Mülheim. . Binnen 24 Stunden hat es in Mülheim schon den zweiten Kohlenmonoxid-Alarm gegeben. Es folgte ein Großeinsatz für die Feuerwehr in Broich.
- An der Prinzess-Luise-Straße nahe der Bülowstraße begann gegen 16.20 Uhr ein Großeinsatz
- Als die Einsatzkräfte der Feuerwehr ins Gebäude gehen, schlagen ihre Kohlenmonoxidmelder Alarm
- Am Dienstag war in Eppinghofen ein 36-jähriger Familienvater ums Leben gekommen
Keine 24 Stunden nach der Kohlenmonoxid-Katastrophe in der Schreinerstraße in Eppinghofen, bei der ein Mann (36) ums Leben kam, müssen Feuerwehr und Polizei am Mittwochnachmittag mit einem Großaufgebot zur Broicher Mitte ausrücken: Wieder Kohlenmonoxid-Alarm, wieder ein Mehrfamilienhaus, wieder Verletzte mit erhöhten Kohlenmonoxidwerten (CO-Werten), die in eine Spezialklinik mit einer Druckkammer geflogen werden müssen. Sechs Menschen sind diesmal betroffen: Eine Mutter (42) und drei Kinder (acht, zwei und ein halbes Jahr) werden zur Hauptfeuerwache gebracht, von dort werden sie von zwei Rettungshubschraubern abgeholt. Zwei Personen kommen in ein Mülheimer Krankenhaus.
Zwei Rettungshubschrauber im Einsatz
An der Prinzess-Luise-Straße, in Höhe der Bülowstraße, wird gegen 16.20 Uhr Gasalarm gemeldet: Ein Löschzug rückt aus. Als die Retter ins Gebäude gehen, schlagen ihre Kohlenmonoxidmelder Alarm. Die Feuerwehr ruft einen „MANV 10“ aus: einen Massenanfall an Verletzten, einen Großunfall. Blaulicht, wohin man blickt: Zwei Löschzüge, drei Notärzte, rund 15 Rettungswagen auf der Prinzeß-Luise-Straße, 17 Menschen werden vor Ort auf erhöhte CO-Werte untersucht. Die Polizei hat die Straße gesperrt, die Gaszufuhr im betroffenen Haus wurde unterbrochen. Auch hier ist eine Gasetagenheizung in Betrieb. Der Einsatz ist gegen 18.30 Uhr beendet, die Nachbarn können zurück in ihre Wohnungen. Die Polizei ermittelt.
Gutachter überprüft die Heizung
In Eppinghofen, in der durch eine SEM-Baustelle zur Sackgasse gewordenen Schreinerstraße, ist am Tag nach dem Unglück nichts mehr vom Großeinsatz zu sehen, bei dem die Retter einem Familienvater (36) nicht mehr helfen konnten. Eine Obduktion am Mittwoch bestätigte die Kohlemonoxidvergiftung als Todesursache. Polizeiliche Ermittlungen sollen die Umstände des Unglücks aufklären. „Wir werden den Tatort und die Gasanlage untersuchen“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann.
Ein externer Gutachter wird die Gasetagenheizung prüfen, die mutmaßlich für die erhöhten CO-Werte verantwortlich ist. Die Örtlichkeit wurde von der Polizei versiegelt. Am Dienstag waren, wie berichtet, Rettungswagen und Notarzt gegen 19.20 Uhr zu einem Bewusstlosen gerufen worden.
Noch vor dem Betreten der Wohnung im ersten Stock des Mehrfamilienhauses lösten die Kohlenmonoxidmelder der Retter, die bei einem CO-Wert von 33 ppm (parts per million) in der Luft Alarm schlagen, aus: 500 ppm wurden gemessen, so Feuerwehrsprecher Thorsten Drewes. Die Retter riefen Verstärkung, rissen die Fenster auf, ließen das Haus evakuieren und drehten den Gashahn im Keller ab.
Auch interessant
Die Ehefrau (33) des Verstorbenen, die drei Kinder (3, 6, 7), ein Bruder der Ehefrau (25) und ein weiterer Familienvater mit drei Kindern (4, 9, 11) aus der Wohnung darüber wurden noch in der Nacht zur Behandlung der erhöhten Kohlenmonoxid-Werte in die Uniklinik Düsseldorf gebracht.
Sechs Rettungswagen und zwei Notärzte kümmerten sich um zehn Verletzte, unter denen sich auch ein Sanitäter befand. Von den hohen CO-Werten waren die anderen Wohnungen nicht betroffen, die Nachbarn konnten wieder in ihre Wohnungen zurückkehren.
Bezirksschornsteinfeger rät zu regelmäßiger Wartung
Der Bezirksschornsteinfeger für Mülheim, Ralf Fischer, erklärte auf Anfrage, dass CO immer dann entsteht, wenn bei einer Verbrennung zu wenig Sauerstoff vorhanden ist. Das könnte bei einer Gasheizung geschehen, wenn der Heizung entweder zu viel Gas zugeführt wird – oder eben zu wenig Sauerstoff.
Der Schornsteinfeger kontrolliert Heizungen je nach Bauart alle ein, zwei oder drei Jahre. Sollte der CO-Wert bei der Messung erhöht sein, empfiehlt er eine Wartung. Ab bestimmten Grenzwerten ist eine Überprüfung Pflicht. Kommt der Heizungs-Eigentümer dieser nicht zeitnah nach, wird das Gas abgesperrt. Die Medl hatte seit 2008 fünf solcher Fälle. So weit muss es nicht kommen. „Wenn man einmal jährlich eine Heizungsfirma zur Wartung kommen lässt, kann man beruhigt sein“, rät Ralf Fischer.
>>> EIN GERUCHSLOSES GAS
Kohlenmonoxid (CO) ist ein geschmack-, geruch- und farbloses Gas, das bei einer unvollständigen Verbrennung entsteht. Eine leichte Vergiftung verursacht u. a. Kopfschmerz, verminderte Sehleistung oder Herzklopfen.
Ursachen einer erhöhten CO-Konzentration können defekte Heizungen sein (Gas, Öl, Holz).
Es gibt CO-Warner im Fachhandel, anders als Rauchmelder sind sie aber nicht Pflicht.