Hohe Zuschauerzahl und Favoritensiege lassen Wettanbieter und Veranstalter jubeln.Der Raffelberg schärft sein Profil als Familien-Rennbahn.
Kleine Völkerwanderungen am Raffelberg im Halbstunden-Takt: Sobald die Pferde durchs Ziel galoppiert sind, verwandelt sich die Picknickatmosphäre auf und vor der Tribüne in Aufbruchstimmung. Der Führplatz, die Fotobox der WAZ und NRZ, Wettannahme, Getränkestände – und vor allem der Schatten zieht die Besucher hinter die Tribünen. Aber nur um zwanzig Minuten später wieder zurück Richtung Zieleinlauf zu gehen, wenn immer zur halben und vollen Stunde die Rennen starten.
Gerd Wesemann, Vorstand des Mülheimer Rennvereins, konnte sich das Treiben sehr zufrieden anschauen. „Nicht, dass hier großes Gedränge wäre“, kommentiert er den Publikumszuspruch beim „Volmer-Betonwerke-Renntag“: „Mehr geht natürlich immer. Aber wir können schon sehr zufrieden sein mit dieser Zahl.“
Culworth Boy siegt als Außenseiter
8500 Gäste versammelten sich auf der Rennbahn für den zweiten Renntag des Jahres, ganz gemischtes Publikum, von Kleinkindern bis Senioren. Einer darunter ist OB Ulrich Scholten – kein ausgewiesener Galoppfachmann, aber: „Ich genieße die tolle Atmosphäre hier.“
„Das war hier schon immer die Familien-Rennbahn“, ist Wesemann stolz. „Es kommen viele Familien, bringen ihre Kinder mit.“ Die seien dann oft die Glücksbringer: „Für die Kinder ist es besonders toll, die Pferde auf dem Führplatz zu sehen, so nah kommt man ja nie dran an solche Pferde. Die Kinder entscheiden oft nach Aussehen, auf welches Pferd die Eltern setzen sollen – und oft sind sie damit erfolgreich“, hat er beobachtet.
Tatsächlich: besonders unten am Fuß des Tribünenhangs, direkt an der Abgrenzung, sitzen im Zielbereich viele Kinder. Über die Lautsprecher wird mehrmals gebeten, die Kinder etwas Abstand zur Bahn halten zu lassen – denn nur Zentimeter hinter der Begrenzung, donnern hunderte Kilo schwere Rennsportmaschinen vorbei.
Sportlich sorgte der von Ana Bodenhagen (Neuss) trainierte Culworth Boy mit dem Kölner Jockey Alexander Pietsch für Aufsehen, der das mit 5100 Euro dotierte „Vivian Toma-Rennen“ zum Totokurs von 102:10 gewann. Es war die größte Überraschung zwischen sonst eher mageren Quoten für die Sieger, was die Wettbüros und den Rennverein wiederum freute: Je kleiner die Quote, desto mehr Leute gewinnen und setzen das Geld direkt wieder ein.
Flüchtlingskinder werden auf die Bahn eingeladen
Der Rennverein nannte einen Wettumsatz von insgesamt 86 160 Euro nach sechs Prüfungen. Allein auf der Bahn wurde für 53 369 Euro gewettet. Insgesamt ein toller Renntag. „Sehr dankbar“, sei man, meinte auch Vereinspräsident Hans-Martin Schlebusch, der sich dafür eingesetzt hatte, dass ein Bus voller Flüchtlingskinder auf Saarn auf die Rennbahn eingeladen wurde.
Die sahen nicht nur die Galopprennen, sondern auch das Theaterstück „Hans im Glück“, aufgeführt vom Theater an der Ruhr. Das musste übrigens, wie im Vorfeld befürchtet, tatsächlich wetterbedingt verschoben werden: Allerdings nicht aufgrund von Regen, sondern aufgrund der Hitze wurde im Tribünengebäude gespielt.
Shiny Blue gewinnt den Preis der WAZ und NRZ
Die schwüle Atmosphäre entlädt sich dann um kurz nach halb fünf. Während die neun Pferde des letzten Rennens auf der Bahn sind, fallen die ersten Tropfen.
Am Horizont blitzt es. Keiner geht, die Zuschauer sehen einen packenden Endspurt um den Preis der WAZ und NRZ, den schließlich Andreas Helfenbein auf Shiny Blue für sich entscheidet, bevor dann abermals Tausende gleichzeitig aufbrechen: Hinter die Tribüne, zur Toto-Bude, den letzten Gewinn abholen, zum letzten Mal an diesem Tag. Und dann ab nach Hause, bevor das Gewitter kommt.