Essen. . Essener Schulen haben kein Problem mit Jogginghosen. Eine Realschule in Bad Oeyenhausen will sie verbieten. Ein Pro und Contra zum Verbot.
An einer Realschule in Bad Oeynhausen sollen Jogginghosen per Konferenzbeschluss verboten werden. Die Essener Schulen sehen das entspannter: „Wir dürfen nicht vergessen, wir sind hier im Ruhrgebiet“, sagt Niels von der Heyde, Schulleiter der Bertha-von-Suttner-Realschule. Ein Pro und Contra zum Jogginghosen-Verbot.
>>> Pro: Die Jogginghose ist ein Zeichen von Bequemlichkeit
Eine Jogginghose zu tragen, jenseits sportlicher Anlässe – das ist ein Zeichen von Bequemlichkeit. Zu Hause auf der Couch ist das okay, womöglich auch unter Freunden beim gemeinsamen Ausgang.
Es ist dort nicht in Ordnung, wo eine gewisse Haltung gefragt ist – bei der Arbeit und in der Schule. Dort, wo Kleidung immer auch eine Frage des Respekts bedeutet vor jenen, mit denen man zu tun hat: Vorgesetzten, Kollegen, Mitschülern, und überhaupt: der ganzen Einrichtung, in der man Stunden verbringt.
Der allgemeine Schlendrian, der Einzug gehalten hat
Es geht hier nicht um Schlips und Kragen oder Haute Couture. Es geht hier nicht um unangemessene Strenge und die Einhaltung der Form der schlichten Regeln wegen. Sondern es geht um die Tatsache, dass es nicht sein kann, dass für eine schlichte Jeans von H&M, Aldi, C&A oder Primark das Geld in der Familienkasse fehlt.
Es geht um den allgemeinen Schlendrian, der längst Einzug gehalten hat und der eingedämmt gehört: Morgens eine bequeme Gummizug-Hose überzustreifen statt sich zwei Minuten Zeit zu nehmen für eine Hose mit Reißverschluss und Knöpfen. (Von Martin Spletter)
>>> Contra: Jogginghosen sind an Essener Schulen das kleinste Problem
Die Jogginghose ist in vielen Essener Schulen das kleinste Problem. Kinder kommen im Winter in dünnen Jacken, haben keine Gummi- und erst recht keine Schneestiefel. Da ist die Joggingshose oft das passendste Kleidungsstück am Körper.
Sie ist kein Ausdruck von mangelndem Respekt, sondern einfach gemütlich. Wer Jogginghose trägt, schert sich nicht sonderlich darum, anderen mit seinem Auftreten zu gefallen – eine bewundernswerte Eigenschaft. Sich dem Drang nach Marken-Trends, Oberflächlichkeit und Gruppendruck zu widersetzen, kann gar nicht falsch sein.
Kleidung von Kindern muss funktional, nicht schick sein
Spätestens in der Ausbildung greifen ohnehin die Kleidungsansprüche, die an vielen Arbeitsplätzen gestellt werden. Jugendliche brauchen sich noch nicht diesen Zwänge fügen. Außerdem: Eine ordentliche Jogginghose sieht oft besser aus als eine verschlissene, löchrige Jeans.
Die Funktionalität der Kleidung ist gerade bei Kindern allemal wichtiger als die Optik. Schulen und in erster Linie Eltern sollten vor allem darauf achten, dass Kinder nicht frieren – und nicht, dass sie schick aussehen. (Von Linda Heinrichkeit)