Mülheim. . Rund 50 Arbeiten von John Waszek und Nikolaus Gasser sind in der Ausstellung „Synaesthesia“ in der Stadtbücherei und im Makroscope zu sehen.
Kann man Musik malen? Diese Frage trieb die Künstler Nikolaus Gasser (Mülheim, verstorben 2013) und John Waszek (Tönisvorst) eine ganze Weile um – und sie gelangten zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Ihre farbenfrohen Bilder haben jedoch auch etwas gemein: Sie alle basieren auf der Partitur eines Musikstückes, übersetzen Noten in Farben und Formen. „Synaesthesia“ (griech.: Zuordnung von Tönen und Farben) heißt daher auch eine Ausstellung, die vom 28. Februar bis zum 5. April im „Makroscope“ und in der Stadtbibliothek im Medienhaus zu sehen ist und die rund 50 Werke der beiden Maler präsentiert.
Gekannt haben sich die zwei kreativen Köpfe nicht, aber ihre Überlegungen dazu, wie man Musik mit Stift und Pinsel sichtbar machen kann, ähneln sich. Es geht ihnen nicht darum, Emotionen zu Papier zu bringen, sondern die Partitur exakt mit künstlerischen Mitteln abzubilden. Beide erfanden ein System, mit dem sie die Töne, sowohl in ihrer Höhe oder Tiefe als auch in ihrer Länge, darstellen konnten. Ihre Werke sind die „farbige Umsetzung des Notenbuchs“.
Kreise oder Rechtecke für die Noten
Während Nikolaus Gasser Kreise als Form für die Noten wählt – ihr Durchmesser veranschaulicht die Länge des Tons – sind die Noten bei John Waszek Quadrate oder Rechtecke, deren Breite die Tonlänge widerspiegelt. In der Farbgebung hat sich der Mülheimer keine Regeln auferlegt, die Töne sind häufig jedoch in Rot oder Rosa gehalten, der Hintergrund immer in Blau. Waszeks Arbeiten basieren dagegen auf dem Farbkreis von Itten. Jeder, der zwölf Farben dieses Kreises ordnet er einen Ton des temperierten Notensystems zu (fußend auf dem Quintenzirkel). Führt die Melodie eine oder mehrere Oktaven nach oben, hellt er den Farbton auf, führt sie nach unten, verdunkelt er den Ton.
Betrachter haben richtig Arbeit
„Auf unseren Bildern gibt es für den Betrachter richtig Arbeit“, sagt John Waszek. Denn: Wer das jeweils zugrundeliegende Prinzip verstanden hat, kann die Bilder lesen, er kann die Melodielinien mit einem Instrument auch nachspielen. Gassers Bilder fangen meist nur einige Takte ein, Waszek dagegen fertigt Reihen an, die ein Werk in Gänze nachempfinden. Für beide gilt: Alle Stimmen der mehrstimmigen Musikstücke finden sich im Bild wieder – untereinander angeordnet. Beide Künstler zeichnen zuerst übrigens eine genaue Skizze, die später mit Aquarell- oder Gouachefarben ausgestaltet wird. Hauptsächlich klassische Meisterwerke haben sie „übersetzt“, etwa von Bach, Mozart, Tschaikowsky, Mussorksky, Fauré. Sie anzuschauen und dabei die passende Musik zu hören, ist spannend. Ausstellungsmacher Klaus Urbons will das ermöglichen, er plant entsprechende Workshops.
>>Die Ausstellung ist von 27.2. bis 5.4. zu sehen. In der Bücherei im Medienhaus (Mo bis Fr, 10-18.30 Uhr, Sa 10-14 Uhr) und im „Makroscope“ an der Friedrich-Ebert-Straße 48, (Do 16-19 Uhr und nach Vereinbarung).
Die Vernissage mit Musik findet statt: Dienstag, 27. Februar, 18 Uhr, Stadtbücherei, 3. Etage