Mülheim. . Die meisten Mülheimer Schulleitungen gehen entspannt mit der Kleiderwahl der Schülerschaft um. Kleiderordnungen sind bislang die Ausnahme.
Was bei der Kleiderfrage angemessen ist und was nicht und ob Jogginghosen wirklich schultauglich sind, ist ein häufiger Anlass für Diskussionen. Die Frage nicht neu, immer wieder tritt das Thema Kleiderordnung auf. Einige Schulen, wie aktuell in Bad Oeynhausen und Herne, haben den Schlabberlook jetzt mit einem Jogginghosen-Verbot aus den Klassenzimmern verbannt.
Die meisten Mülheimer Schulen hingegen sehen das Thema rund um die Kleiderfrage eher entspannt. Die Schüler dürfen selbst entscheiden, was sie im Unterricht anziehen.
Pädagogische Gespräche helfen meist
Ulrich Bender, stellvertretender Schulleiter der Otto-Pankok-Schule, legt bewusst keine Kleiderordnung vor: „Was unangemessen ist und was nicht, liegt im Ermessen der Lehrer.“ Einzelfälle werden situationsabhängig mit den Schülerinnen und Schülern besprochen, selten sei der Schlabberlook Grund für ein pädagogisches Gespräch. Allerdings seien Jogginghosen auch nicht immer klar als solche identifizierbar, da auch andere Typen von Hosen der Jogginghose ähneln, fügt Bender an. Um Kleidungsverstöße zu erkennen und reagieren zu können, gehen die Lehrer daher mit offenen Augen durch die Schule.
Die Karl-Ziegler-Schule sieht aktuell keinen Handlungsbedarf, die Einführung einer Kleiderordnung stehe in nächster Zeit nicht bevor: „Bisher war das noch nie ein Thema bei uns“, so Simone Reuen, kommissarische Leiterin der Karl-Ziegler-Schule. Sie sieht hier die Eltern in der Pflicht, ein Auge auf die Kleiderwahl ihrer Kinder zu haben.
Kleidung hat eine Wirkung auf andere
Angela Huestegge, Schulleiterin am Gymnasium Broich, sieht die Kleidungsfrage entspannt: „Die Jugendlichen sollen selbst die Erfahrung machen, dass Kleidung eine Wirkung auf andere hat, wenn dann jemand aus der Reihe tanzt, werden wir ihn auch darauf hinweisen“, erklärt Huestegge. Das sei bislang aber noch nicht nötig gewesen, denn Vorfälle dieser Art seien ausgeblieben.
Anders sieht es bei der Gustav-Heinemann-Gesamtschule aus. Hier legt man zwar in der Schulvereinbarung „Wert auf eine angemessene Kleidung“, es gebe aber keine expliziten Regeln wie diese Kleidung aussehen soll, erläutert Susanne Kirste, didaktische Leiterin der Schule.
Schulordnung setzt Maßstäbe
Judith Koch, Schulleiterin der Realschule an der Mellinghofer Straße, hält es in der Schulordnung mit Karl Lagerfeld: „’Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.’ Wir legen in der Schulordnung Wert auf angemessene Kleidung, wie eine Art Arbeitskleidung.“ Dennoch müssen sich die Schüler auch individuell kleiden dürfen, so die Direktorin.
Einzig die Gesamtschule Saarn hat seit diesem Schuljahr einen „Dresscode“ gemeinsam mit der Schülervertretung verabschiedet. Auf Initiative der Schülerschaft wurden unter anderem Jogginghosen und Schirmmützen verboten.
Schülervertretung iniziiert Dresscode
Die ordnungsgemäß gekleideten Schülern störten sich an dem Schlabberlook vereinzelter Mitschüler. „90 Prozent der Schüler kleiden sich sowieso schon angemessen“, so Direktorin Dr. Claudia Büllesbach. In Ausnahmefällen werden auffällige Schüler zunächst vom Klassenlehrer angesprochen, um pädagogisch auf sie einzuwirken.
Fallen sie immer noch aus dem Rahmen, stehe ein Gespräch mit der Direktorin an und die Eltern werden benachrichtigt. Ordnungsmaßnahmen drohen den Schülern nicht, dafür gebe es keine rechtliche Grundlage. Die Einführung des „Dresscodes“ habe laut Büllesbach schon einen große Verbesserung bewirkt: „Die Wahl der Kleidung ist eine Haltung.“
Kleidervorschrift an mehreren Schulen
Bereits vor zwei Jahren hatten zwei Duisburger Schulen die Jogginghosen während der Schulzeit verboten. Eine Realschule in Bad Oeynhausen zog kürzlich nach und führte ein Verbot des umstrittenen Kleidungsstückes ein, weil immer mehr Schüler mit ihnen in die Schule kamen.
Zudem steht ein Verbot von Kappen und knapper Bekleidung, wie Hotpants, zur Disskussion. Die Jogginghosen-Debatte löste einen Trend zu Kleiderordnungen an Schulen aus, den sowohl große Teile von Lehrer als auch Schüler befürworten.