Mülheim. Bei einem Kohlenmonoxid-Unfall in Saarn wurden neun Menschen verletzt. Die Vermutung: Defekte Heizungsanlage könnte Ursache für das Unglück sein.

Es ist der vierte CO-Unfall in den letzten zwei Jahren, bei dem Menschen zu Schaden kamen: Anfang 2017 kam ein 36-jähriger Familienvater ums Leben, keine 24 Stunden später wurden weitere sechs Menschen nach einem CO-Austritt verletzt. Anfang 2018 starb ein 14-jähriger Junge an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Am Mittwochvormittag ereignete sich ein weiterer folgenschwerer Zwischenfall an der Kölner Straße in Saarn. Neun Männer wurden dabei verletzt. Zwei von ihnen mussten mit Rettungshubschraubern in ein Gelsenkirchener Krankenhaus gebracht werden – die gemessenen CO-Konzentrationen in ihrem Blut waren so hoch, dass sie in einer Druckkammer behandelt werden mussten. Bei den anderen sieben Männern wurde ebenfalls eine CO-Konzentration festgestellt, sie wurden in Mülheimer Krankenhäuser gebracht. Mittlerweile geht es ihnen wieder besser.

Defekte Heizungsanlage könnte Grund für das Unglück sein

Ramazan Sönmez, Geschäftsführer des betroffenen Wohnmobilunternehmens, äußerte gegenüber unserer Zeitung die Vermutung, dass eine defekte Heizungsanlage der Grund für das Unglück sein könnte. „Diese Anlage war gar nicht in Betrieb, der Zugang war abgeklemmt, aber sie wurde versehentlich eingeschaltet. So kam es zum CO-Ausstoß.“

„Die Ermittlungen dauern an“, erklärte hingegen eine Polizeisprecherin auf Nachfrage der Redaktion. Es gebe bereits erste allgemeine Hinweise, die sich aber noch nicht bestätigt hätten. Auch das Amt für Arbeitsschutz sei involviert, so die Sprecherin.

CO-Warner lösten beim Betreten einer Reparaturhalle Vollalarm aus

Rettungshubschrauber aus Duisburg und Köln brachten zwei der insgesamt neun verletzten Männer in ein Gelsenkirchener Krankenhaus. Dort wurden sie in einer Druckkammer behandelt.
Rettungshubschrauber aus Duisburg und Köln brachten zwei der insgesamt neun verletzten Männer in ein Gelsenkirchener Krankenhaus. Dort wurden sie in einer Druckkammer behandelt. © Feuerwehr Mülheim

Der Rettungsdienst der Feuerwehr Mülheim war um 09.02 Uhr zur Kölner Straße gerufen worden. Zunächst gingen die Rettungskräfte von nur einer bewusstlosen Person aus. Als die Feuerwehrleute die Reparaturhalle für Wohnmobile betraten, lösten ihre CO-Warner Vollalarm aus. Diese Warner gehören schon „seit mehreren Jahren“ zur Ausrüstung der Rettungskräfte, berichtet Feuerwehr-Sprecher Thorsten Drewes. Ein Umstand, der dem bewusstlosen Mann vermutlich das Leben gerettet hat. Denn wäre er noch in der Halle behandelt worden, hätte das Kohlenmonoxid nicht nur ihn, sondern auch seine Retter vergiftet. So wurde er sofort ins Freie gebracht und von einem Notarzt behandelt.

Im Verlauf des Einsatzes stellte sich heraus, dass sich noch weitere Menschen in dem betroffenen Gebäude befanden. Sie mussten es auf Anweisung der Rettungskräfte sofort verlassen. Laut Ramazan Sönmez sind mittlerweile alle betroffenen Mitarbeiter wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden. „Sie sind alle gesund, das ist das Wichtigste“, sagt er.

Weitere tragische CO-Unfälle in Mülheim

An die tragischen Vorfälle im Januar 2017 werden sich viele Mülheimer wahrscheinlich noch erinnern: Damals kam ein 36-Jähriger Mann in Eppinghofen ums Leben. Nur einen Tag später wurden in einem Mehrfamilienhaus in Broich sechs Menschen verletzt – eine 42-jährige Mutter und ihre drei Kinder (acht, zwei und ein halbes Jahr) wurden mit Rettungshubschraubern in eine Spezialklinik mit Druckkammer geflogen, zwei weitere Personen kamen in ein Mülheimer Krankenhaus.

Anfang des Jahres 2018 kam es zu einem weiteren verheerenden Kohlenmonoxid-Unfall in Broich. Ein 14-jähriger Junge starb. Ein Gutachten belegte, dass die Gastherme in dem Badezimmer, in dem der Schüler bewusstlos aufgefunden worden war, defekt und nicht betriebssicher gewesen sei.

CO-Warner können Leben retten

„Wir hatten in der Vergangenheit öfter damit zu tun, das ist leider Gottes so“, so Thorsten Drewes’ Eindruck. Er fügt hinzu: „Wir sind in Mülheim gebeutelt von diesen Unfällen.“ Er habe aber auch schon aus den Nachbarstädten von ähnlichen Häufungen gehört. In diesem Zusammenhang weist Drewes auf die lebensrettenden CO-Warner hin. Im Gegensatz zu den Rauchmeldern ist das Anbringen eben dieser Warngeräte in Haus und Wohnung nicht verpflichtend - auch nicht an Arbeitsplätzen, wo viele Menschen ein und aus gehen. „Wir hoffen, dass es irgendwann zur gesetzlichen Pflicht wird – und empfehlen es heute schon jedem dringend“, sagt Drewes.