Mülheim. Mülheims Baudezernent tut sich schwer, eine Freigabe der neuen Thyssenbrücke ab Freitag offiziell anzukündigen. Es hängt an einer Unterschrift.
Gut möglich, dass am Freitag nicht nur die Straßenbahn 112 ihre erste Fahrt über die neue Thyssenbrücke unternehmen wird: Auch der Kraftverkehr könnte rollen. Mit einer offiziellen Freigabe tut sich Baudezernent Peter Vermeulen aber schwer.
„Ich bin guter Hoffnung, dass die Brücke am Freitag auch für den Autoverkehr freigegeben werden kann“, sagt Vermeulen. Offiziell verkünden könne er dies aber nicht, weil die Baufirma Heinrich-Walter-Bau seit Monaten ihre Unterschrift unter eine Vereinbarung zur beschleunigten Fertigstellung verweigere. Auch am Mittwoch konnte Vermeulen keine Entwarnung geben.
Baufirma soll noch Verantwortung übernehmen
Im Kern geht es darum, dass die Baufirma noch ihren Teil der Verantwortung anerkennen soll für die Baumängel, die im Frühjahr zum Baustopp geführt hatten. Bekanntlich war nach den Osterferien festgestellt worden, dass sämtliche Stahlträger im Osten der Brücke nicht auf dem Unterbau auflagen.
Im Planungsausschuss nutzte Vermeulen am Dienstag den Trick, den Sachstand zur Thyssenbrücke als Mitteilung der Verwaltung zu verkünden. So entging er möglichen kritischen Nachfragen der Politik. Etwa der, wie der eingeschaltete Gutachter die Verantwortlichkeiten für die Baumängel bewertet und welche Aufteilung der Mehrkosten (300.000 Euro plus Kosten etwa für den Schienenersatzverkehr zuletzt) er empfiehlt. Auf Nachfrage dieser Redaktion sagte Vermeulen, dass das Gutachten noch nicht vorliege.
Baudezernent zufrieden mit dem Brücken-Projekt
Im Ausschuss betonte der Baudezernent, dass er trotz des Bauschlamassels sehr zufrieden mit dem Brücken-Projekt sei. Das Bauwerk werde ein halbes Jahr früher als geplant nutzbar sein. Auch könne man angesichts einiger Unwägbarkeiten zum Zeitpunkt der ursprünglichen Kalkulation zufrieden damit sein, dass die einst angesetzten Kosten nur um 15 bis 20 Prozent übertroffen worden seien.
Das sei für ein solches Großprojekt, das es in einer Stadt wie Mülheim selten zu stemmen gelte, in Ordnung. „Nach unseren Hochrechnungen“, so Vermeulen, werde der Brückenbau am Ende 28,85 Millionen Euro kosten, bei einem städtischen Eigenanteil von circa 13 Millionen Euro.