Mülheim. . Der Discounter Aldi Süd und das Netzwerk Blühende Landschaft legen ein riesiges Projekt auf, um dem Aussterben der Bienen entgegenzuwirken.
Es schwirrt und brummt und sirrt und summt vor der Aldi-Süd-Verwaltung an der Burgstraße in Styrum. Zögerlich nähern sich rund 20 Mitarbeiter den beiden Holzkästen, die am Rande der Wiese stehen. Daneben steht Imker Reinhard Netzeband und hält eine Wabe mit unzähligen Bienen in seinen Händen. Das stete Brummen hört man in der Natur mittlerweile viel zu selten.
Das ist der Grund, warum sich Aldi Süd zwei Bienenstöcke vor die Verwaltung hat setzen lassen. Sie stehen symbolisch für das massive Sterben dieser wichtigen Insekten, dem der Discounter mittlerweile den Kampf angesagt hat. Gemeinsam mit dem Netzwerk „Blühende Landschaft“, einer Initiative des Bienenschutzvereins „Mellifera“, setzt Aldi Süd eines der nach eigener Aussage „größten Bienenschutzprojekte im deutschen Lebensmitteleinzelhandel“ um.
Mehr als 700.000 Quadratmeter Lebensraum
Zusammen möchten sie mehr als 250.000 Quadratmeter Blühflächen anlegen und gemeinsam mit Zulieferern und Erzeugern sogenannte Nützlingsstreifen auf landwirtschaftlichen Flächen schaffen. Hinzu kommen rund 300.000 Quadratmeter Lebensraum, die durch die Begrünung von Dächern der Logistikzentren und einiger Filialdächer entstanden sind. In den insgesamt 30 Regionalgesellschaften sollen außerdem weitere 180.000 Quadratmeter Blühfläche entstehen. Macht mehr als 700.000 Quadratmeter Lebensraum für Insekten. Vor allem für die Biene.
Warum das so wichtig ist, erklärt Dr. Matthias Wucherer. „Die Biene ist unersetzlich für unser Ökosystem“, sagt der Biologe und Leiter des Netzwerkes „Blühende Landschaft“. Vogel- und Fledermausbestände gingen zum Beispiel stetig zurück, da der Nachwuchs kaum noch proteinreiche Nahrung finde. Der Rebhuhnbestand sei beispielsweise seit 1980 um 94 Prozent eingebrochen.
Ohne Bienen wären Obst- und Gemüseregale leer
Und dass das Bienensterben, das vor allem durch den Menschen verursacht ist, auch den Menschen in großem Umfang betrifft, verdeutlicht Jan Stefan Dams, der unter dem zungenbrecherischen Titel „Corporate Responsibility-Manager“ für Nachhaltigkeitsthemen und damit sozusagen für das gesellschaftliche Gewissen des Discounters zuständig ist: „Ohne Bienen wären die Obst- und Gemüseregale leergefegt“, sagt Dams, der für den Kampf gegen das Aussterben des Insekts auch die Kunden gewinnen möchte. 10 000 Tütchen mit einer Samenmischung für bienenfreundliche Pflanzen werden zum Beispiel in den Aldi Süd-Filialen verteilt.
Außerdem haben sich 20 Mitarbeiter gemeldet, um sich um die beiden Bienenstöcke zu kümmern, die sich an der Grenze zum Grundstück des Energieversorgers Medl in den Rasen drücken. Gemeinsam mit Reinhard Netzeband, der die beiden Bienenvölker gestellt hat, und mit seinem Imker-Kollegen Frank Höppner vom Mülheimer Imkerverein erklärt, wie die Honigproduktion innerhalb der Bienenstöcke funktioniert. Mitte Mai soll es mit der Ausbildung losgehen.
Jeder kann einen Beitrag leisten
Jeder könne etwas tun, um den Bienen mehr Lebensraum zu geben, sagt Reinhard Netzeband. Zum Beispiel, die Wiese nicht so häufig zu mähen. Dass immer mehr Grünflächen verschwinden, sieht auch Biologe Dr. Matthias Wucherer als eines der größten Probleme. Vor allem die Wildbiene brauche solche Rückzugsräume.