Essen. . Die Tengelmann-Zentrale soll einem Bericht zufolge nach Düsseldorf umziehen. Zudem soll die Verwaltung offenbar auch deutlich verkleinert werden.
Seit einem halben Jahr nun wird Karl-Erivan Haub vermisst. Seine Familie hat die Hoffnung schon lange aufgegeben, er könne noch leben, nachdem er am 7. April von einer Skitour am Matterhorn nicht zurückgekehrt war. Offenbar denkt sie nun über gravierende Veränderungen nach: Die Firma solle eine neue Struktur mit mehr externen Managern erhalten, schreibt das Manager Magazin unter Berufung auf Unternehmenskreise. Zudem solle die Verwaltung deutlich verkleinert und die Zentrale nach Düsseldorf verlagert werden.
Am Tengelmann-Stammsitz in Mülheim wollte man den Bericht am Freitag auf Anfrage nicht kommentieren.
Es wäre der nächste große Einschnitt. Karl-Erivan Haub hatte Ende 2016 nach zweijährigen Verhandlungen die Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann an Edeka abgegeben. Seitdem ist Tengelmann unter eigenem Namen als sichtbarer Händler aus den Städten verschwunden. Die Billigmodekette Kik und die Obi-Baumärkte sind im stationären Handel nun die Flaggschiffe des Familienunternehmens, weitere Standbeine die Beteiligungen an Onlinehändlern sowie Handels- und Wohn-Immobilien.
Externe Manager sollen Christian Haub unterstützen
Nach dem schicksalsbehafteten Frühjahr mit dem Tod des Senior-Chefs Erivan im März und dem Verschwinden seines Sohnes Karl-Erivan wenig später übernahm dessen Bruder Christian Haub die Geschäfte. Er hat allerdings seinen Lebensmittelpunkt in den USA, pendelte in den vergangenen Monaten ständig über den Atlantik. Er holte seinen älteren Bruder Georg zurück in die Firma, beraten lässt er sich seit einiger Zeit von Peter Zühlsdorff, der bereits um die Jahrtausendwende als Geschäftsführer bei Tengelmann tätig war und die kriselnde Supermarktkette zu sanieren versuchte.
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Zühlsdorff empfiehlt nun dem Manager Magazin zufolge eine neue Unternehmensstruktur, aus der Kommanditgesellschaft solle eine GmbH werden. Die zentrale Verwaltung mit derzeit 300 Beschäftigten solle drastisch verkleinert und nach Düsseldorf verlegt werden.
Der für das Familienunternehmen vielleicht einschneidendste Punkt könnte aber die geplante neue Führungsstruktur sein: Mehrere externe Manager sollen dem Unternehmenschef Christian Haub zur Seite gestellt werden. Würde der sich wie zuvor schwerpunktmäßig um die wichtigen US-Geschäfte von Tengelmann kümmern, könnten in der Konzernzentrale faktisch erstmals externe Manager die Geschäfte führen.
Ob und wann die Neustrukturierung umgesetzt wird, ist aber noch völlig offen. Voraussetzung wäre die Rechtskraft des Todes von Karl-Erivan, um seinen Nachlass regeln zu können – sei es durch den Fund seines Leichnams oder indem er offiziell für tot erklärt wird. Das geht in der Regel frühestens ein Jahr nach dem Verschwinden.