Mülheim. . Eltern klagen über immer mehr Seiteneinsteiger, überfüllte Klassen und Unterrichtsausfall. Hinzu kommt körperliche Gewalt – auch gegen Lehrer.

  • Die Gustav-Heinemann-Schule hat inzwischen zu viele Seiteneinsteiger zugewiesen bekommen
  • Eltern fordern ein Stopp von weiteren Flüchtlingskindern und mehr Hilfestellung
  • Probleme werden immer größer: Inzwischen kommt es auch zu Gewalttätigkeiten

In einem dringenden Appell an die Stadtverwaltung und an die Politik fordert die Schulpflegschaft der Gustav-Heinemann-Gesamtschule, dass die Zuweisung von weiteren Seiteneinsteigern sofort gestoppt wird. An der größten Schule in Mülheim mit demnächst fast 2000 Schülern ist es zu erheblichen Problemen im Alltag gekommen. „Wir schaffen es nicht mehr“, betont Schulleiterin Christa van Berend und berichtet von massiven Beschwerden der Eltern.

Im vergangenen Schuljahr hatte die Gesamtschule in Dümpten im Rahmen der Flüchtlingswelle der Stadt das Angebot unterbreitet, für einen Zeitraum von sechs Jahren eine begrenzte Anzahl von Seiteneinsteigern im Umfang von höchstens sechs Klassen mit jeweils bis maximal 18 Kindern aufzunehmen und zu integrieren. Doch dabei blieb und bleibt es nicht. Der Schulträger, fürchten die Eltern, plane wohl weitere Zuweisungen in diesem und im nächsten Schuljahr. „Bis zum Ende des nächsten Schuljahres ist mit insgesamt 200 bis 220 Seiteneinsteigern zu rechnen“, fürchten die Eltern und sehen unter diesen Bedingungen eine halbwegs vernünftige Integration der Flüchtlingskinder massiv gefährdet.

Auf dem Zahnfleisch

„Die Raumprobleme angesichts der vielen Schüler sind nicht einmal das Schlimmste“, sagt Daniela Kruse, 1. Vorsitzende der Schulpflegschaft. Die Lehrer gingen alle mittlerweile auf dem Zahnfleisch; der Krankenstand sei spürbar erhöht. Es gebe einen spürbaren Lehrermangel. „Wir erleben bei unseren Kindern seit längerer Zeit einen erhöhten Unterrichtsausfall, weil Vertretungskräfte fehlen.“

Noch brisanter: Schulleitung und Eltern berichten von „häufigen massiven disziplinarischen Problemen“. Längst bleibe es dabei nicht nur bei verbalen Attacken. Es komme zu körperlichen Gewalttätigkeiten gegen Schüler, mittlerweile aber auch gegen Lehrer. „Zahlreiche Schüler kennen keine Regeln, haben keinen Respekt, manche sind nicht alphabetisiert“, so Daniela Kruse. Die Folge: „Wir haben jede Woche Ordnungsmaßnahmen vorzunehmen“, sagt Christa van Berend. Selbst Strafanzeigen seien bereits erfolgt. All das war undenkbar gewesen an einer Schule, die bisher über die Stadtgrenzen hinaus einen sehr guten Ruf genießt.

Klassen mit 32 Kindern

Die Klassengrößen erreichen inzwischen 32 Schüler. Das sei nicht gesetzeskonform, ärgern sich die Elternvertreter. Darin steckt auch eine Gefahr: „Die Sicherheitsbestimmungen werden in Fachräumen und in einzelnen Klassenräumen nicht mehr eingehalten.“

Die Schulleitung hat sich bereits an die Bezirksregierung gewandt. Ein Hilferuf, wie sie selbst sagt. Man brauche Unterstützung. Die Eltern wenden sich an die lokale Politik und fordern, dass ihre Sorgen und Probleme behandelt werden. „Es findet in Mülheim keine gleichberechtigte Verteilung der Seiteneinsteiger statt“, lautet die Klage. Verteilt werde ausschließlich unter Berücksichtigung der Raumfrage und nicht nach der gesetzlichen Grundlage. Empört reagiert die Schulgemeinde darauf, dass ihr für 54 Neuaufnahmen eine halbe Lehrerstelle gegeben werde.

Schulverwaltung kümmert sich

Die Schulverwaltung versichert, dass sie die Probleme ernst nehme und sich kümmern werde. „Fakt ist aber auch, dass wir die Verteilung der Seiteneinsteiger keineswegs willkürlich vornehmen“, so Amtsleiter Uwe Alex. Die Lokalpolitik reagiert ebenfalls. Die Fraktion Bürgerlicher Aufbruch Mülheim will sich im Hauptausschuss für einen Runden Tisch einsetzen.