Mülheim. . Zur Zeit besuchen 1164 Kinder und Jugendliche die Erstförderung. Integration hat sich eingespielt. Das Raumproblem wird aber größer.

Die Integration zugewanderter Kinder in den Schulalltag hat sich eingespielt, doch einfach ist sie weiterhin nicht. Das verdeutlicht ein Bericht, den Michael Rölver, stellvertretender Leiter der Gesamtschule Saarn, kürzlich im Bildungsausschuss abgab.

Die Schule hat rund 60 Seiteneinsteiger in den Jahrgangsstufen 5 bis 10. „Diese Gruppe ist aber sehr heterogen. Es gibt Analphabeten, Schüler mit speziellem Förderbedarf, aber auch solche, die qualifizierte Abschlüsse erlangen können“, so Rölver. Das bringe Probleme mit sich – und verlange Unterstützung. So brauche man für die Deutschförderung noch mehr qualifizierte Kräfte. Neben dem Sprachunterricht seien aber auch weitere spezielle Angebote für die Schüler und ihre Familien notwendig. Schulsozialarbeit sei mehr denn je gefragt. Ebenso benötige man AGs (etwa „Deutschland erklären“) oder Sportkurse (mit Kooperationspartnern). „Bei all dem muss aber die Prämisse gelten, dass unsere Ressourcen allen unseren Schülern zugute kommen“, meint Michael Rölver.

Integration zugewanderter Kinder funktioniert besser

Dass die Integration zugewanderter Kindern jetzt viel besser funktioniert, findet auch Christa van Berend, Leiterin der Gustav-Heinemann-Gesamtschule. Dort hatten Eltern im Frühjahr beklagt, dass bei der Vielzahl von Seiteneinsteigern (100 bis 120) die Eingliederung Probleme bereite. „Die Situation hat sich absolut entschärft. Wir haben sechs Klassen für die Erstförderung von Seiteneinsteigern und ein festes Integrationskonzept, das wir gut umsetzen können“, so van Berend.

Dies liege auch daran, dass der Schule im letzten Schuljahr keine weiteren Seiteneinsteiger mehr zugewiesen wurden, dass man nun mehr Integrationslehrer und eine zusätzliche Schulsozialarbeiter-Stelle habe. Räumlich stoße man jedoch an seine Grenzen.

Aktuelle Zahlen der Stadtverwaltung (Stand: 31. August) deuten darauf hin, dass sich die Seiteneinsteiger-Situation insgesamt etwas entspannt hat: Die Anmeldequote von Flüchtlingskindern im Kommunalen Integrationszentrum, das sie von der Ankunft in Mülheim bis zur endgültigen Beschulung begleitet, liegt in 2017 deutlich unter der von 2016 und 2015. Waren es 2015 im Monatsdurchschnitt 53 und 2016 durchschnittlich 70 Kinder, die neu dazu kamen, so sind es im laufenden Jahr nur noch 42 Schüler im Monat.

Insgesamt 1164 Seiteneinsteiger in der Erstförderung

Ende August, so ist in einem Bericht zu lesen, den die Verwaltung jetzt der Politik vorlegte, besuchten insgesamt 1164 Seiteneinsteiger die Erstförderung an einer Mülheimer Schule. 2017/18 neu aufgenommen wurden 144 Seiteneinsteiger an Grundschulen und 75 an weiterführenden Schulen. Außerdem gibt es seit Kurzem das Bildungsangebot „Fit für mehr“ für unversorgte Zugewanderte von 16 bis 25 Jahren. Derzeit laufen zwei Klassen mit je 18 Schülern am Berufskolleg Stadtmitte, zwei weitere sollen im November im Berufskolleg Lehnerstraße starten.

Nach der zweijährigen Erstförderung wechseln einige Seiteneinsteiger nochmal die Schulform. „Insbesondere vom Gymnasium zu Gesamt-, Haupt- oder Realschule – oder von der Realschule zu Gesamt- und Hauptschule“, erklärt Schulamtsleiter Uwe Alex. „Wir wollen die Schüler ja an die Schule bringen, wo sie auch hinpassen.“ Im bzw. nach dem laufenden Schuljahr werden voraussichtlich 27 Kinder und Jugendliche (rund 20 Prozent) die Schulform wechseln, man schätzt, dass es 2018/19 mehr sein könnten.

Es gibt nicht genug ausgebildete Lehrer

Integrationslehrer-Stellen gibt es im Grundschulbereich zurzeit 13, in der Sekundarstufe I 14,5 und in der Sekundarstufe II fünf (an den Berufskollegs). Es habe, so der Schulamtsleiter, auch erneut eine Umverteilung dieser Lehrkräfte gegeben. „Es wird aber immer schwieriger, die I-Stellen zu besetzen, denn es gibt einfach nicht genug ausgebildete Lehrer“, erklärt Brita Russack, Leiterin der Koordinationsstelle Bildung im Rathaus.

Raumsituation für Seiteneinsteiger ist angespannt

Die Raumsituation für die Seiteneinsteiger wird laut Verwaltung angespannter. Denn: Weitere Räume gibt es nicht mehr. Weil die Klassen schon voll besetzt sind, „geraten die Schulen an die Grenze ihrer Zügigkeit“, sagt Brita Russack. Sie müssten in manchen Jahrgängen eigentlich eine Klasse mehr bilden. Die Verwaltung prüft daher intensiv, wie man auf weiter steigende Schülerzahlen (durch geburtenstärkere Jahrgänge und weitere Zuwanderung) reagieren kann.

<<< VERTEILUNG DER KINDER UND JUGENDLICHEN

Wie die Statistik aufschlüsselt (Stand August 2017), gingen von 1164 Seiteneinsteigern 490 zur Grundschule. In der Sekundarstufe I an weiterführenden Schulen waren es 505 und in der Sekundarstufe II 152 Jugendliche.

17 Seiteneinsteiger haben einen Platz an der Waldorf-schule gefunden.