Mülheim. . Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub legt der neue Tengelmann-Chef Christian Haub eine solide Geschäftsbilanz für 2017 vor.
Es war immer ein großer Auftrieb von Kamerateams und Journalisten, wenn die Unternehmensgruppe Tengelmann im Sommer in Mülheim ihre Bilanz vorlegte. In diesem Jahr ist alles anders. Nach dem Tod von Senior-Chef Erivan Haub im März und dem Verschwinden seines Sohnes Karl-Erivan im April schlägt der Familienkonzern ruhige Töne an. Den Geschäftsbericht für 2017 verschickte Tengelmann am Dienstag per Mail.
Der Handelsriese ist im Umbruch. Vor wenigen Tagen wurde das Tengelmann-Schild vom Supermarkt gegenüber der Unternehmenszentrale im Mülheimer Stadtteil Speldorf abgeschraubt. Nach dem Verkauf der Kette Kaiser’s Tengelmann an Edeka und Rewe ist dort jetzt der Discounter Netto eingezogen, an dem Tengelmann zehn Prozent hält.
Karl-Erivan Haub seit dem 7. April vermisst
Auf der anderen Straßenseite führt seit dem 17. April nun Christian Haub (54) die Geschäfte des Familienunternehmens. Er hat die Aufgaben von seinem Bruder Karl-Erivan übernommen, der am 7. April von einer Skitour am Matterhorn nicht mehr zurückgekehrt war. Seither gilt der 58-Jährige als vermisst. In den nächsten Wochen will die Bergwacht nach der Schneeschmelze die Suche nach ihm fortsetzen. Mit einer großen Trauerfeier hatten Familie und Unternehmen im Juni Abschied von Karl-Erivan Haub genommen.
Während sich Christian Haub bislang schwerpunktmäßig um das USA-Geschäft gekümmert hatte, wo er auch mit seiner Familie lebt, trägt er nun allein die Gesamtverantwortung für den Handelsriesen, der mit der Baumarktkette Obi, dem Textildiscounter Kik, dem Nahversorger Tedi, Babymarkt.de, zahlreichen Beteiligungen und mit Immobilien im vergangenen Jahr einen konsolidierten Nettoumsatz von 7,5 Milliarden Euro erwirtschaftete. Das war ein Zuwachs von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Christian Haub arbeite sich emsig in die zahlreichen Geschäftsfelder und Beteiligungen der Unternehmensgruppe ein, heißt es. Er pendelt zwischen den USA und Mülheim. Öffentlich aufgetreten ist Haub bislang nicht. Auch über seine Pläne ist nichts bekannt. Der alleinige geschäftsführende Gesellschafter ließ am Dienstag schriftlich erklären, dass die Tengelmann-Gruppe „grundsolide und zukunftsfähig“ aufgestellt sei. „Ich werde in diesem Sinne weiterhandeln, um unser 151 Jahre altes Familienunternehmen zu gegebener an die Zeit an die nächste Generation übergeben zu können.“
Bruder Georg Haub kehrt ins Unternehmen zurück
Zunächst einmal kehrt aber überraschend sein älterer Bruder Georg ins Unternehmen zurück. Die Gesellschafter beriefen den 56-Jährigen bereits im Juni in den Beirat, der ähnliche Funktionen wie ein Aufsichtsrat hat. „Es ist besonders wichtig für mich, auf die tatkräftige Unterstützung meines Bruders Georg in dieser Zeit der außerordentlichen Herausforderungen zählen zu können“, sagte Christian Haub. Georg hatte im Mai in Berlin seine Lebensgefährtin Anabel Ternés, Prinzessin von Preußen, geheiratet. Das Verhältnis zwischen den Haub-Brüdern Karl-Erivan und Georg war nicht ohne Spannungen.
Die Tengelmann-Gruppe, die traditionell keine Zahlen über ihren Gewinn veröffentlicht, konnte im vergangenen Jahr in allen vier Handelsgeschäftsfeldern ihre Erlöse steigern. Für die Baumarktkette Obi arbeiten 45 183 Menschen in 655 Filialen in elf Ländern. 352 Standorte sind in Deutschland. Der Textildiscounter Kik (3564 Filialen, 26 852 Mitarbeiter) erreichte erstmals einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Das größte Umsatzplus mit 16,4 Prozent erreichte Tedi (1577 Filialen, 12 864 Mitarbeiter. Babymarkt.de (464 Mitarbeiter) betreibt 14 Online-Shops und sechs Filialen darunter Essen, Dortmund und Duisburg.