Mülheim. . In einer Sommeraktion führt Mülheims Citymanagerin Gesa Delija Mitglieder der SPD zu Baustellen der Gegenwart und der Zukunft.

Mülheims SPD-Fraktion ließ sich jetzt von Citymanagerin Gesa Delija durch die Innenstadt führen, um sich ein aktuelles Bild zu verschaffen von dem, was Delija selbst als Strategie der „Mäuseschritte“ bezeichnet: Für die Gesundung der Innenstadt ist noch viel Medizin und Zuspruch nötig. Immer noch sind die Wunden groß. Der Patient liegt auf der Intensivstation, aber es gibt wieder Hoffnung. Hier ein Ausschnitt der Diagnose.

1Claus Schindler als planungspolitischer Sprecher der SPD-Fraktion zeigt sich zum Ende des Sommers 2018 „überrascht, über wie viele Baugerüste ich nach dem Urlaub gestolpert bin“. Tatsächlich investieren Eigentümer in einige Gebäude, die das Citymanagement als strategisch bedeutend für die Innenstadt-Entwicklung ausgemacht hat. Ein zweistelliger Betrag wird in das Rüter-Haus an der Ecke zum Synagogenplatz gesteckt. Zu Beginn des Rundgangs lobt Delija die Investitionen von Varia Bau in zwei Immobilien an der Wallstraße.

Varia Bau saniert Gebäude an der Wallstraße komplett

Varia Bau mache das, was der Stadt gut tue, sagt sie: „Rendite auch in die oberen Etagen zu bringen“. Will heißen: Varia Bau saniert das Gebäude komplett, setzt nicht nur auf hohe Mieten in Ladenlokalen, wie anderswo deutlich sichtbar. So sei Varia Bau in der Lage, topsanierte Ladenlokale im Parterre unter 10 Euro pro Quadratmeter anzubieten.

Das liege deutlich unter dem, was an anderen Adressen für Altbestand verlangt werde, so Delija, die an der Wallstraße so auch Top-Bedingungen sieht für neue Händler, die den Sprung in die City wagen und hier – auch dank kürzerer Laufzeiten von Mietverträgen – relativ risikoarm versuchen könnten, sich zu etablieren.

2Nicht ganz aktuellen Daten zufolge verfügt Mülheim über 317 000 Quadratmeter Verkaufsfläche, 37 000 davon in der Innenstadt. „Zu viel“, sagt Delija, und: Es mache Sinn, Fläche vom Markt zu nehmen. Dass Umnutzung Sinn machen könne, zeige am Löhberg das neue Kitapflegenest, das sich in einem ehemaligen Uhren- und Schmuckgeschäft eingenistet hat – optisch allerdings hätte die Gestaltungssatzung gerne mal durchgesetzt werden dürfen, meinen Teilnehmer des Rundgangs. Delija stellt die Umnutzung in den Vordergrund: Das Pflegenest plane in der City gar einen zweiten Standort: in der ehemaligen Buchhandlung Max Röder, die unlängst erst geschlossen hat.

Auf dem Rathausmarkt wird weiterhin geparkt

3Kopfschütteln einiger SPD-Politiker erntet der Rathausmarkt. Bekanntlich sind sie damit unzufrieden, dass weiter Blech auf dem Platz steht – und so das Ambiente nicht dem entspricht, was einmal ersonnen war. „Über die Gestaltung lässt sich streiten“, sagt Delija, die aber auch Positives sieht: So komme man mit der Belebung des Platzes voran: Habe es 2017 nur elf Veranstaltungen gegeben, seien es in diesem Jahr schon 17, vielleicht 18.

4MWB-Vorstandsvorsitzender Frank Esser empfängt die Runde am neuen Schloßstraßenquartier. Verhandelt werde noch mit Gastromien, womöglich teilen sich zwei die 657 Quadratmeter mit Ausrichtung gen Hafen. Im 1. OG ist noch ein potenzieller Mieter für die Arzt-/Bürofläche abgesprungen. Die Nachfrage nach den 24 Wohnungen für betreutes Wohnen, mit denen MWB im Herbst an den Markt gehen will, zeige, so Esser: „Es wird ein Selbstläufer.“

Der Mülheimer Wohnungsbau ist mit seinem Teil des Schloßstraßen-Quartiers schon recht weit. Gerüste sind teilweise schon abgeräumt, die Gasse wird sichtbar.
Der Mülheimer Wohnungsbau ist mit seinem Teil des Schloßstraßen-Quartiers schon recht weit. Gerüste sind teilweise schon abgeräumt, die Gasse wird sichtbar. © Michael Dahlke

5Zur Baustelle von „The O.“ kann Delija nur den Sachstand vor zweieinhalb Wochen berichten. Der Eigentümer verhandele über einen professionellen Makler „mit zwei spannenden Gastronomien“, so die Citymanagerin, die nochmals „das bemerkenswerte Engagement des Privatinvestors“ hervorhebt, an der von Leerstand gezeichneten unteren Schloßstraße etliche Millionen Euro in die Hand zu nehmen.

Eine Eröffnung noch in diesem Jahr, wie gehofft, wird es aber wohl nicht geben.

6Die Leerstandsquote in der Innenstadt beträgt aktuell 11,8 Prozent. Delija bemerkt, dass das Interesse einer Ansiedlung von Händlern aus City-Randlagen steigt, zu allen Leerständen habe die Wirtschaftsförderung Exposés angefertigt. Aber es bleibe: ein mühsames Geschäft.

>>> FREIES WLAN BLEIBT ZUKUNFTSMUSIK

Mit ihrem Bemühen, in der gesamten Innenstadt freies WLAN zur Verfügung stellen zu können, ist die Stadt nicht weit vorangekommen. Laut Citymanagerin Gesa Delija haben nicht nur die Freifunker „ihre Aktivitäten deutlich zurückgefahren“.

Die Stadt hofft noch auf Fördermittel des Landes. Im Herbst soll erneut ein Antrag eingereicht werden. Beim ersten Anlauf war laut Delija der Server des Landes wegen des Ansturms der Kommunen zusammengebrochen.