Mülheim. . Eine außerordentliche Vorstandssitzung ist für kommenden Montag angesetzt. Fast 50 Beschäftigte haben mittlerweile den Arbeitgeber gewechselt.
Nachdem das Insolvenzverfahren der Awo Mülheim Mitte vergangener Woche offiziell beendet wurde, ist für den kommenden Montag, 16. April, eine außerordentliche Vorstandssitzung anberaumt. Dort soll Sanierungsgeschäftsführer Volker Schreck aus dieser Funktion entlassen werden, kündigt Elke Domann-Jurkiewicz an, die im Januar zur neuen Vorsitzenden des Kreisverbandes gewählt wurde.
Dass es gelungen sei, fast alle Arbeitsplätze zu erhalten, wird vielfach, auch von Geschäftsführer Lothar Fink, mit Erleichterung hervorgehoben. Der Schrumpfungsprozess, den die Awo Mülheim während der fast 16 Monate dauernden Sanierungsanstrengungen erfahren hat, tut dennoch weh. 220 Beschäftigte zählte das Wohlfahrtsunternehmen Ende 2016, als seine wirtschaftliche Schieflage bekannt wurde, 168 Arbeitsplätze sind übrig geblieben. „Meines Wissens hat es keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben“, erklärt der zuständige Verdi-Gewerkschaftsekretär Björn Jadzinski, „die Awo hat aber Bereiche an andere Träger abgegeben.“
Verbände übernahmen OGS-Betreuung
Tatsächlich ist der Rückgang vor allem darin begründet, dass die Awo Tätigkeitsfelder in der Offenen Ganztagsbetreuung (OGS) und der Schulsozialarbeit verloren hat, wo es relativ viele Beschäftigte mit Teilzeitstellen gibt. Diese wurden von anderen Verbänden übernommen. Wie Elke Domann-Jurkiewicz berichtet, gingen in der Awo-Zentrale zudem zwei Stellen verloren, die mit der Verwaltung der OGS-Standorte betraut waren, und eine weitere in der Flüchtlingsberatung.
„Ich hoffe sehr“, sagt die Awo-Vorsitzende, „dass wir diese Bereiche zurück gewinnen und vor allem auch das Vertrauen, das wir verloren haben. Insbesondere bei der OGS ist das ganz, ganz wichtig.“ Da sich das Insolvenzverfahren verzögert habe, könne sich die Awo jedoch frühestens für das Schuljahr 2019/2020 wieder bewerben.
Tarifvertrag läuft Ende des Jahres aus
Gewerkschafter Jadzinski erinnert noch daran, dass zum Jahresende der Awo-Tarifvertrag für NRW ausläuft, in dessen Genuss die Mülheimer Beschäftigten bis dato noch nicht kämen. „Dann wollen wir nachfühlen, ob es im Betrieb genügend Kraft und Energie gibt, sich dafür einzusetzen, dass man genauso bezahlt wird wie etwa die Kolleginnen und Kollegen in Essen.“
Nach frischen Energiespendern suchen sie alle. „Der Kreisverband ist gerettet“, heißt es in der jüngsten Mitteilung der Awo. Aber noch nicht gesund.