Mülheim. . Die Stadt Mülheim empfiehlt, dass der neue Rennclub die Geschäfte am Raffelberg übernimmt. Der plant mindestens vier Rennen im Jahr.
Mindestens vier Rennen noch in diesem Jahr und jährliche Investitionen von 200.000 Euro in die Gebäude und Außenanlagen der Galopprennbahn am Raffelberg kündigt der neue Rennclub Mülheim an der Ruhr an. Mehr noch: „Unser Ziel ist es, schon recht bald wieder internationale Rennen in Mülheim zu veranstalten“, sagt Günther Gudert vom Vorstand. Vorausgesetzt, die Politiker stimmen am kommenden Dienstag zu, dass der Rennclub in die Verträge des bisherigen Rennvereins Raffelberg einsteigen kann. Dieser hatte im letzten Sommer einen Insolvenzantrag gestellt.
Die Angelegenheit wird im Hauptausschuss nicht öffentlich verhandelt. Wie Guido Brücker, Referent des Oberbürgermeisters, erklärt, schlage die Stadtverwaltung nach mehreren Prüfungen der Politik vor, die Erbpachtrechte für das Gelände auf den Rennclub zu übertragen. Der Umgang mit den Altschulden von rund 1,5 Millionen Euro, die wirtschaftliche Planung und eine nachvollziehbare Sanierung der Anlagen seien überzeugend dargelegt worden, so Brücker.
Übertragung auf den neuen Verein
Der vorläufige Insolvenzverwalter Axel Schwentker hat in den vergangenen Wochen daran gearbeitet, die Übertragung auf den neuen Verein möglich zu machen. Er sieht darin einen guten Weg. „Mehr Professionalität im Pferdesport kann sich die Stadt nicht wünschen“, sagt Schwentker mit Blick auf den neuen Vorstand des Rennclubs. Die Alternative wäre ein so genanntes Heimfallrecht. Heißt: Die Stadt als Eigentümer der Anlage müsste diese wieder übernehmen – verbunden mit den hohen Belastungen.
Positive Signale kommen auch von der Sparkasse, dem Kreditgeber und zugleich auch Sponsor des Pferdesports in Mülheim: „Die Gespräche mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter und den Interessenten, die sich an uns gewandt haben, sind sehr konstruktiv verlaufen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Martin Weck.
Neuer Verein hat über 60 Mitglieder
Über 60 Mitglieder verfügt inzwischen der neue Verein. Einen Wirtschaftsplan für drei Jahre habe man erarbeitet, sagt Gudert. 1,9 Millionen Euro werde der Club in die Hand nehmen, um die traditionsreiche Geschichte des Pferdesports in Mülheim weiter zu schreiben. Wie Gudert berichtet, gebe es von Vorstandsmitgliedern selbst ein erhebliches finanzielles Engagement. Bereits am 3. April soll das erste Rennen stattfinden. Gudert, der auch Geschäftsführer des Rennverein Düsseldorf ist, plant mit sechs Rennen im nächsten Jahr. „Wir werden als erstes Stallungen sanieren“, kündigt er an. Auch werden man an die 80 Gastboxen für die Renntage herrichten. Zum Teil sollen einige auch neu gebaut werden. Was den Golfclub im Zentrum der Raffelberger Anlage angeht, so strebe der Rennclub „eine friedliche Koexistenz“ an, wie sie auch in anderen Städten erfolgreich praktiziert werde.
Politik: Mehrheit für die Empfehlung der Stadt
In der Politik zeichnet sich eine Mehrheit für die Empfehlung der Stadt ab. „Sollte nichts Unvorhergesehenes mehr passieren, werden wir einer Übertragung auf den neuen Verein zustimmen“, sagt der planungspolitische Sprecher der SPD, Klaus Schindler. Von einem „recht sicheren Weg“ spricht Peter Beitz (FDP). Die neue Führungsmannschaft am Raffelberg habe ein überzeugendes Geschäftsmodell vorgelegt, heißt es. Fraktionschef Dieter Spliethoff (SPD) stellt die Frage, die sich viele in der Politik stellen: „Was sollten wir sonst mit dem Areal, das zum Teil unter Landschaftsschutz steht, jetzt anfangen?“
Plan B für die Zukunft
Die Stadt wird daher wohl einen Plan B erstellen müssen: Was könnte mal am Raffelberg entstehen, wenn der Pferderennsport eines Tages vielleicht keinen Zuspruch mehr erhält oder der Verein Probleme bekommt? Der Bürgerliche Aufbruch Mülheim (BAMH) wird am Dienstag einen entsprechenden Antrag zur Zukunftsplanung stellen. „Es kann nur von Vorteil sein, wenn man sich dazu schon jetzt Gedanken macht und einen Plan in der Schublade hat“, sagt Fraktionschef Jochen Hartmann. Er erinnert daran, dass der Galoppsport vielerorts eine Krise durchlebt.
Der Rennclub indes baut auch auf den Zuspruch aus der Mülheimer Bevölkerung. Nicht ohne Grund: Bei gutem Wetter strömten bis zu 10.000 Besucher auf die Anlage.
<<< EINE KLEINE TEILFLÄCHE FÜR DIE STADT
Eine kleine Teilfläche aus dem Raffelberger-Areal – von 8000 Quadratmetern ist die Rede – soll wieder an die Stadt gehen, die es etwa für den Wohnungsbau vermarkten könnte.
Dabei soll es sich um eine Fläche an der Akazienallee handeln, auf der sich ein ehemaliger Gutshof befindet, der verfallen ist. Die Fläche soll aus der Erbpacht herausgenommen werden.