Mülheim. . An der Gustav-Heinemann-Gesamtschule gab es Anfang 2017 große Probleme. Ein Integrationskonzept und eine Zusage der Stadt haben geholfen.
Nach Hilferufen der Elternschaft der Gustav-Heinemann-Gesamtschule im März 2017 wegen überfüllter Klassen, Unterrichtsausfall und Gewalt hat sich die Lage mittlerweile deutlich beruhigt.
Die Probleme seien inzwischen gelöst, erklärt Thomas Ratz, Leiter der Schule im Dümpten. Rund 70 bis 80 Schüler, die noch vereinzelt Hilfe brauchen, seien inzwischen in die Klassen integriert. Zudem gebe es fünf Einsteigeklassen für die Erstförderung, unter anderem das Erlernen erster Deutschkenntnisse.
Auch Schulpflegschaftsvorsitzende Daniela Kruse sieht die Lage entspannt. „Aktuell gibt es nichts Auffälliges zu berichten, die Situation ist gar nicht mehr vergleichbar mit der damaligen“, so die Mutter von zwei Schülern. Das liege daran, dass von Klassen und Lehrern entwickelte Konzepte greifen und Sozialpädagogen sich kümmern. Ein akutes Platzproblem gebe es ebenfalls nicht mehr: Durch Pavillons können alle Schüler untergebracht werden. An einer Stelle hapere es aber noch: Es gebe zu wenig Lehrer. „Die Stellen, die ausgeschrieben werden, können nicht besetzt werden, da der Markt leer ist“, bedauert Kruse.
Probleme in der Vergangenheit
Vor rund anderthalb Jahren aber war die Schule noch deutlich unzufriedener mit der Situation. Da forderte die Schulpflegschaft von der Stadtverwaltung die Zuweisung von Seiteneinsteigern zu stoppen. Durch eine zu große Anzahl an Schülern sei es zu erheblichen Problemen gekommen. Starker Lehrermangel habe laut der Vorsitzenden Daniela Kruse für dauerhaft erhöhten Unterrichtsausfall gesorgt, es fehlte an Platz. Außerdem habe es körperliche Gewalttätigkeiten gegeben, sagte die damalige Schulleiterin Christa van Berend. Im Oktober 2017 hatte sich die Lage ein wenig entspannt. Da die Schule in der Zeit keine weiteren Seiteneinsteiger zugewiesen bekam, konnte sie an einem Integrationskonzept arbeiten, zudem wurden Einsteigeklassen eingerichtet, es gab mehr Inte-grationslehrer und eine zusätzliche Schulsozialarbeiter-Stelle. Problematisch war aber weiterhin: Es gab zu wenig Platz für zu viele Schüler.
Insgesamt 763 Seiteneinsteiger in Mülheim
Mittlerweile scheinen alle Probleme gelöst. Seit Beginn des Schuljahres besuchen-- Stand 1. November – laut eines Berichts des Amtes für Kinder, Jugend und Schule fünf neue Seiteneinsteiger die Gustav-Heinemann-Gesamtschule, insgesamt seien es 70. Trotzdem ist die Dümptener Schule noch die mit den meisten Seiteneinsteigern in Mülheim – alle anderen unterrichten nicht einmal halb so viel. „Wir haben die Zusage, dass wir nicht mehr weiter belastet werden. Die Stadt hat eine Lösung für die Verteilung gefunden, mit der alle Schulen sicher planen können.“
Insgesamt besuchen – Stand 1. November – 763 Seiteneinsteiger die Mülheimer Schulen, das sind rund 50 weniger als im September dieses Jahres. Zum Vergleich: Im März 2017 waren es 1187. Die Stadt mutmaßt, dass die Zahl weiter sinkt. Pro Monat sollen im laufenden Schuljahr schätzungsweise etwa 25 neue Seiteneinsteiger kommen. Anfang 2018 waren es im Durchschnitt 45, aktuell sind es 34.
Die Stadt sieht die Situation mit Seiteneinsteigern weiterhin kritisch. In einer Vorlage des Amtes für Kinder, Jugend und Schule heißt es: „Die Förderung von neu zugewanderten Kindern und Jugendlichen stellt für die Mülheimer Schulen nach wie vor eine große Aufgabe dar.“ Das beziehe sich auch auf die Anschlussförderung der Kinder, die in den Schulen integriert wurden.
Unterrichtskonzepte zur Integration
Es gibt aber Programme, die helfen sollen. Unterstützung bekommt die Stadt vom Kommunalen Integrationszentrum (KI), einer landesweiten Koordinierungsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen. In Projekten lernen Eltern, wie sie ihre Kinder beim Spracherwerb und in ihrer Entwicklung unterstützen können – zwölf dieser Gruppen seien bereits gestartet. Auch für die Schüler gibt es Programme: Intensiv-Sprachkursen in den Herbstferien, an denen 50 Schüler der Berufskollegs Lehnerstraße und Stadtmitte, der Realschule und des Gymnasiums Broich sowie der Luisenschule teilnahmen. Oder das Projekt „Demokratie für mich“ bei dem das Berufskolleg Stadtmitte seit Beginn des Schuljahres mitmacht. Es soll junge Flüchtlinge die Werte des Zusammenlebens zeigen.
Aufteilung nach Sprachniveau und Alter
Auch andere Schulen haben Konzepte. An der Gustav-Heinemann-Gesamtschule entwickelten die Lehrer Materialien, mit denen sie ihre Schüler schnell auf den Wissensstand bringen wollen, mit dem sie eine reguläre Schule besuchen können. Sobald die Flüchtlinge zu ihnen kommen, prüfen sie den Wissensstand und teilen die Mädchen und Jungen in Klassen auf – nach Sprachniveau und Alter. „Unser Ziel ist es, die Schüler möglichst schnell in normale Klassen zu integrieren. Das fängt an bei drei bis vier Stunden Sport. Der Anteil wird prozentual erhöht“, so Schulleiter Thomas Ratz. Sind die Schüler einmal in den regulären Klassen, stehen sie aber nicht alleine da. Bei Fragen können sie sich an sogenannte IVK-Lehrer wenden. Zum Beispiel, wenn sie den Text der Matheaufgaben nicht verstehen. Ratz: „Die IVK-Lehrer sind motivierte Kollegen, die fit darin sind, Integrationsklassen zu unterrichten.“