Mülheim. Nachhaltig leben wollen viele. Doch wo soll man anfangen? Einige Mülheimer zeigen, wie es gehen kann. Wir stellen sie vor. Teil 1: Imker.

Eine grüne Wiese, tiefhängende Apfelbaum-Äste und Vogelgezwitscher. Schon von weitem ist das Surren der Bienen zu hören. Tausende von ihnen leben hier seit letztem Herbst im Garten des sozialtherapeutischen Zentrums Haus Engelbert.

„Wir sind ein grünes Haus“, sagt Einrichtungsleiter Stefan Fleuth. Neben den selbst gepflanzten Apfelbäumen sollen nun die Bienen das grüne Konzept vervollständigen und zu mehr Nachhaltigkeit in Mülheim beitragen. Denn: Bienen sind wahre Alleskönner. Sie liefern nicht nur Honig, sondern sind vor allem für die Bestäubung von Obst-und Gemüsepflanzen wichtig. Äpfel, Birnen und Co. würden ohne die fliegenden Bestäuber rar werden, ihre Preise in die Höhe gehen. Laut Bundesumweltamt sind etwa 80 Prozent der heimischen Kultur- und Wildpflanzen von der Bestäubung der Bienen abhängig.

Jeden Donnerstag sind die Imker zu Besuch

Für die Bewohner des Hauses sollen die Bienen nicht nur eine reine Arbeitstherapie sein, so Fleuth. Viel mehr soll es zu einem Hobby werden. Auch wenn nicht alle Bewohner davon überzeugt sind – „zwei bis drei sind immer dabei“, sagt Hobby-Imkerin Sabine Spinka.

„Das war alles ein glücklicher Zufall“, so Fleuth. „Die Imker sind auf mich zugekommen und haben mich gefragt, ob ich nicht Lust darauf hätte.“ Die hatte er – seitdem kommen die beiden Imker jeden Donnerstag vorbei und versorgen die Bienen.

Bisher wurde noch kein Bewohner gestochen

Die Bewohner schauen dabei zu. „Die meisten mit etwas Abstand und mit Sicherheitskleidung – damit niemand gestochen wird“, so Spinka. Bisher sei immer alles gut gegangen. „Das machen die Bienen eigentlich nur, wenn sie Angst haben, sich bedrängt fühlen oder sauer sind“, weiß die Expertin. Gerade in der warmen Jahreszeit könne es vorkommen, dass die Aggressivität etwas höher ist – deswegen treten die beiden Imker ebenfalls nur im Schutzanzug an die vier Völker heran.

Vier Bienenvölker beherbergt das Haus Engelbert in Mülheim.
Vier Bienenvölker beherbergt das Haus Engelbert in Mülheim. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

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Im Frühjahr konnten bereits 30 Kilogramm Honig gewonnen werden, jetzt im Sommer werden es vermutlich 90 Kilo werden, sagt Spinka. Für sie und Frank Blaschinski ist die Imkerei ein reines Hobby. Ab Juli beginnt immer das Füttern. „Ohne Zufüttern mit Zucker würden die Bienen leider verhungern“, so Blaschinski.

Imkerin will Bienensterben nicht einfach so hinnehmen

Auf die Idee, selbst zu imkern, ist Sabine Spinka gekommen. „Ich liebe einfach Honig sehr“, sagt sie. Doch noch viel mehr habe sie das derzeitige Bienensterben beunruhigt. „Das kann man nicht einfach so hinnehmen“, so Spinka. Das vermehrte Sterben hat einen Einfluss auf das gesamte Ökosystem. „Deswegen wollen wir einen Beitrag dazu leisten, um den Bienen zu helfen“, so Spinka.

Nachhaltigkeit vor Ort

Mit unserer Serie wollen wir auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Klimawandel, Mikroplastik und vermüllte Meere führen dazu, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Lebensweise umzustellen und auf mehr Nachhaltigkeit zu achten.

Doch wo soll man da überhaupt anfangen? Einige Mülheimer zeigen wie es gehen kann. In unserer neuen Serie stellen wir diese Personen und Aktionen vor.

Neben den Bienen im Haus Engelbert haben wir u. a. einen nachhaltig gepflegten Garten , eine Ledermanufaktur und Second-Hand-Läden besucht.

Doch um den Tieren zu helfen, muss nicht jeder sofort Imker werden. Auch im privaten Bereich ist es für jeden möglich, den Bienen beim Überleben zu helfen. So können Blühpflanzen auf dem Balkon, der Terrasse oder im Garten eine Nahrungsquelle für Bienen bieten.

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Für die beiden Imker im Haus Engelbert ist ihr Hobby auch ein Freizeitausgleich neben ihren Jobs. „Es ist total spannend, die Bienen zu beobachten und zu sehen, wie so ein Organismus funktioniert“, so Blaschinski. Der gewonnene Honig wird vom Haus Engelbert zum einen verkauft, zum anderen aber auch selbst verbraucht, erklärt Einrichtungsleiter Fleuth. „So haben wir eine Win-Win-Situation.“