Mülheim. An der Winsterstraße hat eine neue Brücke über den Wambach das enge Durchlassrohr ersetzt. Weitere Renaturierungsprojekte nach EU-Vorgaben folgen.
Frisch blinkt das hohe Geländer aus Edelstahl auf der kleinen Brücke im Wald. Jogger schnauben vorbei. Andere gehen gemütlicheren Schrittes mit ihren Hunden. Unter der neuen Brücke schlängelt sich der Wambach und sucht sich seinen Weg zwischen den Bäumen.
Vor der Jahreswende musste sich das Wasser noch durch ein dickes Rohr zwängen, staute sich bei Starkregen vor dem Durchlass. Das alles ist Vergangenheit. „In nur vier Monaten konnten wir die Bauarbeiten im Bereich Winsterstraße abschließen“, zeigen Gabi Wegner, stellvertretende Leiterin des Umweltamtes, und Kirsten Kessel, Teamleiterin Wasserwirtschaft, das renaturierte Stück des Wambachs.
Komplizierte Ausschreibungen und steigende Baupreise
Bereits seit 2012 beschäftigen sich die beiden Frauen aus dem Umweltamt damit, „in der Landschaft die Fehler und Sünden der Vergangenheit wieder zu beseitigen. Land, Bund und Europäische Union treiben diese Renaturierungsprojekte voran, haben dafür zwei Milliarden Euro bereitgestellt. „Davon soll Mülheim möglichst viel abbekommen, damit Bäche sich wieder ihren Weg durch die Landschaft suchen können“, sagt Gabi Wegner.
Das ist nicht immer einfach: Wie beim Hausbau kämpfen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Umweltamtes mit komplizierten Ausschreibungen und steigenden Preisen der Firmen. An der Winsterstraße lief mit dem Neubau der Wambach-Überquerung jetzt alles glatt.
Hohes Geländer sichert Radler vor Abstürzen
Die neue Brücke erscheint etwas wuchtig geraten. „Das muss heute so sein. Wir haben geänderte Sicherheitsvorschriften“, beschreibt Kirsten Kessel. Darum habe das Geländer jetzt eine Höhe von 1,3 Metern – „damit Radfahrer nicht in den Bach stürzen können“. Kinder finden das nicht so gut. Die müssen zwischen den Stäben hindurchschauen oder „sie laufen schnell die Böschungen hinunter und stehen direkt im Bach“, weiß Gabi Wegner.
Natürlich hätten die Mitarbeiterinnen des Umweltamtes lieber eine Holzbrücke bauen lassen. Aber die seien nicht so haltbar. Nach 25 Jahren mussten bereits mehrere der Müga-Brücken erneuert werden – alle als Stahlkonstruktion mit Holzbelag. „Außerdem trägt die neue Wambachbrücke Forst- und landwirtschaftliche Fahrzeuge, ohne beschädigt zu werden“, fügt Wegner hinzu.
Totholz vor engem Rohr staute das Bachwasser
Das alte, etwa 9,5 Meter lange Rohr unter der Winsterstraße ist verschwunden. Es hatte nur einen Durchmesser von gut einem Meter. Uferbereiche fehlten. „Darum entsprach diese Bachüberquerung nicht mehr der EU-Wasserrahmenrichtlinie, weil sie ökologisch nicht durchgängig war“, beschreibt die stellvertretender Leiterin des Umweltamtes.
Noch schlimmer: Totholz verkeilte sich vor dem engen Durchlass immer wieder. An dieser Barriere staute sich das Wasser und konnte nicht abfließen. Gleichzeitig bildete sich ein „nicht natürlicher Beckenzulauf vor dem Durchlass“, sagten die Fachleute. Also kam der Bagger, riss in den Fußgängerweg eine Lücke und das enge Rohr heraus.
Drei Fertigebetonteile bilden neue Brücke
Bei der Umgestaltung bauten Arbeiter ein Haubenprofil ein – drei Betonfertigteile: zwei Seitenwände und eine Deckenplatte. Darunter hat der Wambach jetzt mehr Freiraum auf einer verbesserten Gewässersohle mit rund 2,10 Meter Breite. An beiden Seiten schließen sich Uferstreifen an. „Am Bach lebende Tiere können den Durchlass problemlos durchqueren“, erklärt Gabe Wegner.
Gleichzeitig haben Arbeiter die Böschung angepasst und aus optischen Gründen mit Wasserbausteinen verkleidet. Dazu gibt es ein paar Meter weiter einen so genannten Prallhang, an dem sich der Bachlauf beruhigt, „weil verschiedene Tierarten unterschiedliche Wasserfließgeschwindigkeiten brauchen“, sagt Kirsten Kessel.
90 Prozent der Kosten übernimmt das Land
Die Baukosten für dieses Renaturierungsprojekt belaufen sich auf rund 90.000 Euro. Für Planungen und Gutachten fielen zusätzlich rund 25.000 Euro an. Die Bezirksregierung Düsseldorf fördert die Wambach-Brücke und weitere Projekte zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie mit 90 Prozent der Gesamtkosten. Die restlichen zehn Prozent fließen aus der Kasse des Kämmerers.