Mülheim.. Die Ruhr in Mintard wird renaturiert, doch die Nachhaltigkeit des Projekts ist in einigen Punkten ungeklärt. Hickhack von Zuständigkeiten droht.


Zum Schluss blitzt es doch einmal zwischen Naturnutzern und -schützern: „Ich bin es leid, immer wieder von Hunden gehetzte und angefallene Rehe aufzufinden und höre anschließend vom Besitzer: ,Hat der noch nie gemacht’“, macht sich ein Jäger Luft. Fünf will er allein in diesem Jahr in den Mintarder Auen gefunden haben, wo Spaziergänger ihre Hunde ohne Leine laufen lassen. Erlaubt ist es nicht. „Und wie viele Rehe schießen sie jährlich?“, kontert eine Hundebesitzerin.

Die Ruhr entlang der Mintarder Auen wird in den nächsten Jahren vom Land weiter zu einem Naturschutzgebiet ausgebaut – renaturiert. Zur Bürgerinformation in der Kettwiger Gaststätte „Alte Flora“ stellt die Bezirksregierung Düsseldorf das Projekt am Donnerstagabend vor. Ein alter Arm der Ruhr wird dabei um 900 Meter ausgebaggert, eine kleine Insel entsteht so, auf der sich Vogel- und andere Tierarten zurückziehen sollen. Doch das schafft Begehrlichkeiten bei Spaziergängern und Hundefreunden und bereitet den anderen Sorge um die Nachhaltigkeit der Naturschutzmaßnahmen.

Wie geht man mit den Einleitungen um?

Wie wird das geschaffene Gebiet gepflegt, wie geht man mit den Einleitungen in die dann natürlich verlaufende Ruhr um? Und wer trägt wofür Verantwortung: Land, Kommune, die Bürger, die angrenzenden Bauern? Das wertvolle Anliegen der Renaturierung birgt reichlich Sprengstoff zwischen allen Gruppierungen. Denn so einige, durchaus kritische Fragen sind noch ungeklärt. So mündet etwa der Staader Bach in die Ruhr. An seiner Quelle im benachbarten Ickten aber macht seit Jahren eine Interessengemeinschaft auf die massive Verschmutzung des Baches durch ein Regenrücklaufbecken aufmerksam. Im Gitter des Überlaufs und im Bach finden die Icktener bei Starkregen und durch mangelnde Versickerungsflächen „Fäkalien, Kondome, Tampons, Binden ...“, zählt IG-Mitglied Edgar Strobl auf – schon fünf Mal in diesem Jahr sei das vorgekommen.

Viel Geld werde für die Renaturierung ausgegeben, so die Frage eines Mitglieds der IG, ob die Flüsse, die in die Ruhr eingeleitet werden, auch Teil der Renaturierung seien. Dr. Jürgen Klingel von der Bezirksregierung Düsseldorf sieht es im Fall Staader bzw. Icktener Bach nicht gegeben. Er sei zu klein und zuständig für die Sauberkeit des in die Ruhr fließenden Baches sei Mülheim, die Verantwortung für die Verunreinigung an der Quelle trage jedoch Essen. Seit Jahren aber wird in Essen nichts dagegen unternommen, argumentiert die IG Ickten. Die Frage der Nachhaltigkeit des wichtigen Naturprojekts droht im Hickhack von Zuständigkeiten und auch Kostenfragen zu scheitern.

Wie kann man verhindern, dass dort wild gegrillt wird?

Das zumindest sind die Befürchtungen einiger der gut 50 Bürger, die sich am Donnerstag in der Gaststätte eingefunden haben. „Wie kann man verhindern, dass dort wild gegrillt, gezeltet und die Vogelarten gestört werden?“

Jürgen Klingel vom Dezernat Wasserwirtschaft der Bezirksregierung Düsseldorf sieht nicht viel Handhabe, Schilder würden ignoriert, die Kommunen haben kaum Personal, um alles zu kontrollieren. Der verlängerte Ruhrarm soll eine Tiefe von einem Meter haben. Klingel hofft, dass dies Wildgriller abhält. Aber, gibt er zu bedenken, „wir möchten ja, dass sich Menschen die Natur anschauen können.“

>>> FISCHTREPPEN AN DER RUHR


Wie geeignet sind die geplanten Fischtreppen entlang der Ruhr? Carsten Voß, für die Grünen im Umweltausschuss, harkte nach. Angler halten sie am Raffelberg für ungeeignet und auch an der Saarner Wehrbrücke sei sie außer Betrieb.

Die Bezirksregierung sagte zu, die Treppen zu prüfen.