Mülheim. Nachhaltig leben wollen viele. Doch wo soll man anfangen? Einige Mülheimer zeigen, wie es gehen kann. Wir stellen sie vor. Teil 2: Gärtnerin.

Der Garten von Familie Roll-Schulz gleicht einem Park. Auf 2300 Quadratmetern Grundstücksfläche erstreckt sich neben dem Haus ein weitläufiges, grünes Paradies für Vögel, Insekten und Bienen. Seit acht Jahren lebt die Familie in dem Haus, von Anfang an war der Garten das Highlight.

Im ersten Jahr haben sie noch auf akkurate Rasenkanten, gerade geschnittene Hecken und ordentliche Blumenbeete geachtet, so Anke Roll. „Das machen wir seit vielen Jahren nicht mehr.“ Denn die Natur hole sich eh was sie will. Wild, aber nicht unordentlich soll es aussehen. Dadurch will die Mülheimerin Lebensraum für Insekten schaffen.

Sieger bei „Eppinghofen blüht auf“

Mit diesem Konzept hat die Familie in diesem Jahr den Wettbewerb „Eppinghofen blüht auf“ gewonnen. Dabei wurde vor allem auf eine nachhaltige, naturnahe und insektenfreundliche Gestaltung des Gartens geachtet. Und genau diese gibt es in dem grünen Garten: Neben Blumenbeeten, in denen Hortensien und Hibiskus blühen, ranken etwas weiter Erdbeeren über den Boden. „Die suchen sich hier ihren Weg“, sagt Roll und zeigt auf einen Erdbeerzweig, der zwischen zwei Steinplatten auf der Terrasse wächst.

Lilafarbener Hibiskus blüht im Garten von Familie Roll-Schulz.
Lilafarbener Hibiskus blüht im Garten von Familie Roll-Schulz. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

„Unser Garten ist ein Zuhause für viele Tiere – Igel, Salamander, Vögel und sogar einen Fuchs haben wir hier“, sagt sie. Auch Schmetterlinge fühlen sich in der Umgebung wohl. „Die sind so zutraulich, dass sie sich sogar manchmal auf den Kopf setzen.“

Kinder helfen im Garten mit

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Doch nicht nut den eigenen Garten halten die Mülheimer nachhaltig. Das Geld, dass sie bei „Eppinghofen blüht auf“ gewonnnen haben, setzten sie direkt für die Bepflanzung eines kleinen Grundstücks vor dem Haus ein. „Dafür haben wir jetzt die Patenschaft übernommen“, sagt sie stolz. Dort soll in Zukunft ein Bienenhotel und ein Bienenlehrpfad entstehen. „Wir haben eine Nachbarin, die sich mit dem Thema Bienen auskennt. Die gibt uns viele hilfreiche Tipps“, so Roll.

Nachhaltigkeit vor Ort

Mit unserer Serie wollen wir auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Klimawandel, Mikroplastik und vermüllte Meere führen dazu, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Lebensweise umzustellen und auf mehr Nachhaltigkeit zu achten.

Doch wo soll man da überhaupt anfangen? Einige Mülheimer zeigen wie es gehen kann. In unserer neuen Serie stellen wir diese Personen und Aktionen vor.

Neben den Bienen im Haus Engelbert haben wir u. a. einen nachhaltig gepflegten Garten , eine Ledermanufaktur und Second-Hand-Läden besucht.

Natürlich mache ein solcher Garten auch enorm viel Arbeit, weiß die gebürtige Duisburgerin. So helfen die Kinder eine Stunde in der Woche mit, im Herbst jeden Tag. „Sonst würden wir das gar nicht schaffen. Wir nennen das meditatives Laubfegen“, sagt Roll lachend. Am Anfang sei das alles sehr stressig gewesen, doch seit sie die Natur einfach wachsen lassen, sei sie viel entspannter. „Wir spritzen nichts, nur ab zu schneiden wir die Hecke, sonst würde man hier nicht mehr durchkommen.“

Anbau von Obst und Gemüse

Im hinteren

Ein Insektenhotel hängt im Garten. Familie Roll-Schulz möchte möglichst vielen Tiere ein Zuhause bieten.
Ein Insektenhotel hängt im Garten. Familie Roll-Schulz möchte möglichst vielen Tiere ein Zuhause bieten. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bereich des Gartens steht ein kleines Gewächshaus und ein Beet voller Obstbäume- und Sträucher. Während im Gewächshaus die Früchte nur langsam wachsen – „hier scheint zu wenig Sonne“ – wachsen die in den wildzugewachsenen Beeten gut. „Wir pflanzen einfach und gucken dann, was gut kommt.“

Das Thema Nachhaltigkeit wird in der gesamten Familie groß geschrieben. Um Wasser zu sparen, haben sie einen Eimer in die Spüle gestellt. So wird Wasser vom Hände abwaschen oder Wasserreste aufgefangen. „Das nutzen wir zum Wässern unseres Gartens.“ Das Problem sei, dass heutzutage jeder von allem zu viel hat. „Zuvielisation“ hat Familie Roll-Schulz diesen Zustand genannt. „Uns geht es so gut. Wir haben ein Dach über dem Kopf, genug zu Essen und sauberes Wasser“, so Anke Roll. „Das ist nicht selbstverständlich – das sollten wir mehr wertschätzen.“