Mülheim/Essen. Die Alten verlieben sich, die Kinder sind dagegen: Davon handelt ein Film, in dem auch Seniorinnen aus dem Mülheimer Franziskushaus auftreten.
Unzählige Male wurde der Stoff von „Romeo und Julia“ schon auf die Bühne oder auf die Leinwand gebracht, doch diese Umsetzung ist etwas Besonderes: Mit Bewohnern aus Alteneinrichtungen der Contilia wird gerade ein Film produziert, der eine schwierige Liebesgeschichte erzählt. Auch das Mülheimer Franziskushaus wirkt dabei mit.
Der Filmdreh setzt eine Reihe von Projekten fort, mit denen das Betreuungsteam der Contilia alte Menschen auf ungewöhnliche Weise in den Blickpunkt rückt und demonstrieren möchte: „Altenheim ist kein Abstellgleis.“
Schon frühere Projekte rückten Senioren ins Rampenlicht
Den Anfang bildete 2014 ein viel beachteter Kalender, für den berühmte Filmszenen nachgestellt wurden. Es folgten ein Tanzwettbewerb mit Generationen-gemischten Paaren und großer Gala im Essener GOP-Varieté, ein Film und ein Chor-Festival in der Bochumer Jahrhunderthalle.
Einbezogen wurden Frauen und Männer aus insgesamt 14 Senioreneinrichtungen, die der katholische Contilia-Konzern mit Hauptsitz in Essen betreibt. Auch das Mülheimer Franziskushaus steigt regelmäßig mit ein. An dem aktuellen Film mit dem Titel „Das ist doch kein Leben in Mantua“ wird seit Jahresbeginn intensiv gearbeitet, die Begeisterung ist spürbar, das Budget überschaubar. Laut Katja Grün, Leiterin Öffentlichkeitsarbeit bei der Contilia Pflege und Betreuung GmbH, stehen insgesamt etwa 70.000 Euro zur Verfügung.
Diesmal verlieben sich die Alten, die Jungen sind dagegen
Dieses Mal geht es um das immergrüne Thema Liebe, um ein Paar, dem die Familie im Wege steht, aber
anders, als man es gemeinhin kennt. Regisseur Orlando Klaus (34), der auch das Drehbuch geschrieben hat, erläutert: „Wie drehen die Romeo-und-Julia-Geschichte so um, dass sich die Alten verlieben und die Jungen damit ein Problem haben.“
Der Film bewegt sich auf doppelter Ebene: Eine Theater-AG im Seniorenstift spielt „Romeo und Julia“, zwischen den Hauptdarstellern Karl und Hanna funkt es auch im richtigen Leben. Die Kinder sind nicht angetan, zumal Karl noch eine Ehefrau hat, die schwer demenzkrank ist. „So etwas erleben wir immer wieder in unseren Seniorenheimen“, sagt Katja Grün.
„Romeo“ hat noch eine demenzkranke Ehefrau
Für die Hauptrollen des reifen Liebespaares wurden zwei Laienschauspieler aus Essener Altenheimen gewonnen: Hannelore Krusenbaum und Rudolf Büchsenschütz. Highlights für sie waren Reisen an den Gardasee und zum legendären Balkon in Verona, wo einige Szenen gedreht wurden. Büchsenschütz tritt das erste Mal in seinem Leben als Schauspieler auf. Als junger Liebhaber geht er mit seinen 86 Jahren nicht mehr durch, er ist aber auch nicht der Älteste am Set. Ein 94-Jähriger spielt auch noch mit.
Neben den 15 Sprechrollen ist Platz für rund 70 Komparsen, die sich nach Lust und Laune melden konnten. So wie Gisela Bormann (79) und Hildegard Wawrzynowicz (84) aus dem Franziskushaus, die
sich in zwei Szenen unter das Partyvolk gemischt haben. Im Frühjahr wurde ein Maskenball für die Leinwand inszeniert, an den letzten beiden Drehtagen gab es ein großes Sommerfest, mit langen Tischen, künstlichen Rosenbögen und weiß gekleideten Gästen.
Auf einen langen Drehtag eingerichtet
Kamerafertig geschminkt und in feinen Sachen saßen die Seniorinnen schon ab mittags im Garten eines Essener Seniorenstiftes – viele andere mit ihnen, alle hatten sich auf einen langen Drehtag eingerichtet. Bis spät in den Abend sollte es gehen. Aus dem Betreuungsteam des Franziskushauses leisteten ihnen Lara Lindemann (25) und Christoph Kegel (50) Gesellschaft, die ebenfalls als Statisten auftraten. Denn das Filmprojekt soll nicht nur für die Senioren ein Highlight sein, sondern auch dafür sorgen, „dass unsere Mitarbeiter und Bewohner etwas anderes gemeinsam erleben als im Pflegealltag“, erklärt Katja Grün.
Ob der Film so tragisch ausgeht wie das Original oder doch noch mit einem Happy-End überrascht, wissen
Premiere in der Lichtburg
Für Regisseur Orlando Klaus (34) und Produzentin Maren Heyn (32) ist es nicht die erste Zusammenarbeit mit alten Menschen. Vor einigen Jahren haben sie mit Bewohnern der Contilia-Seniorenheime den Film „Frau Schnipplers unglaubliche Reise ans Meer“ gedreht. Er wurde im März 2017 in der Essener Lichtburg vorgeführt.
Der neue Streifen „Das ist doch kein Leben in Mantua“ soll im März 2020 Premiere feiern, ebenfalls im großen Essener Kinopalast. Möglicherweise wird der 30 bis 40 Minuten lange Streifen auch bei Filmfestivals eingereicht.
die Komparsinnen nicht und forschen auch nicht nach. Gisela Bormann stellt klar: „Wir wollen, dass die Spannung bis zur Premiere erhalten bleibt.“