Mülheim. . Ob das Konzert von Superstar Ed Sheeran im Juli 2018 am Flughafen Essen-Mülheim stattfinden kann, ist noch nicht klar. Viele Fragen sind offen.

  • Superstar Ed Sheeran soll im Juli 2018 ein Konzert auf dem Flughafen Essen-Mülheim geben
  • 80 000 Karten sind verkauft, aber unklar ist, ob das Konzert überhaupt genehmigt wird
  • Offen sind Fragen zum Artenschutz, zum Verkehrs- und Sicherheitskonzept und zum Flughafenbetrieb

Es soll das Konzertereignis des Jahres 2018 werden: der Auftritt des britischen Superstars Ed Sheeran am 22. Juli vor 80 000 Menschen auf dem Flughafen Essen-Mülheim. Doch nun gefährden zwei bedrohte heimische Vogelarten das Mega-Konzert: die Feldlerche und der Steinschmätzer.

Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigt die Stadt Essen, dass es artenschutzrechtliche Bedenken gegen das Ed Sheeran-Konzert gibt. Die Feldlerche und der Steinschmätzer stehen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, ihr Schutz ist naturschutzrechtlich vorgeschrieben. „Ja, sowohl die Feldlerche als auch der Steinschmätzer sind auf dem Gelände beheimatet“, bestätigt Stadtsprecherin Silke Lenz und fügt hinzu: „Die Umweltämter der Städte Mülheim und Essen sowie ein vom Veranstalter beauftragter Biologe prüfen derzeit, ob die Tiere durch unterschiedliche Maßnahmen geschützt werden können.“

Veranstalter: Keinem Vogel wird Schaden zugefügt

Bedrohte Tierarten wie der Feldhamster und der Wachtelkönig vermögen Autobahnen, Bahnstrecken und Gewerbegebiete zu verhindern. Kippt jetzt ein Popkonzert wegen der Feldlerche?

Der Steinschmätzer
Der Steinschmätzer © Heiko Schmaljohann, dpa

Christian Wiesmann vom Hamburger Konzertveranstalter FKP Scorpio schüttelt den Kopf: „Durch das Konzert wird keinem einzigen Vogel Schaden zugefügt.“ Der Projektleiter weist darauf hin, dass für das Konzert allenfalls fünf Prozent des riesigen Flughafengeländes benötigt würden. Der Brutbereich der Feldlerche liege außerhalb des Flughafens, so bestehe ein ausreichender Abstand zu Konzertbühne und Publikum. Beim Steinschmätzer werde bislang nur von einem Brutverdacht ausgegangen. Gesehen habe man den Singvogel auf dem Flughafenareal noch nicht. „Es gibt genug Platz für alle Spezies“, findet Wiesmann.

Mülheims OB will Konzert unbedingt stattfinden sehen

„Es wäre eine Sünde und Schande, das Konzert nicht möglich zu machen“, sagt Mülheims Oberbürgermeister Ulrich Scholten derweil. „Es wäre die Möglichkeit, uns positiv darzustellen.“ Auf Arbeits­ebene der Städte Essen und Mülheim sei auch „verabredet, dass wir es möglich machen wollen. Wir sollten, ohne Umwelt-Rambos zu sein, mit dem Auge der Liebe draufgucken, um es hinzukriegen.“ Zum Artenschutz von Feldlerche und Steinschmätzer, so Scholten, lägen bereits zwei Gutachten vor, eines vom Veranstalter und eines seitens der Genehmigungsbehörde – beide zeigten unabhängig voneinander Möglichkeiten auf, wie man dem Artenschutz trotz Konzert gerecht werden könne. Doch Scholten sagt auch: Die in beiden Städten engagierten Artenschützer seien „hochgradig skeptisch“, seien „sehr restriktiv unterwegs“.

Die 80 000 Karten für das Ed Sheeran-Konzert waren im Juli wenige Stunden nach Beginn des Vorverkaufs vergriffen. Konzertveranstalter FKP Skorpio in Hamburg ist nach wie vor zuversichtlich, dass das Konzert stattfinden wird. Sowohl beim Verkehrs- als auch beim Sicherheitskonzept sei man in Gesprächen mit der Stadt Essen gut vorangekommen. Ein Grobentwurf für das Verkehrskonzept liegt in Essen vor. „Es wird ein Shuttle-Bus-Konzept geben, es geht nur noch um Details“, so Wiesmann (FKP Skorpio).

Rechtliche Vorgaben zum Betrieb des Flughafens

Die Feldlerche right Eine weitere Baustelle: die rechtlichen Vorgaben zum Betrieb des öffentlichen Flughafens, der für das Konzert (samt Auf- und Abbau) gesperrt werden müsste. „Grundsätzlich hat der Flughafen eine Betriebspflicht und kann deshalb nicht ohne Weiteres geschlossen werden. Dafür muss der Betreiber einen Antrag auf Befreiung von der Betriebspflicht stellen“, sagt die Bezirksregierung als Aufsichtsbehörde. Den Antrag werde man dann in Düsseldorf „unter Abwägung der Interessen der Betroffenen“ prüfen.

Ins Detail ging die Behörde nicht. Seitens der Stadt Essen heißt es, man gehe davon aus, die Vorgaben einhalten zu können. Der Veranstalter befinde sich in dieser Frage im Austausch mit der Aufsicht, dem Betreiber des Flughafens und den dort ansässigen Firmen.