Mülheim. . In der Essener Lichtburg hatte jetzt ein Film Premiere, dessen Darsteller in Altenheimen leben. Mehrere Szenen entstanden in Mülheim.
- „Frau Schnipplers unglaubliche Reise ans Meer“ wurde in Deutschland und Holland gedreht
- Die 89-jährige Hauptdarstellerin Brunhilde Mau starb zwei Wochen nach Abschluss der Dreharbeiten
- Der 35-Minuten-Film soll jetzt bei verschiedenen Festivals eingereicht werden
Ein ganz spezieller Film feierte am Freitag in der Essener Lichtburg Premiere: „Frau Schnipplers unglaubliche Reise ans Meer“. Alle Darsteller kommen aus Altenheimen der Contilia-Gruppe. Auch die 80-jährige Ilona Schürmann aus dem Mülheimer Franziskushaus wirkte mit, mehrere Szenen wurden hier in der Stadt gedreht.
Im Mittelpunkt des etwa 35 Minuten langen Streifens stehen Träume und Sehnsüchte hochbetagter Menschen, von denen sich Regisseur Orlando Klaus in den Senioreneinrichtungen erzählen ließ. Bewegt von der Frage: Ist man jemals zu alt, um sich einen Traum zu erfüllen? Zu alt, um sich als „Sissi“ zu verkleiden oder im offenen Oldtimer zu fahren? Zu alt, um noch einmal ans Meer zu wollen? Oder gar einen Film zu drehen? Nein.
Mehr als zehn Monate dauerten die Dreharbeiten, bei der Uraufführung war das Essener Prachtkino voll besetzt. Die Zuschauer erlebten einen charmanten kleinen Film voller schräger Komik, mit einem Schuss Wehmut und unfreiwilliger Tragik. Denn Brunhilde Mau, Hauptdarstellerin der „Frau Schnippler“, starb im vergangenen November mit 89 Jahren, zwei Wochen nach Ende der Dreharbeiten.
Hauptdarstellerin starb zwei Wochen nach dem Dreh
„Das hat uns alle sehr betroffen gemacht“, so Contilia-Projektleiterin Katja Grün. „Am letzten Drehtag hat sie noch gesagt, wie sehr sie sich auf die Premiere freue!“ Und ganz sicher hätte die liebenswürdige Frau Mau ihren Spaß gehabt an der Stretch-Limousine, mit der ihre Mitstreiter vor der Lichtburg an den Rand des roten Teppichs fuhren, hätte sich auch gerne für die Fotografen aufgestellt, ein Gläschen Sekt getrunken und die schönen Kleider und Smokings der betagten Darsteller bewundert.
Ilona Schürmann, die im Mülheimer Seniorenstift Franziskushaus wohnt, fand es „praktisch“, dass ihre Szene direkt nebenan im Thyssen-Park gedreht wurde. Sie spielt Karla Schmiedebach, die mit ihrem Bruder ständig auf Reisen ist. In ihre Rolle, so stellt das Team anerkennend fest, konnte sich Frau Schürmann gut hineinversetzen, auch den Text lernte sie schnell auswendig, wenngleich sie an einer Stelle mehrere Anläufe brauchte, wegen des Lampenfiebers und der vielen Leute am Set.
Insgesamt 100 Heimbewohner und Contilia-Mitarbeiter waren am Projekt beteiligt, 14 reine Drehtage in fünf Städten in Deutschland und Holland gab es. In Mülheim wurden mehrere Szenen gedreht, so verlud man einen Oldtimer auf einen Tieflader und fuhr durch blühende Rapsfelder über die Mendener Straße. Hauptquartier für Schauspieler, Betreuer, Masken- und Kostümbildner, Kameraleute, Ton- und Lichttechniker war in dieser Zeit das Franziskushaus. „Die Mitarbeiter dort haben sich wunderbar um die Gäste gekümmert“, so Projektleiterin Katja Grün.
DVDs für alle Mitwirkenden
Da nicht alle Mitwirkenden zur Premiere kommen konnten, werden nun DVDs produziert, um sie in allen beteiligten Heimen vorzuführen. Der Regisseur will den Film außerdem bei diversen Kurzfilmfestivals einreichen. Ob „Frau Schnippler“ auch öffentlich vorgeführt wird, ist noch nicht klar.
Seit 2014 stellt die Contilia-Gruppe außergewöhnlicheSeniorenprojekte auf die Beine, an denen stets auch Mülheimer beteiligt waren.
Auf einen Foto-Kalender, für den berühmte Filmszenen nachgestellt wurden, folgten eine Tanzrevue im Essener GOP-Varieté und ein Chorkonzert in der Bochumer Jahrhunderthalle.