Serie stellen wir diese Personen und Aktionen vor.

Neben den Bienen im Haus Engelbert haben wir u. a. einen nachhaltig gepflegten Garten , eine Ledermanufaktur und Second-Hand-Läden besucht.

Beim Gang über den Hof greift der Biobauer immer wieder in die Sträucher und Äste und pflückt Obst- und Gemüse ab. Hier eine kleine Tomate, da eine Himbeere – alles frisch und nichts gespritzt. Die Auswahl der Früchte, die er anbaut, ist vielfältig: Von Zwiebeln, über Tomaten in vielen Arten bis zu Pastinaken, Salaten, Beeren und Äpfeln.

Mischkulturen aus Beeren und Gemüse

Viele reife Himbeeren wachsen auf dem Hof von Familie Felchner.
Viele reife Himbeeren wachsen auf dem Hof von Familie Felchner. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Dabei probiert er auch immer wieder neue Arten des Anbaus aus, um so Vorteile für die Pflanzen zu finden. Sein neustes Experiment: Obst neben Gemüse. „Ich habe die Hoffnung, dass die hohen Pflanzen dem Gemüse auf dem Boden Schatten spenden und so die Erde nicht so schnell austrocknet.“ Denn, dass es immer trockener wird, dass merkt auch der Biobauer. „Der Klimawandel ist da. Auch wir haben ein großes Problem hier mit Wasserknappheit.“

Durch die Mischkulturen von Beeren und Gemüse wolle er den Wasserhaushaltsverlust gering halten. „Ich gucke, welche Pflanzen gut miteinander reagieren und welche positiven Effekten sie nebeneinander hervorrufen.“ Um etwas für die Umwelt zu tun und nachhaltiger zu leben, müsse man auch einfach mal über den Tellerrand schauen. Sein Ziel sei es, den Biolandbetrieb mit der Permakultur zu verbinden.

Größte Herausforderung: Das Unkraut

Weite Felder erstrecken sich vor dem Haus des Biobauers.
Weite Felder erstrecken sich vor dem Haus des Biobauers. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Auch in anderen Lebensbereichen macht sich die Familie Gedanken über ein nachhaltigeres Leben. So habe sich der Fleischkonsum aller Familienmitglieder reduziert. „Wir haben maximal noch ein- bis zweimal in der Woche Fleisch auf dem Tisch.“

Die Hecken und Sträucher auf dem Hof wachsen wild. Alles wächst so, wie es wachsen will. „Das finden viele nicht so toll – sie sagen, hier sieht es unordentlich aus.“ Aber darauf höre er gar nicht, sagt der 66-Jährige. Für Bienen und Hummeln sei es viel wichtiger, dass die Sträucher wild wachsen. „Hier tummeln sich so viele Tiere, die können wir alle gar nicht sehen.“ Diesen Lebensraum möchte er nicht zerstören.

Und ob es auch Herausforderungen gibt auf so einem Biohof? „Na klar“, sagt Felchner lachend. „Das ganze Unkraut.“