Mülheim. . Vor Gericht sagt die ehemalige Assistentin des Seniorendienste-Chefs aus, dass sie mehr für Rinas privat getan hätte als für ihre Arbeitgeberin.
Die Schadenersatzklage der städtischen Seniorendienste gegen ihren ehemaligen Chef Heinz Rinas steht vor einem positiven Abschluss. Als letzte Zeugin vernahm das Landgericht Duisburg jetzt Rinas’ persönliche Assistentin. Was Daniela J. berichtete, ließ den Vorsitzenden Richter noch einmal staunen.
Rinas hatte die heute 36-Jährige als Assistentin der Geschäftsführung installiert – und in seiner kurzen Zeit als Geschäftsführer offenbar schnell für seine privaten Zwecke vereinnahmt. So berichtete die junge Frau glaubhaft vor Gericht. „Ich habe nicht viel betrieblich gearbeitet“, gab sie an. Für rein private Angelegenheiten ihres Chefs habe sie schätzungsweise 70 Prozent ihrer Arbeitszeit verwendet.
„Herr Rinas hat über Ebay sehr viel gekauft“
Reichlich zu tun hatte die 36-jährige Bochumerin nach eigener Schilderung etwa damit, die Ebay-Bestellungen ihres Vorgesetzten abzuwickeln. „Herr Rinas hat über Ebay sehr viel gekauft. Ich hatte verdammt viel Rennerei deswegen“, erzählte die Zeugin davon, dass der Chef ihr etliche blanko unterschriebene Überweisungsträger seines Privatkontos ausgehändigt habe, um die Ware zu bezahlen. Ein anderer Mitarbeiter habe die ausgefüllten Scheine immer zur Post gebracht.
Rinas habe ihr stets gesagt oder auch an Wochenenden via Whatsapp mitgeteilt, welche Ware für ihn privat und welche für die Wohnheime der Seniorendienste bestimmt und somit zu erstatten seien, so Daniela J. vor Gericht. Sie könne aber nicht sagen, ob die vermeintlich dienstlichen Bestellungen tatsächlich auch dienstlich verwendet worden seien. Der Vorsitzende Richter war sichtlich amüsiert von den Käufen, die der ehemalige Chef der Seniorendienste seine Assistentin abwickeln ließ. Er ließ die 36-Jährige eine Bestellung von Armeebekleidung bestätigen und zeigte ihr eine Mail-Korrespondenz für den Kauf einer Selbstladepistole (Walther P22), für die Daniela J. den Personalausweis ihres Chefs in Kopie an den Verkäufer geschickt hatte. „Ich musste ja das Alter von Herrn Rinas nachweisen. . .“
Buchhaltung für ein privates Institut von Rinas
Auch für das Steinbeis-Institut, das Rinas als Privatmann betrieb und das in der Anklage der Staatsanwaltschaft zum Korruptionsvorwurf gegen Rinas im Fokus steht, musste die Angestellte der Stadttochter arbeiten; das belegen nicht nur Mails. Sie habe während ihrer Arbeitszeit die komplette Buchhaltung erledigt, sagte die Bochumerin aus. Rinas habe sie, weil sie Buchhaltung ja gar nicht gelernt habe, dafür während der Arbeitszeit extra zu einem Seminar nach Stuttgart geschickt, „da wurde ich eingearbeitet“.
Für Wohnungen, die Rinas privat besaß, habe sie Eigentümerversammlungen organisiert, in Absprache mit der Immobilienverwaltung eines großen Mülheimer Wohnungsunternehmens und einem Anwalt Mietverträge ausgestellt. . .
Spendentransport abwickleln, Arzttermine vereinbaren
Und dann war da noch das nach Wertung der Strafermittler von Rinas aus privatem Interesse verfolgte Spendenprojekt für Mazedonien. Auch hierfür habe sie ihr Chef eingespannt, ihr gar die komplette logistische Organisation eines Spendentransportes übertragen. Sie habe mit der Küchenleitung die Lebensmittel-Spenden von Lieferanten der Seniorendienste abgestimmt, die Fahrtroute rausgesucht, die Betreuung der Fahrer, die Zollabfertigung und Abstimmung mit der Marine für eine Fähre übernommen. . . „Ich habe alles organisiert, für die Fahrer war ich immer erreichbar“, so die 36-Jährige.
Ob ihr all das nicht „ein bisschen komisch“ vorgekommen sei?, fragte der Richter. „Ja“, gab die Zeugin zu Protokoll. „Herr Rinas war aber nicht unbedingt der Mensch, wo man unbedingt Sachen hinterfragen würde. Ich wusste, dass man besser nicht nachfragen sollte“, sagte sie mit Blick auf Kollegen, die laut ihren Worten hier offenbar keine guten Erfahrungen gemacht hatten. „Ich war für Herrn Rinas das Mädchen für alles. Das fing an damit, dass ich die WAZ für den Urlaub abbestellen, seinen Urlaub buchen und Arzttermine vereinbaren musste. . .“
Schadenersatzforderung insgesamt bei 278 000 Euro
Die städtischen Seniorendienste fordern von Rinas Schadenersatz für den privaten Einsatz der Assistentin. 381 Arbeitsstunden sind geltend gemacht. Das sei noch „sehr wohlwollend“ betrachtet, so ein Anwalt der Stadttochter vor Gericht.
Bei zahlreichen anderen Vorwürfen beläuft sich die Schadenersatzforderung insgesamt auf 278 000 Euro. Das Gericht hatte bei einem früheren Termin schon angedeutet, dass es viele der Forderungen wohl anerkennen wird. Ein Urteil will es am 26. Juni verkünden.