Mülheim. Mit 2500 Tonnen Granitsteinen füllt ein Baggerführer Löcher auf dem Ruhrgrund. Der Mittelpfeiler der Radwegbrücke war nicht mehr standsicher.
2500 Tonnen Granit in sehr grober Körnung verteilt ein Baggerführer in der Fahrrinne der Ruhr. Nördlich der Radschnellwegbrücke haben Strömungswirbel den Grund des Flussbettes ausgewaschen.
„Dabei sind Löcher entstanden. Daher war der Mittelpfeiler der Brücke auf Dauer nicht mehr standsicher, der Boden hätten nachrutschen können“, beschreibt Ralf Grunert, Brückenbauingenieur im Tiefbauamt. Darum sei ein Unternehmer mit dem Verfüllen der Löcher unter der Wasseroberfläche beauftragt worden. Am Donnerstag machte das Team auf der Ruhr seine erste Schicht. Zahlreiche Radler stoppten auf der Brücke und schauten zu.
„Da klatschen ganz schön dicke Brocken ins Wasser“
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„Das sind ganz schön dicke Steine, die da ins Wasser klatschen“, sagte ein Radler zu seinem Kollegen. Der drückte auf die Pedale, wollte in Essen-Altendorf rechtzeitig zum zweiten Frühstück ankommen. Den Baggerführer brachte das in seiner Kanzel nicht aus der Ruhe. Auf mehreren Bildschirmen hat er die Messdaten der ersten Peilfahrt. Daran orientiert er sich und weiß, wo er welche Menge Steine abwerfen kann.
„Das sind Granitsteine der Klasse 10/60“, hat Ralf Grunert inzwischen per Mobiltelefon bei der Schiffsbesatzung abgefragt. Das bedeutet: Die Brocken wiegen zwischen zehn und 60 Kilogramm. Mehrere 100 Kilo packt der große Greifer sich in den Bauch des Spezialfrachters, um sie nach einer Drehung und leichtem Absenken knapp einen Meter über der Wasseroberfläche abzuwerfen. Mit einem lauten Platschen tauchen die Brocken ab, es spritzt und schäumt grün-braun.
Untiefen waren Anfang des Jahres bekannt
„Anfang des Jahres hat uns das Wasser- und Schifffahrtsamt Duisburg von den Untiefen in der Fahrrinne informiert“, berichtet Holger Hullerum, ebenfalls Ingenieur beim Tiefbauamt. „Danach dauert es Monate, bis die notwendigen Genehmigungen der Wasser- und Schifffahrtsbehörde vorliegen und der Auftrag vergeben ist“, ergänzt Rainer Verhufen, der die Brücken des Radweges im städtischen Tiefbauamt betreut. Auch Horst Chluba, Leiter des Tiefbauamtes, kam am Donnerstag zur Inspektion vorbei.
Sechsjähriger interessiert sich nur für blauen Bagger
Inzwischen hat die Mannschaft auf dem Schiff den Greifer am Bagger gewechselt. Der kann noch mehr Steine fassen und kontrolliert ins Wasser werfen.
„Mama, das plumpst aber prima“, sagt Niclas, der mit seiner Mutter Silke auf der Brückenbank eine Pause machen wollte. Aber anstatt die Aussicht von der Plattform Richtung Stadthafen zu genießen, interessierte sich der Sechsjährige nur noch für den großen blauen Bagger.
Papas Kran ist nicht so toll
„Der fährt auf Schienen, die auf den Bordwänden des großen Schiffes verschweißt sind“, erklärt die Mutter fachmännisch. „Das ist wie bei Papas Eisenbahnkran.“ – „Der ist aber nicht so toll. Können wir nach unten auf das Schiff“, machte Niclas sofort sein nächstes Ziel klar. Seine Mutter musste ihn trösten. Das große Schiff kann hier nicht anlegen und uns drauflassen.“
Für die schmale Ruhr ist die „Kranvogel“ mit niederländischer Flagge fast zu breit. Inzwischen hat der Baggerführer seine Arbeit beendet, den Ausleger heruntergefahren und flach auf den Frachter gelegt. Der Kapitän hebt die Hydraulikstützen hoch, mit denen das Schiff während der Arbeiten auf dem Fluss auf dem Grund Halt findet und steht – wie ein Straßen- oder Eisenbahnkran. „Alles eine Spezialanfertigung und teuer“, sagt Rainer Verhufen.
Am Hafen liegt ein zweiter Frachter mit Nachschub
Am Rhein-Ruhr-Hafen in Speldorf liegt ein zweiter Frachter. Dorthin fährt die „Kranvogel“ nun zurück, um die nächste Ladung Steine abzuholen. „11.000 Tonnen wurden bei der ersten Schicht als Grundbefestigung eingelassen“, beschreibt Ralf Grunert. Mehr konnte der Frachter nicht zur Radwegbrücke mitbringen, weil die Ruhr nicht so tief ist. Am Freitag folgt daher die zweite Arbeitsschicht mit der zweiten Ladung dicker Steine.
„Die dicken Brocken verkanten sich nach dem Abwerfen über der Wasseroberfläche auf dem Grund ineinander, um dem Wirbeln der Strömung zu widerstehen“, sagt der Brückenbauingenieur.
Spektakel ist am Freitag noch einmal zu sehen
„Diese Wirbel entstehen hinter dem Brückenpfeiler flussabwärts. An der Konrad-Adenauer-Brücke haben wir diese Probleme nicht. Dort stehen die Pfeiler nicht in der Flussmitte und die Ruhr ist dort breiter, die Strömung langsamer“, erläutert Holger Hullerum.
Am Montag wird es eine weitere Peilfahrt geben, um zu prüfen, ob die Löcher in der Fahrrinne gefüllt sind und kein Stein auf dem Flussgrund so weit nach oben ragt, dass er an Schiffsrümpfen kratzen kann. Am Freitag können Fußgänger und Radler das Spektakel des Steineabwerfens auf der Ruhr noch einmal beobachten.