Mülheim. Bilanz nach einem Jahr „Starbuzz“: Bislang wurden 13 digitale Geschäftsideen gefördert. Handelsunternehmen wollen helfen, aber auch profitieren
Vor einem Jahr geschah etwas Bemerkenswertes in Mülheim. Mehr als 35 Unternehmen taten sich zusammen, um Gründer zu unterstützen, Handelskonzerne wie Aldi Süd, Lidl oder Tengelmann ziehen seither an einem Strang. Ihre gemeinsame Sache heißt „Starbuzz“, ist keine Firma, sondern ein Beschleuniger-Projekt für vielversprechende Ideen. Am Dienstag wurde eine erste Bilanz gezogen: Nahezu 50 Beteiligte und Interessierte trafen sich zur Berichterstattung und zum Austausch in der Unternehmenszentrale von Aldi Süd.
Beide Seiten sollen profitieren
Stefan Book, nationaler IT-Geschäftsführer des Gastgebers, unterstrich: „Wir wollen junge, kluge Köpfe fördern. Von ihren Ideen sollen beide Seiten profitieren. Wir können den Gründern Marktzugang in der Handelsbranche vermitteln.“ Dabei wird „Starbuzz“ auch von anderen Akteuren getragen, darunter die IHK Ruhr, die Sparkasse Mülheim oder Fachfirmen für digitales Marketing.
Seit Beginn des Programm gab es zwei Runden, in denen insgesamt 13 ausgewählte Start-ups gefördert wurden. Eine dritte soll noch in diesem Jahr beginnen, erklärt Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderung, die „Starbuzz“ 2017 initiiert hat. Betrieben wird es seit Juli von „ruhr:Hub“, einer Gemeinschaftsinitiative von sechs Revierstädten, darunter Mülheim, um die digitale Wirtschaft voranzubringen.
Vier Beispiele für junge „Starbuzz“-Projekte
Drei Monate lang nehmen die Gründer am „Starbuzz“-Programm teil, eine einmalige Verlängerung ist möglich. Ihnen werden Workshops geboten, erfahrene Mentoren zur Seite gestellt und auferlegt, alle zwei Wochen in Feedback-Sitzungen das Erreichte zu erläutern. In kurzen Präsentationen stellten am Dienstag vier Teilnehmer ihre Arbeiten vor. Alle haben eine digitale Basis, agieren über das Internet, decken aber ein breites Ideenspektrum ab.
Die Macher von „Onsuma“ etwa möchten den Online-Lebensmitteleinkauf optimieren, indem sie Kunden helfen, je nach individuellem Einkaufszettel die passenden und günstigsten Shops zu finden.
„Snabble“ hat eine leicht zu bedienende App für mobiles Shoppen entwickelt und bereits mehrere große Händler, darunter Edeka, als Partner gewonnen.
„Wertewandel“ nennt sich ein Modell, mit dem nachhaltiges Einkaufen über ein Bonussystem belohnt werden soll. Punkte sammeln kann man etwa beim Erwerb von Bio-Produkten oder über die Teilnahme am Carsharing.
Noch am greifbarsten wirkt die Geschäftsidee von „Sigo“: Unter dem Motto „leichter unterwegs“ gehen vollautomatische E-Lastenräder an den Start, mit denen man schwere Einkäufe oder kleine Kinder transportieren kann. Der Prototyp ist seit einer Woche fertig.
Umzug in die Mülheimer Innenstadt geplant
Eine Neuigkeit bezüglich „Starbuzz“ war beim Fachtreffen noch zu erfahren: Das Projekt, das bislang unter dem Dach der Mülheimer Tengelmann-Zentrale ansässig war, wird diese Räumlichkeiten verlassen und in Kürze umziehen. „Wir orientieren uns in Richtung Innenstadt“, erklärte Schnitzmeier, wollte jedoch noch keine konkrete Adresse nennen.
Etwas deutlicher wurde Oliver Weimann, Geschäftsführer des „ruhr:Hub“, der ankündigte: „Wir ziehen mit einem Co-Working-Anbieter zusammen, um noch näher an die Szene zu kommen.“ In Mülheim wird das Gründer-Hilfsprogramm aber bleiben.
Minister Pinkwart beteiligte sich an Diskussionsrunde
An der gestrigen Podiumsdiskussion beteiligte sich auch Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Landesminister fü
r Wirtschaft, Innovation und Digitalisierung. Er war bereits vor einem Jahr bei der offiziellen Eröffnung von „Starbuzz“ dabei.
Ausführliche Infos auf www.starbuzz.ruhr. Hier können Gründer sich auch für die dritte Runde des Programms registrieren (batch#3), die in Kürze beginnen soll.