Mülheim. Gerade erst ist die Ruhrüberquerung des RS1 eröffnet, da ist sie schon vermüllt. Die Stadt reinigt und kontrolliert: „Es ist eine Schande.“
Gerade zwei Monate ist das Teilstück des RS1 über die historische Eisenbahnbrücke in Mülheim eröffnet, da sind die neuen Bänke bereits mit Graffiti verschmiert, der Boden regelmäßig übersät von ausgespuckten Sonnenblumenkern-Hülsen. „Ich möchte da gar nicht mehr lang gehen, weil es mich traurig macht, wenn ich das sehe“, sagt Leserin Doris Lohmeyer.
Es ist ein Millionenprojekt, das „hoch gelobt wird“, wie Stadtsprecher Volker Wiebels sagt. „Ich habe für die Verschmutzung überhaupt kein Verständnis“. Der Radweg werde täglich von der MEG gereinigt, die Mülleimer zweimal wöchentlich geleert. Bewusst stehen sie nicht direkt neben den Bänken wegen der Geruchsbelästigung und Insekten, die sich sonst dort sammeln. „In Richtung Hochschule Ruhr-West werden auch noch weitere Mülleimer aufgestellt“, so Wiebels.
Tür des Fahrradaufzugs am RS1 mutwillig beschädigt
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Regelmäßig kontrolliere die Stadtwache den Bereich, „aber sie kann nicht immer überall sein“. Gegen Graffiti habe die Stadt „keine Chance“. Sie würden zur Anzeige gebracht und entfernt, „sobald wir Geld und Kapazitäten haben“, erklärt Volker Wiebels. Lediglich rassistische Beschmierungen würden sofort entfernt.
Ein weiteres Ärgernis: Erst am Donnerstag habe Volker Wiebels gesehen, dass mutwillig die Tür des Fahrradaufzugs beschädigt worden ist. „Es ist eine Schande.“
Die Rad- und Fußwegpromenade zwischen Hauptbahnhof und Ruhrbrücke zeigt ebenfalls die Suren mutwilliger Zerstörung. An einigen Bänken fehlen bereits Holzstückchen, die mit Messern herausgeschnitten sind. Die glatten Sitzkaten sind weg. „Oft liegen Glasscherben auf dem Radweg“, hat Rainer Verhufen gesehen, was Radler ärgert. Der Ingenieur aus dem Tiefbauamt hat die Arbeiten auf den alten Einsenbahnviadukten betreut. „Da fehlt einfach die soziale Kontrolle.“
Benutzte Servietten fliegen bis auf die Bahnstraße
Geld, um die Schäden zu reparieren, hat die Stadt zur Zeit nicht. In der letzten Juliwoche soll über dem Stadtbalkon die Dachkonstruktion installiert werden. Die Säulen enthalten Lichtelemente. „Das wir eine tolle Sache“, sagt Verhufen. Aber ob die Lichtbänder lange leuchten oder schnell vollgesprüht sind, will der Brückenbauer nicht prognostizieren.
Viele Menschen, die vor allem am späten Nachmittag und abends auf den Bänken der Hochpromenade sitzen, lassen dort ihren Verpackungsmüll zurück. Benutzte Servietten und Pappbecher fliegen mit dem nächsten Windstoß hinunter auf die Bahnstraße. „Gut, dass ich hier ein Glasdach über dem Kopf habe“, sagte eine Frau, die am Rathausmarkt auf den Bus wartete.
Sitzelemente sind vandalismusresistent gebaut
Auch rüpelige Radfahrer testen auf dem Mülheimer Stadtkurs ihre Armkräfte. Am Donnerstag, als ein Bagger mit dicken Granitsteinen die Löcher in der Fahrrinne der Ruhr auffüllte, stoppte ein Duo kurz. Es leerte seine Plastikflaschen und diese flogen in weitem Bogen über das Brückengeländer. Eine Fußgängerin, die das sah, rief den beiden nach: „Ihr seid die Ferkel auf der Durchreise.“
Die Sitzelemente und Geländerkonstruktionen sind vandalismusresistent gebaut. So stand es in den Vorgaben für „die Möblierung der Hochpromenade“. „Gegen mutwilliges Zerstören und Beschmieren des Gemeinschaftseigentums hilft das jedoch nicht“, wissen die Fachleute aus dem Tiefbauamt. Die meisten Steuerzahler freuten sich darüber, dass mit ihrem Geld die Radwegpromenade gebaut wurde. Einige wenige hielten sich leider nicht an die Regeln und machten damit das gute Gesamtbild kaputt.
Radler fordern Abfallfangnetze
Entlang der bisher fertiggestellten Radschnellwegtrasse (RS1) fehlen nach Ansicht der Nutzer Papierkörbe. Radler erwarten gar Abfallbehälter, die mit Fangnetzen bestückt sind, damit sie im Vorbeifahren befüllt werden können.
Privatpersonen haben versucht, die Ränder auf Abschnitten des Radschnellweges sauber zu halten – erfolglos.
Zwischenzeitlich lag an einigen Zufahrten bereits Sperrmüll. „Die Polizei und das Ordnungsamt kontrollieren zu wenig“, sagen Anlieger.