Mülheim. . Die Künstlerin transferiert ausgediente Teile aus dem Alltag zu einem völlig neuen Ganzen. Auf beruflichen Umwegen kam sie zur Kunst.
Es blinkt, rappelt und raschelt leise auf den Inseln von „Utopia“, wo sich eine ganz eigene Welt um sich selbst dreht – samt Licht und Motoren. So wie das Kreisen der Menschheit um alltägliche Sorgen und globale Probleme. Und über allem schwebt ein glänzender schwarzer Meteorit. Aus tausenden Dia-Teilchen hat Gabriele Klages diese Licht-Klang-Installation zusammengesetzt, die kürzlich bei der Jahresausstellung in der Alten Post viel Beachtung fand.
Kunstwerke aus Schienen, Boxen, CDs und Disketten
Die meisten Kunstwerke fertigt Gabriele Klages aus ausgedienten Materalien aus der Foto-, Informations- und Medienwelt: Dia-Rähmchen, Schienen, Boxen, CDs, Disketten oder die guten alten Floppies, die heute kaum noch jemand kennt. Aus den obsoleten Dingen des Alltags entsteht ein völlig neues Ganzes. „Wichtig ist mir dabei, dass der Betrachter erkennt, was die Einzelteile einmal waren, damit er vielleicht an eigene Erinnerungen anknüpft und auch Spaß dran hat“, sagt Gabriele Klages. Denn bierernst solle ihre Kunst nicht sein.
Video für Musik-Label „Ana Ott“
Neben Installationen und Objekten fertigt sie auch Bilder, Grafiken und Fotos. Ganz frisch ist das Video für das Musik-Label „Ana Ott“ entstanden und „ich experimentiere gerade an neuen Lichtprojektionen“. In ihrem Schaffen wie auch im Leben verfährt Gabriele Klages nach dem Motto: „Aus jedem Ende erwächst ein neuer Anfang, der Ursprung bleibt, Formen und Gestalten ändern sich.“
Wenn ihr beruflicher Lebensweg nicht schnurgerade verlaufen ist, dann wird doch ein roter Faden erkennbar: Was Gabriele Klages anpackt, ist Präzisionsarbeit. Zunächst lernte sie Schneiderin, schloss eine Ausbildung zur examinierten Kranken- und Op-Schwester an, wo sie wissenschaftlich in der Neurochirurgie am Uniklinikum in Essen arbeitete. Dann kam der Schnitt. Während einer Operation hatte Gabriele Klages ein Schlüsselerlebnis, erzählt sie: „Da dachte ich mir, entweder werde ich Ärztin oder ich mache etwas ganz anderes.“
Studium mit 30 Jahren
So kam es dann auch: Sie holte das Abitur nach und begann mit 30 Jahren ein Studium in Kommunikations-Design an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Seither ist sie als freischaffende Künstlerin unterwegs. Diesen Schritt, sagt Gabriele Klages, „habe ich nie bereut“, auch wenn es „ein schwerer Weg ist, sich heute in der Kunst zu behaupten“. Mit ihrem Mann, der vor sechs Jahren starb, war sie viel unterwegs, lebte lange in Kiel und in Rosenheim. In ihre Geburtsstadt Mülheim kam Gabriele Klages zurück, „um meine kranke Mutter zu pflegen“.
Die vielen Ortswechsel, der Einblick in Schulmedizin, Naturheilkunde und Krankheit, die Begleitung von Ehemann und Mutter bis zum Tod – jene elementaren Dinge, die das Menschsein ausmachen, haben Gabriele Klages geprägt. Sie haben ihr einen anderen Blick auf das Leben ermöglicht. Das alles findet in ihrem Arbeiten Ausdruck – ein langer Kreislauf.