Mülheim. . Die Tradition des Pferdesports am Raffelberg könnte eine Fortsetzung finden. Ein neuer Verein will in die Verträge mit der Stadt einsteigen.

Mit dem Rennclub Mülheim an der Ruhr hat sich in diesen Tagen ein neuer Verein gegründet, der die Tradition des Pferdesports auf der Rennbahn am Raffelberg fortsetzen und in die Anlagen investieren will. 13 Gründungsmitglieder gibt es. Der bisherige Rennverein Raffelberg hatte vor ein paar Wochen einen Insolvenzantrag gestellt. Rund 1,5 Millionen Euro Schulden lasten auf dem Verein.

Gut 100 Bürger und Freunde des Pferdesport drängten sich im Sitzungssaal der Rudergesellschaft an der Mendener Straße. Der Pferdesport hat nach wie vor viele Anhänger in der Stadt. „Wir werden am kommenden Montag mit der Stadtspitze Gespräche führen, wie der Rennsport und der Trainingsbetrieb am Raffelberg wirtschaftlich geführt werden können“, kündigte der Vorsitzende des Rennclubs, Karl-Dieter Ellerbracke, an.

Antrag auf Insolvenz "eine Unverschämtheit"

Auch soll besprochen werden, was in die Anlagen zu investieren ist. Dabei werden die Schäden längst nicht als so gravierend gesehen, wie es der noch amtierende Rumpfvorstand des Rennvereins Raffelberg vor dem Insolvenzantrag getan hat. Ein Sanierungskonzept soll erstellt werden. Für Investitionen stünden Gelder zur Verfügung, heißt es.

Der neue Rennclub lässt sich unter anderem von Peter-Michael Endres, Präsident des Düsseldorfer Rennvereins, beraten. Der betonte, dass aus seiner Sicht der Antrag auf Insolvenz „eine Unverschämtheit“ von dem Vorstand gewesen sei. Die Liquidität sei durch die Unterstützung des Dachverbands der Rennvereine vorhanden gewesen. Den Insolvenzantrag mit einem desolaten Gebäudezustand zu begründen, sei hanebüchen, so Endres.

Viel Misstrauen gegenüber dem alten Verein

Der Vorstand des neuen Rennclubs kündigte auch an, jeden Vertrag aus den vergangenen fünf Jahren, den der Rennverein Raffelberg geschlossen hat, überprüfen zu lassen, wenn er in die Verträge einsteigt. Mit Beifall wurde dies im Saal quittiert. Es gibt bei vielen ein erhebliches Misstrauen gegenüber dem alten Verein mit Hans-Martin Schlebusch und Ralf Schmitz an der Spitze. Schmitz ist Besitzer des Golfclubs und Untermieter beim Rennverein. Die Kombination Golf und Pferdesport hält auch der neue Vorstand für möglich und sinnvoll, aber mit klaren Verträgen und Absprachen. Der Golfclub soll sich keinesfalls mehr in die Belange des Rennvereins einmischen.

Mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Axel Schwentker aus Oberhausen hat inzwischen die Stadtspitze Gespräche geführt. Die Stadt ist Besitzerin der Anlage und hat sie verpachtet, Kreditgeber ist die Sparkasse. „Wir haben natürlich ein großes Interesse daran, dass der Rennsport in Mülheim mit der schönen Anlage erhalten bleibt“, sagt Guido Brücker, Referent des Oberbürgermeisters. Von dem neuen Rennclub würde die Stadtspitze die Übernahme der Altschulden, einen Plan für die Instandsetzung der Anlage und einen Wirtschaftsplan erwarten. Dann sehe man eine gute Chance, dass die Stadt mit dem Rennclub einen Vertrag eingeht. „Entscheiden“, so Brücker, „müsste dies der Rat.“

Das Ziel ist es, wieder Top-Rennen nach Mülheim zu holen

Der Insolvenzverwalter geht nach derzeitigem Stand davon aus, dass das Verfahren Anfang Februar eröffnet wird; das Gericht entscheidet darüber. „Uns geht es darum, mit der Stadt und der Sparkasse eine zufriedenstellende Lösung auszuarbeiten. Ein neuer Verein an der Stelle könnte eine mögliche Lösung sein“, so Schwentker.

Die Zeit drängt. Auch deshalb, weil der Rennclub vier Termine für Rennen im nächsten Jahr hat reservieren lassen. „Unser Ziel“, sagt Günther Gudert vom Vorstand, „ist es, eines Tages wieder Top-Rennen nach Mülheim zu bekommen.“

>>> INFO: SPARKASSE ZEIGT WEITER INTERESSE

Die vorgesehenen vier Renntage im nächsten Jahr wären PMU-Renntage. Frankreichs Wettanbieter PMU ist Partner der deutschen Rennvereine. Für die Preise müsste der Mülheimer Verein nichts zahlen.

Die Sparkasse ist nicht nur Kreditgeber, sondern auch Sponsor, und zeigt weiterhin Interesse an Rennen.