Mülheim. . Die Baustelle an der Thyssenbrücke in Mülheim steht nahezu still, weil die Brückenträger nicht passen. Ab Herbst droht ein Verkehrskollaps.
Im schlimmsten Fall droht ein jahrelanger Rechtsstreit. Einen Teufel dergestalt will Baudezernent Peter Vermeulen zwar nicht an die Wand malen, doch fest steht: Beim Bau der Thyssenbrücke sind erhebliche Mängel festgestellt worden. Die nach den Osterferien per Schwerlastkran aufgelegten Stahlträger passen nicht mit dem Unterbau überein. Auf der Styrumer Seite der Brücke klaffen zwischen Pfeiler und Träger fünf bis sieben Zentimeter breite Luftlöcher. Den Fehler zu beheben, wird Zeit und Geld kosten. Da seit Wochen aber strittig ist, wer die Verantwortung und damit die Mehrkosten trägt, ruhen die maßgeblichen Bauarbeiten.
Am 30. April sollten laut Tiefbauamtsleiter Horst Chluba eigentlich die Arbeiten an der Betondecke der Brücke starten. Nichts ist passiert, weil die Brückenbauingenieure der Stadt besagten Mangel entdeckt haben. Warum aber liegen die Stahlträger nicht auf? Sind die Pläne nicht korrekt ausgearbeitet gewesen? Hat die Baufirma bei der Bestellung der Träger geschlampt? Oder sind die Unterbauten nicht passgenau errichtet worden? Laut Baudezernent Peter Vermeulen sind das die möglichen Ursachen für das Dilemma, in dem die Stadt jetzt steckt. „Solange nicht geklärt ist, wie man weiterarbeitet und wer der Verursacher ist, können wir keine Maßnahmen durchführen, die möglicherweise eine Beweisführung verhindern“, sagte Vermeulen am Mittwoch bei einem Ortstermin.
Zeitplan zum Brückenbau ist äußerst eng bemessen
Der Zeitplan zum Brückenbau ist äußerst eng bemessen, schon wegen des sensiblen Nebeneinanders von Bauarbeiten und Bahnverkehr. Für die Herbstferien ist mit der Deutschen Bahn eine weitere zweiwöchige Sperrung der Bahnlinie verabredet, weil dann die marode alte Thyssenbrücke abgerissen werden soll.
Bis dahin die neue Brücke zumindest in Teilen in Betrieb nehmen zu können, sagt Chluba, „wird nun mit jedem Tag kritischer, den wir hier verpassen“. Ein Brücken-Sachverständiger habe schon klargemacht, dass das alte Bauwerk (Jahrgang 1909) im Herbst zwingend stillzulegen, besser gleich abzureißen sei, weil allein das Brücken-Eigengewicht von rund 10 000 Tonnen statische Probleme bereite.
Alte Brücke weg, neue Brücke nicht fertig: Ein Verkehrschaos für Styrum wäre vorprogrammiert. Sollten Stadt, Brückenplaner und Baufirma sich nicht schnell einigen, wer nun die Kosten für die Mängelbeseitigung zu tragen hat, und die Sache gar vor Gericht landen: Ein Verkehrskollaps könnte für Jahre zementiert sein.
Bis Ende Mai muss Lösung her
Das freilich wäre das Szenario für größt anzunehmende Unannehmlichkeiten. Zu dem muss es nicht kommen, ausschließen kann Baudezernent Vermeulen den Fallg aber nicht. Die Baufirma habe bereits auf eigene Faust einen Sachverständigen eingeschaltet, die Stadt sei genötigt, dies nun auch zu tun. Ausgang offen, auch wenn Vermeulen betont: „Wir suchen gemeinsam nach einer Lösung. Es gewinnt keiner, wenn es zu einem langen Baustillstand kommt.“
„Wenn wir Ende des Monats betonieren könnten, wäre ich sehr froh“, sagt derweil Tiefbauamtsleiter Chluba. Wenn nicht, werde man den Zeitverlust bis zu den Herbstferien kaum aufholen können. Dann aber müssten Kraftfahrzeuge und Straßenbahnen schon über die neue Brücke rollen.