Mülheim. . Das Wertstadt-Lokal wird zum Einzelhandelslabor. Citymanagerin ruft für Experimentierfläche Wettbewerb aus: Wer will sein Glück versuchen?

Ab sofort gesucht: experimentierfreudige Einzelhändler für die Innenstadt. In einem Modellprojekt bieten Stadt, Wirtschaftsförderung sowie Industrie- und Handelskammer hierfür das Wertstadt-Lokal mietfrei an. Interessierte Einzelhändler und diejenigen, die es werden wollen, können sich ab sofort für eine dreimonatige Experimentierphase bewerben.

Rund 50 Quadratmeter Ladenfläche in der Wertstadt, die sowohl vom Löhberg 35 als auch vom Kohlenkamp 34 zugänglich ist, steht ab dem 1. Februar mietfrei zur Verfügung. Bis zum 30. November laufe der Mietvertrag noch, stellte Chefwirtschaftsförderer Jürgen Schnitzmeier nun klar.

Die Wertstadt wird „Pop-up-Store“. So nennen sich neudeutsch Ladenflächen, die ausdrücklich zum Ziel haben, dass dort Geschäftsideen ausprobiert werden können. Citymanagerin Gesa Delija sucht Gründer, die sich mit einem individuellen Handelskonzept am Markt versuchen wollen. Auch sind Händler aus dem Umfeld angesprochen, die testen wollen, ob ein zweites Standbein in der Innenstadt lohnen könnte. Ausgeschlossen sind Dienstleister und Gastronomie.

Bewerbungsfrist endet am 15. Januar

Wer von dem mietfreien Angebot profitieren möchte, ist zur Eile angehalten. Bis zum 15. Januar sind Bewerbungen an die Citymanagerin zu richten (g.delija@muelheim-business.de). Kurzfristig nach Ablauf der Bewerbungsfrist soll eine Jury, die sich zusammensetzt aus Vertretern von Stadt, Wirtschaftsförderung und IHK, die ersten Profiteure auswählen. Delija ist der Überzeugung, dass in der Innenstadt insbesondere jener inhabergeführte Handel Perspektiven habe, der neben dem stationären Handel auch offen sei für das digitale Geschäft. Sie wünscht sich, dass Bewerber womöglich auch Aktionen bieten werden. Etwa samstags mal Platten auflegen lassen im Geschäft. . .

Schon am 1. Februar soll das Ladenlokal mit Leben gefüllt sein. Teilnehmer müssen sich weniger Gedanken um die Inneneinrichtung machen. Dafür steht mit Dominik Schreyer vom Diakoniewerk ein Partner zur Verfügung. Schreyer bestückt das Ladenlokal mit retroschicken und aufbereiteten Patchwork-Möbeln aus der Sonderbar (Kaiserstraße). Auch die Möbel stehen dann zum Verkauf. So könnte sich das Erscheinungsbild des Einzelhandelslabors stetig wandeln.

Innenstadt Impulse für eine Gesundung geben

Wirtschaftsförderer Schnitzmeier ist sich bewusst, dass das Projekt „nur ein kleiner Stein“ ist im Bemühen darum, der Innenstadt Impulse zu geben für eine Gesundung. Große Problemstellung bleibe, der Innenstadt wieder zu einer ausgewogenen Sozialstruktur zu verhelfen, damit es für Händler attraktiver werde, sich mit individuellen Konzepten in der City niederzulassen. Schnitzmeier ist sich sicher, dass es absehbar eine Stadtentwicklungsgesellschaft geben wird, die sich diesem Ziel an den Stellen widmet, an denen der freie Markt keine Lösung generiert.

Das Einzelhandelslabor soll im besten Fall in den kommenden Monaten zeigen, dass was geht für neuen inhabergeführten Einzelhandel in der Innenstadt. Die Wirtschaftsförderung will teilnehmende Gründer mit ihrem Wissen unterstützen. Auch dann ist Hilfe zugesagt, falls es nach drei Monaten darum gehen sollte, ein festes Ladenlokal in der City zu finden. Delija sieht die Bereitschaft einiger leerstandsgeplagter Eigentümer, neuen Händlern bei den Konditionen eines Mietvertrages entgegenzukommen.