Mülheim. Nachhaltig leben wollen viele. Doch wo soll man anfangen? Einige Mülheimer zeigen, wie es gehen kann. Teil 3: Gründer der Mölmschen Kaffetasse.
Wer kennt es nicht? Morgens vor der Arbeit ist es stressig, Zeit für ein Frühstück bleibt nicht. Also wird noch eben ein Kaffee für unterwegs geholt, beim Bäcker um die Ecke. Was nach dem Energie-Kick übrig bleibt, sind Unmengen an Einwegbechern.
In ganz Deutschland werden jährlich 1,2 Milliarden Einwegbecher für den Coffee-to-go, den Kaffee für unterwegs, verbraucht. Laut Umweltbundesamt ergibt das 28.000 Tonnen Abfall im Jahr. Reduziert werden kann diese Flut an weggeworfenen Bechern durch den Einsatz von Mehrwegbechern.
Mülheimer Aktion gegen die Becherflut
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Diese Idee hatten auch Rainer Nelbach und Ernst Osterhage. Die beiden Mülheimer haben schon früh angefangen, sich für die die Vermeidung von Müll einzusetzen. Auf einer Infoveranstaltung der Mülheimer Klimainitiative haben sie sich kennengelernt. Seit dem war klar: Sie müssen etwas gegen die Becherflut tun.
Aus der Idee ist die „Mölmsche Kaffeetasse“ entstanden. Mit ihrer Initiative wollen die beiden möglichst viele Bäckereien und Läden davon überzeugen, das Mehrwegbecher sinnvoller als Einwegbecher sind. „Also sind wir durch die Innenstadt gezogen und haben die Läden abgeklappert“, so Nelbach. Die Idee: Kunden können ihren eigenen Becher mitbringen und diesen dann mit Kaffee befüllen lassen.
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Etwa 30 Läden in Mülheim beteiligen sich
Zur Belohnung gibt es dann einen kleinen Preisnachlass oder etwas mehr Kaffee – so die Wunschvorstellung. „Die meisten Läden waren der Idee gegenüber offen, doch machten danach keine Werbung dafür“, so Nelbach. Diejenigen, die sich an der Aktion beteiligen und diese auch offen kommunizieren, bekommen einen Aufkleber der Mölmschen Kaffeetasse, so dass jeder von außen weiß: Hier kann ich mit meinem mitgebrachten Becher Kaffee bekommen.
In einer Liste auf ihrer Webseite haben die beiden alle beteiligten Läden und die jeweiligen Preisvorteile gesammelt. „Mittlerweile machen etwa 30 Läden mit“, so Osterhage.
Die Absicht der Bundesumweltministerin, allein die Hersteller von Einwegbechernan den lokalen Entsorgungskosten zu beteiligen, sehen Nelbach und Osterhage kritisch. „Hersteller, Verbraucher und Kommunen stehen gemeinsam in der Verantwortung“, sagt Ernst Osterhage. So könne jede Stadt über Satzungen auf den Einwegmüll bei Veranstaltungen Einfluss nehmen.
Auch privat leben die beiden Initiatoren nachhaltig
Doch nicht nur beim Kaffee achten die beiden auf einen geringen Verbrauch von Müll. Auch im privaten Bereich kennen sie Tricks für ein nachhaltigeres Leben. Ernst Osterhage hat einige Tipps, wie man schon im Alltag kleine Dinge beeinflussen kann: „Als allererstes habe ich vor einigen Jahren mein Auto abgegeben“, sagt er.
Nachhaltigkeit vor Ort
Mit unserer Serie wollen wir auf das Thema Nachhaltigkeit aufmerksam machen. Klimawandel, Mikroplastik und vermüllte Meere führen dazu, dass immer mehr Menschen versuchen, ihre Lebensweise umzustellen und auf mehr Nachhaltigkeit zu achten.
Doch wo soll man da überhaupt anfangen? Einige Mülheimer zeigen wie es gehen kann. In unserer neuen Serie stellen wir diese Personen und Aktionen vor.
Neben den Bienen im Haus Engelbert haben wir u. a. einen nachhaltig gepflegten Garten , eine Ledermanufaktur und Second-Hand-Läden besucht.
„Jetzt bin ich immer mit dem Rad unterwegs und wenn ich doch mal ein Auto brauche, dann leihe ich mir eins.“ Das Thema „teilen“ ist für die beiden generell wichtig. „Man muss sich nicht immer alles neu anschaffen“, so Nelbach. „Teilen macht da mehr Sinn.“
Leben nach dem Motto „Zero Waste“
„Leider sind wir eher rückständig als fortschrittlich“, so Nelbach. Denn wo es früher noch Waschmittel zum Abfüllen gab, gibt es heute nur noch Plastikflaschen mit Waschmittel. „Wenn es doch früher ging, warum dann heute nicht mehr?“ Oder auch Windeln für Babys: „Ich habe die Windeln meiner Kinder noch gewaschen, so etwas ist heute meistens nicht mehr möglich.“
Der größte Wunsch der beiden: Ein stärkeres Umdenken in der Gesellschaft. „Wir müssen es der nächsten Generation vorleben und diejenigen, die unsere Umwelt verschmutzen, belangen.“