Mülheim. . Mülheimer Natur- und Tierschützer verweisen auf das Bundesnaturschutzgesetz, das eine Störung während der Brut- und Aufzuchtzeit verbiete.
- Das Konzert müsse nicht ausfallen, es müsse nur verlegt werden, fordert der Nabu
- Tierschutzverein Mülheim verlangt Einhaltung von Gesetzen bei streng geschützten Arten
- Kritik üben Tier- und Naturschützer an OB Ulrich Scholten, der sich für das Konzert einsetzt
Das geplante Konzert von Superstar Ed Sheeran auf dem Flughafen Essen/Mülheim bringt die Natur- und die Tierschützer auf. Wohl auch, weil sie sich in die Rolle der Spaßbremser gedrängt sehen. „Wir haben nichts gegen das Konzert auf dem Flughafen“, macht Elke Brandt, stellvertretende Vorsitzende des Nabu Ruhr und Mülheimer Vogelkundlerin, deutlich: „Aber nicht zu diesem Zeitpunkt. Das Konzert muss nicht ausfallen, es muss nur verlegt werden.“ Auf einen Zeitpunkt nach Ende der Brutzeit der geschützten Vogelarten Feldlerche und Steinschmätzer ab Mitte August, schlägt der Nabu vor.
Dass beide Vogelarten auf dem Flughafengelände beheimatet sind, ist laut Aussage der Stadt Essen – federführende Genehmigungsbehörde für das Konzert – nicht strittig. In der letzten Sitzung des Mülheimer Naturschutzbeirats im Oktober wurde (im Rahmen des Masterplans nach Beendigung des Flugbetriebs) in einem Gutachten die Brut mehrerer Lerchenpaare bestätigt.
Größte Feldlerchen-Population von Essen und Mülheim
Elke Brandt zitiert aus dem Bundesnaturschutzgesetz, dass während der Aufzuchtzeit Vogelarten nicht zu stören seien, wenn „sich der Erhaltungszustand der lokalen Population“ dadurch verschlechtern könnte. Sie sieht einen klaren Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz, sollte das Konzert tatsächlich im Juli stattfinden: „Jeder normale Gartenbesitzer, der seine Hecken zwischen dem 1. März und dem 30. September zu stark beschneidet, bekommt Ärger und eine Geldbuße“, argumentiert sie.
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Anderswo in Mülheim, etwa am Auberg, tut die Stadt viel für den Schutz der Bodenbrüter: Unlängst wurden dort lange Zäune gezogen, um gefährdeten Bodenbrütern wie der Feldlerche den nötigen Ruheraum zu verschaffen. Am Flughafen Essen/Mülheim, so Elke Brandt, gebe es aber die größte Feldlerchen-Population von Essen und Mülheim.
Kritik an Oberbürgermeister Ulrich Scholten
Mülheimer Tierschützer und Vertreter der Naturschutzverbände üben auch Kritik an Oberbürgermeister Ulrich Scholten, der sich bereits öffentlich klar für das Ed-Sheeran-Konzert ausgesprochen hat. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) Mülheim, der den Flughafen als Örtlichkeit für das Konzert grundsätzlich ablehnt, fordert, dass Politik und Verwaltung „endlich ihr Profil für Natur- und Artenschutz zeigen“. Der OB sei bisher eben so wenig wie der Veranstalter, als ornithologischer Experte aufgefallen, kritisiert Thorald vom Berg die Einmischung in die Fachbelange.
Der Tierschutzverein Mülheim fordert ebenfalls die Einhaltung von Gesetzen bei streng geschützten Arten und kündigt an, ein Auge auf die Gutachten zu haben, die von Veranstalter und Genehmigungsbehörde angekündigt worden sind. Die Tierschützer würden die Großveranstaltung nicht verhindern können, aber: „Wir resignieren nicht vor Veranstaltern, Bürgermeister und Co. Wir sind nur Realisten und werden die Gutachten nach Freigabe einfordern.“