Mülheim. . Das Rhein-Ruhr-Zentrum ist in die Jahre gekommen. Die neuen Eigentümer planen die große Auffrischung. Der Projektentwickler steht noch am Anfang.
Direkt an der Autobahn gelegen, fast 80.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, rund 200 Geschäfte, 5000 Parkplätze, täglich fast 30.000 Besucher aus der Region – damit wirbt das Rhein-Ruhr-Zentrum. Nach wie vor ist es ein Superlativ in der Einkaufswelt. Aber es haftet ihm auch vielfach der Charme der frühen 70er Jahre an. Die Auffrischung steht bevor. „Wir wollen ein modernes Center für die ganze Familie schaffen“, sagt Christian Diesen im Gespräch mit dieser Zeitung und blättert in einem großen Ordner voller Ideen und Skizzen, die ahnen lassen: Es wird heller, schicker, grüner. Aber alles sei noch in der Planung.
Diesen ist Geschäftsführer der HLG Gesellschaft zur Entwicklung von Handelscentern in Münster, die als Projektentwickler den Auftrag hat, die Zukunft für das Rhein-Ruhr-Zentrum zu entwerfen. Wenn man eine Vorstellung bekommen will von dem, was mal am Humboldtring in den nächsten Jahren entstehen könnte, sollte man sich den Kaufpark Eiche mit 130 Geschäften nahe Berlin anschauen, den ebenfalls HLG neu entwickelt hat und der auch der Redos Gruppe mit gehört: Viel mehr Grün, mehr Veranstaltungsflächen, Spielplätze für Kinder, ein neues Farbkonzept mit hellen Grau- und Grüntönen, Naturmaterialien und viel Glas sollen dort jetzt für eine Wohlfühlatmosphäre sorgen und laden zum Verweilen ein.
Gemeinsame Eingangsebene mit dem Hochhaus
Vor zwei Wochen hatten ein von Morgan Stanley verwalteter Immobilienfonds und die Redos Gruppe das Rhein-Ruhr-Zentrum, das Stinnes Hochhaus, in dem zuletzt das Unternehmen Brenntag beheimatet war, sowie die Karstadt-Arkaden erworben. „Gerade durch Zusammenführung dieser drei Standorte ergeben sich für uns große Möglichkeiten“, sagt Diesen. So gibt es die Überlegungen, für das Einkaufszentrum und das benachbarte Hochhaus eine gemeinsame Eingangsebene zu schaffen.
Vieles, so der Projektentwickler, sei noch nicht spruchreif, so auch die Investitionssumme. Vieles müsse zudem zunächst mit den Mietern besprochen werden. Aber soviel lässt Diesen schon mal durchblicken: Mehr Familienfreundlichkeit, Spielplätze für Kinder, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Sitzmöglichkeiten, Barrierefreiheit und für alle Sportangebote sollen das Einkaufszentrum künftig prägen. „Wir wollen die Menschen vor allem künftig freundlicher empfangen“, betont Diesen, was für eine deutliche Aufwertung der Zuwege spricht, die heute vielfach wenig einladend wirken. Das Ziel ist: „Wer kommt, soll möglichst lange bleiben wollen.“ Die Verkaufsfläche, so Diesen, werde sich nicht vergrößern.
Mix aus Hotel, Büros und Entertainment
In dem Stinnes-Hochhaus könnte es nach ersten Überlegungen einen Mix aus einem Hotel, Büros und Entertainment geben.
Der Geschäftsführer der HLG sieht in dem Mülheimer Standort eine hoch attraktive Fläche. „Natürlich haben wir uns sehr genau auch die umliegende Konkurrenz angeschaut“, sagt er und hebt die Kompaktheit des Rhein-Zentrums hervor. Er ist überzeugt von einem sehr guten Stammpublikum. Die Öffnung Richtung jüngere Generation soll mit dem Wandel des Zentrums einher gehen.
Prozess soll mehrere Jahre andauern
Mehrere Jahre wird der Prozess dauern, den Fachleute als Revitalisierung bezeichnen. Dabei soll nicht nur im Inneren das Einkaufszentrum auf die Höhe der Zeit gebracht werden, sondern auch die äußere Hülle. „Der Besucher wird es sehen.“ Dabei spricht der Projektentwickler den heute stark betonlastigen Eindruck an. Deutlich mehr grüne Elemente soll das Center von morgen prägen. Damit kämen die Entwickler auch einem starken Wunsch der städtischen Planungsverwaltung entgegen: Deren Chef Peter Vermeulen sprach von einem Brutalismus der Beton-Architektur. In ein paar Jahren soll das Vergangenheit sein.
150 Millionen Mark hat der Bau damals gekostet
Wo sich heute das Rhein-Ruhr-Zentrum befindet, stand einst die Zeche Humboldt des Mülheimer Bergwerks-Vereins.
Am 1. März 1973 wird nach dreijähriger Bauzeit das Einkaufszentrum mit damals 57 Geschäften eröffnet. Entworfen hatte es der Architekt Walter Brune.
Rund 150 Millionen Mark hat der Bau damals gekostet. Eigentümer waren Stinnes AG, Karstadt AG, C&A Brenninkmeyer und die Otto Warenhausgesellschaft. Ende der 70er Jahre wurde das Zentrum um 31 weitere Geschäfte erweitert. Anfang und Ende der 90er Jahre erfolgten erneut Ausweitungen des Angebotes.